Anton-Figl-Hof
Anton-Figl-Hof
Hernstorferstraße 22-32, 1140 WienBaujahr: 1956-1958
Wohnungen: 382
Architekt: Harald Bauer, Karl Musel, Rudolf Pamlitschka, Bruno Buzek, Fritz Böhm-Raffay, Friedrich Lang
Weitere Adressen
Gusenleithnergasse 27-35, 1140 Wien
Heinrich-Collin-Straße 17-25, 1140 Wien
Hütteldorfer Straße 170, 1140 Wien
Hütteldorfer Straße 174-176, 1140 Wien
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Anstelle der Wohnanlage befanden sich im Bereich der Heinrich-Collin-Straße zahlreiche Parzellen mit Schrebergärten. Die Hütteldorfer Straße war bereits bis auf einige Baulücken mit Gründerzeithäusern verbaut. Die Anlage entstand in mehreren Bauphasen ab 1956. Zuletzt wurde die Ecke Hütteldorfer/Hernstorferstraße geschlossen, wo sich ein weit von der heutigen Baulinie in die Straßenkreuzung ragendes altes Vorstadthaus befand.
Die Architektur
Die auf ansteigendem Terrain erbaute Wohnanlage besteht aus mehreren Bauteilen und wird durch eine Wohnstraße erschlossen. An der Hütteldorfer Straße schließen fünfgeschoßige Blöcke an die bestehende Bebauung an. Städtebaulich markant ist die Eckverbauung Hütteldorfer/Hernstorferstraße mit ihrem zurückgesetzten Trakt und den anschließend gestaffelten Wohnblöcken. Die zu den Straßen gelegenen Trakte sind in Randbebauung errichtet und umschließen einen begrünten Hofraum, in dem drei Baublöcke in Zeilenbauweise liegen. Die schlichte Architektur ist charakteristisch für den Wohnbau der 1950er-Jahre: Die Fassaden sind mit Fenstern gerastert. Die Hauseingänge sind durch einfache Kunststeinrahmungen oder erkerartig ausgebildete vertikale Stiegenhausachsen betont. Balkone beleben die Fassaden; Loggien lockern die Baukörper auf. Die farblich differenzierten Wohnblöcke und die in den Putz vertieften Fensterrahmungen sind typische Baudetails der Architektur jener Jahre.
... und die Kunst
Vier große Mosaikwandbilder dominieren die Stirnfronten der Baublöcke an der Wohnstraße. Die mit Farbfeldern hinterlegten Mosaike mit dem Titel "Ornament" aus dem Jahr 1956/58 stammen von Rudolf Hausner, Paul Meissner, Herbert Pass und Paul Pfeifer.
Der Name
Die Wohnanlage wurde nach Anton Figl (1895-1963) benannt. Der in der Gewerkschaft und der Sozialdemokratischen Partei engagierte Straßenbahnfahrer war 16 Jahre lang Bezirksvorsteher von Penzing. Er übte das Amt von 1946 bis 1962 aus.
Architekten
Harald Bauer - Harald Bauer (1901-1990) sammelte zunächst Baupraxis im Büro seines Vaters Leopold Bauer, bevor er von 1926 bis 1928 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister studierte. Nach seinem Studium ging er nach Opava (Mährisch-Troppau), wo er bis 1938 als freischaffender Architekt tätig war. Während des Zweiten Weltkrieges wurden mehrere Industrie- und Militäranlagen nach seinen Entwürfen ausgeführt. Ab 1946 war Bauer als Architekt in Österreich ansässig. Neben mehreren Wohnbauten, die er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften ausführte, plante er auch mehrere Kraftwerksbauten für die Donaukraftwerke A.G., wie etwa das Kraftwerk Wallsee-Mitterkirchen (mit Helmut Hitzginger).
Karl Musel - Über die Ausbildung des in Graz geborenen Architekten Karl Musel (1904-1970) gibt es keine Daten. Für die Gemeinde Wien war er vor allem in den 1950er- und 60er-Jahren an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa am Anton-Figl-Hof in Wien 14, Hernstorferstraße 22-32 (1956-1958), und am Franz-Glaserer-Hof in Wien 14, Hackinger Straße 30-36 (1963-1966).
Rudolf Pamlitschka - Rudolf Pamlitschka (1920-1999) studierte von 1939 bis 1947 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien plante er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften mehrere Wohnhausanlagen, wie etwa den Anton-Figl-Hof in Wien 14, Hernstorferstraße 22-32 (1956-1958), und die Anlage Markhofgasse 12-18 in Wien 3 (1954-1956). Das Wohnhaus Wällischgasse 10-12 in Wien 3 (1981-1983) entwarf Rudolf Pamlitschka eigenständig.
Bruno Buzek - Bruno Buzek (1911-1983) besuchte zunächst die Wiener Kunstgewerbeschule bei Josef Hoffmann, bevor er von 1932 bis 1935 an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister studierte, dessen Assistent er später auch wurde. In der Zwischenkriegszeit war er in verschiedenen deutschen Städten tätig, wie etwa Berlin und Freiburg im Breisgau, wo er vorwiegend Villen und Wohnhausanlagen realisierte. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Österreich zurück und arbeitete hier in Arbeitsgemeinschaften für den NS-Rüstungsbetrieb (Ausbau der Böhler-Werke in Waidhofen a. d. Ybbs; Kapsch-Werk in Wien 10). Nach 1945 war Buzek vor allem in Wohnbau tätig und richtete mehrere Café-Häuser im Zeitstil der 1950er-Jahre ein (z. B. Café Europa am Graben, Wien 1).
Fritz Böhm-Raffay - Friedrich Anton Josef Böhm-Raffay (1918-1992) studierte von 1938 bis 1941 Architektur an der Akademie für angewandte Kunst. Ab 1948 arbeitete er als selbstständiger Architekt und ab 1964 zudem als gerichtlich beeideter Sachverständiger für Liegenschaftsschätzungen. Den Schwerpunkt seiner Arbeiten setzte Friedrich Böhm-Raffay im Wohn- und Siedlungsbau, wobei er sich nach 1945 auch maßgeblich am Wiederaufbau beteiligte. Für die Gemeinde Wien entwarf er etwa die Wohnhäuser Rainergasse 13 in Wien 4 (1952) und Lorenz-Mandl-Gasse 7-9 in Wien 16 (1958/59).
Friedrich Lang - Friedrich Lang (1911-1978) studierte von 1932 bis 1937 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1938 mit der 2. Staatsprüfung abschloss und zudem 1938/39 die Meisterschule besuchte. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem den Karl-Kysela-Hof in Wien 16, Thaliastraße 159 (1967-1969), und zusammen mit Ernst Plojhar den Rudolf-Hitzinger-Hof in Wien 21, Leopoldauer Straße 70 (1969-1971), und die Anlage Rudolf-Zeller-Gasse 71 in Wien 23 (1972-1975).