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Otto-Probst-Straße 12

Fakten

Otto-Probst-Straße 12

Otto-Probst-Straße 12, 1100 Wien

Baujahr: 1989-1991

Wohnungen: 77

Wohnen in Wien

In den späten 1980er- und in den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben Sanierungsarbeiten auf die Stadterweiterung (21.000 Wohnungen in vier Jahren). Gemeinsam mit der Stadtplanung werden großflächig Siedlungsgebiete im Nordosten und Süden Wiens erschlossen. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den heutigen Bevölkerungsstrukturen an und sparen durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

Die Geschichte des Wienerberges ist von der langen Tradition der Ziegelproduktion geprägt. Um 1820 wurde die Ziegelfabrik am Wienerberg zur größten Europas. Die Ziegelarbeiter hausten in Massenquartieren und einfachen Baracken, die im Umfeld der Fabrik entstanden. Erst in den 1960er-Jahren wurde der Lehmabbau unrentabel, und die Ziegelwerke wurden stillgelegt. Für die Neugestaltung des Areals wurden mehrere Wettbewerbe ausgeschrieben. Das Konzept für die Siedlung entlang der Otto-Probst-Straße ging aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervor, der 1980 von Otto Häuselmayer gewonnen wurde. Die insgesamt 2.000 Wohnungen wurden 1984 und 1996 in drei Etappen realisiert. Als Auftraggeber fungierten sowohl öffentliche als auch private Bauträger. Trotz der Hinwendung zur Urbanisierung wurde auf eine möglichst geringe Wohndichte und die unmittelbare Integration naturnaher Freiräume Wert gelegt.

Die Architektur

Die insgesamt zehn Stiegenhäuser umfassende Wohnhausanlage erstreckt sich - dem Prinzip der Blockrandverbauung folgend - L-förmig an der Ecke Otto-Probst-Straße/Friedrich-Adler-Weg. Städtebaulich markant ist die dreiachsige schräge Eckpartie gestaltet. Die Erdgeschoßzone ist hier etwas nach hinten versetzt. Zwei schmale Stützen tragen einen konvex vorkragenden, in halbrunden Loggien aufgelösten Erker, der zudem das massive Dachgesims durchbricht. Gerundete Loggien leiten links und rechts davon zu den Längseiten der Anlage über. Die auf den Friedrich-Adler-Weg ausgerichtete Front wird durch dreiteilig eingeschnittene Eingänge gegliedert. Die Stiegenhausachsen an der langen Fassade der Otto-Probst-Straße sind spitz vorgezogen bzw. verdacht. Erhabene Wandfelder strukturieren die dazwischen liegenden Fassadenabschnitte. Die Hoffronten werden durch Loggienblöcke in mehrere Abschnitte gegliedert. Die einzelnen Abschnitte des Flügels am Friedrich-Adler-Weg werden zudem spitz vorgezogen. Rundöffnungen und Spitzdächer sorgen zusätzlich für eine abwechslungsreiche und belebte Modellierung der Baumassen.

Der Name

Benannt ist der quer durch die Siedlung verlaufende Straßenzug nach dem Politiker Otto Probst (1911-1978). Der Sozialdemokrat begann seine Karriere in der Jugendschutzstelle der Arbeiterkammer in Wien. Unter dem NS-Regime war er zunächst im KZ Buchenwald inhaftiert und kam 1943 in eine Strafkompanie der Wehrmacht an die Ostfront. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Probst Zentralsekretär der SPÖ. Von 1963 bis 1966 war er Bundesminister für Verkehr und Elektrizitätswirtschaft und von 1970 bis 1974 Obmann der SPÖ Wien. Der langjährige Nationalratsabgeordnete verstarb 1978 in seinem Arbeitszimmer im Parlament.