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Franz-Koblizka-Hof

Fakten

Franz-Koblizka-Hof

Adalbert-Stifter-Straße 35, 1200 Wien

Baujahr: 1968-1970

Wohnungen: 465

Architekt: Erich Huber, Josef (Sepp) Schuster, Adolf H. Kautzky, Erna Grigkar-Kapinus, Libuse Partyka, Florian Omasta, Gerhard Krampf

Weitere Adressen

Spielmanngasse 4, 1200 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, war bis zur Donauregulierung 1870-1875 zu großen Teilen eine Aulandschaft mit Fasangarten, den Josef II. 1775 gemeinsam mit dem Augarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. Das Gebiet wurde anfangs hauptsächlich von Fischern, Jägern und Holzfällern bewohnt, später kamen Gärtner und Wirte hinzu. Im 19. Jahrhundert begann man mit dem Anlegen von Küchengärten sowie mit der Ansiedelung der ersten Fabriken. Zu dieser Zeit setzte eine Verbauung des Landes ein, die freilich bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges keineswegs flächendeckend war. Baulücken wurden in großem Umfang erst durch den kommunalen Wohnbau der Ersten Republik geschlossen. Im Jahr 1900 wurde die Umgebung des Gemeindebaus von der Leopoldstadt getrennt und als eigenständiger Bezirk eingerichtet.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus parallel zueinander angeordneten, gegeneinander versetzten Blöcken in gleicher Höhe sowie rechtwinkelig dazu stehenden niedrigeren Häusern im Zwischenraum. Letztere verknüpfen die frei stehenden Wohnblöcke und strukturieren die Freiflächen durch die Parzellierung. Die Wohnhausanlage wurde aus Fertigbetonteilen errichtet und reiht sich unter die Plattenbauten der zweiten Generation, die ab 1969 in Wien errichtet wurden, ein. Die Fassaden der Gebäude sind mit einheitlichen, hellen Platten verkleidet, die Erschließungstürme heben sich durch ihre dreifarbige Gestaltung besonders gut von den hellen Fronten ab. Die Lochfassaden werden lediglich durch axial angeordnete Balkone und Loggien sowie unterschiedlich große Fenster strukturiert.

Der Name

Eine Gedenktafel erinnerte Franz Koblizka (1906-1971). Der Namensgeber war seit seiner Jugend in der Gewerkschaft und sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Im Jahre 1945 stellte er sich dem sozialdemokratischen Wiederaufbau in der Brigittenau zur Verfügung und erwarb dabei große Verdienste um die Bevölkerung des Bezirks. Deshalb wurde er 1954 zum Bezirksvorsteher gewählt und leitete die Geschicke des Bezirks bis zum Jahre 1969 mit großer Umsicht und Tatkraft.

Architekten

Erich Huber - Erich Huber (1925-2006) studierte von 1947 bis 1951 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1953 die 2. Staatsprüfung ablegte. Für die Stadt Wien war er etwa an den Entwürfen zum Franz-Koblizka-Hof in Wien 20, Adalbert-Stifter-Straße 35 (1968-1970) beteiligt. Von ihm stammen aber auch die mehrstöckigen Dachausbauten der Häuser Tiefer Graben 16 und 18 in Wien 1 (1989).

Josef (Sepp) Schuster - Josef (Sepp) Schuster (1924-1999) studierte zunächst an der Technischen Hochschule Graz, wo er die 1. Staatsprüfung ablegte. Er schloss sein Architekturstudium 1951 mit der 2. Staatsprüfung an der TH Wien ab. Für die Gemeinde Wien war Sepp Schuster unter anderem an den Entwürfen zum Johann-Radfux-Hof in Wien 23, Breitenfurter Straße 184-196 (1960-1962) und zur Schule Hermann-Broch-Gasse in Wien 12 (1967/68) beteiligt. Nach seinen Entwürfen wurden aber auch die Trinitatiskirche in Wien 14, Freyenthurmgasse 20 (1967/68), und die Bekenntniskirche in Wien 22, Erzherzog-Karl-Straße 145-147 (1955/56), errichtet.

Adolf H. Kautzky - Adolf Heinrich Kautzky (1910-1984) studierte bei Peter Behrens an der Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er 1932 mit dem Meisterschulpreis abschloss. Unter dem NS-Regime arbeitete er mit Hanns Dustmann im Planungsamt der NS-Gauverwaltung von Wien an der Neugestaltung von Heldenplatz und Volksgarten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er vor allem im Wohnbau tätig. Zusammen mit Kurt Walder realisierte er unter anderem das Gemeindewohnhaus Rechte Wienzeile 25-27 in Wien 4 (1952/53).

Erna Grigkar-Kapinus - Erna Grigkar-Kapinus (1909-2001) studierte ab 1930 Architektur bei Emil Artmann an der Technischen Hochschule Wien. Danach war sie als Architektin in Wien und im Umkreis von Margarete Schütte-Lihotzky tätig. Grigkar-Kapinus konzipierte unter anderem die kleine Wohnhausanlage an der Breitenfurterstraße 555-557 in Wien 23 (1973-1975).

Libuse Partyka - Libuse Partyka (geb. Partykova, 1921-1995; verh. Bazalka) studierte ab 1944 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien plante sie meist in Zusammenarbeit mit anderen Architektinnen mehrere Bauwerke, wie etwa mit Erika Peters und Eugenie Pippal-Kottnig die Wohnhäuser Weintraubengasse 6-10 und 13 in Wien 2 (1982-1983) und Zirkusgasse 30 in Wien 2 (1981-1983). Die Pläne zur Anlage Schottenfeldgasse 37 in Wien 7 (1987-1989) stammen von Partyka alleine.

Florian Omasta - Florian Omasta (1902-1990) studierte ab 1935 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften mehrere große Wohnhausanlagen, wie etwa den Conrad-Lötsch-Hof in Wien 21, Floridsdorfer Markt 9-14 (1961/62), und die Anlage Leebgasse 102-106 in Wien 10 (1951/52).

Gerhard Krampf - Gerhard Krampf (1924-1992) studierte von 1946 bis 1950 an der Universität für Angewandte Kunst Wien, wo er die Meisterklasse von Franz Schuster besuchte. Ab 1951 war er immer wieder Mitarbeiter im Büro von Karl Schwanzer und von 1970 bis 1975 dessen Entwurfsleiter. So war er unter anderem am Bau des Österreichischen Pavillons der Weltausstellung 1967 in Montreal und am Bau der BMW-Zentrale in München (1973) beteiligt. Nach Schwanzers Tod 1975 übernahm Krampf dessen Büro. Sein bedeutendstes Werk in Wien ist das noch gemeinsam mit Karl Schwanzer geplante Universitätszentrum in der Althanstraße (Althanstraße 14, Wien 9, 1976).