Grassingerhof
Grassingerhof
Brunhildengasse 3, 1150 WienBaujahr: 1932-1933
Wohnungen: 117
Architekt: Josef Berger, Martin Ziegler
Weitere Adressen
Walkürengasse 12, 1150 Wien
Hagengasse 23, 1150 Wien
Stutterheimstraße 20, 1150 Wien
Walkürengasse 12, 1150 Wien
Stutterheimstraße 20, 1150 Wien
Hagengasse 23, 1150 Wien
Wohnen in Wien
Zu Beginn der 1930er-Jahre wurde der kommunale Wohnungsbau durch die zunehmend schlechte Wirtschaftslage massiv eingeschränkt. Um für die arbeitslose Bevölkerung trotzdem Wohnraum und Beschäftigung schaffen zu können, ging die Stadt dazu über, am Stadtrand liegendes Bauland zu erschließen und so genannte "Erwerbslosensiedlungen" zur Verfügung zu stellen. Die Siedlungshäuser wurden von den späteren Bewohnern nach einem vorgegebenen Bebauungsplan selbst errichtet. Durch die Ausschaltung des Parlaments und die Einführung einer autoritären ständestaatlichen Verfassung verlor Wien 1934 den Status eines eigenen Bundeslandes. Der Wohnbau kam so gut wie zum Erliegen, und die Arbeitslosigkeit stieg weiter. Der wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung versuchte die Stadt entgegenzuwirken, indem sie Bauland zur Gründung autarker Wohneinheiten bereitstellte und so die Bewohner aus dem Elend der traditionellen Arbeiterbezirke an den grünen Stadtrand absiedelte.
Geschichte
Das Areal ist Teil des Nibelungenviertels, dem östlichen Bereich des ehemaligen Exerzier- und Paradeplatzes Schmelz, das 1910 zur Besiedlung freigegeben wurde. Die Wohnhausanlage befindet sich im obersten Bereich dieses Viertels, wo sie direkt der Kleingartensiedlung Schmelz gegenüberliegt. Der Schriftzug mit dem Hofnamen sowie die Gedenktafel für den Namensgeber Johann Grassinger wurden während des Austrofaschismus entfernt und erst am 30. Oktober 1949 wieder angebracht.
Die Architektur
Die viergeschoßige Wohnhausanlage mit ausgebautem Dachgeschoß ist U-förmig angelegt und gegen die Brunhildengasse geöffnet. Während die Fassaden des großen Straßenhofs durch vorspringende Stiegenhäuser und Einzelbalkone gegliedert sind, bildete das Architektenteam Josef Berger und Martin Ziegler die lange Front gegen die Stutterheimgasse als reine Lochfassade aus. Im Gegensatz dazu sind die Ansichten gegen die Hagen- und Walkürengasse zu sehen, bei denen jeweils über vier Achsen reichende Balkone für eine Akzentuierung der Mitte sorgen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen jedoch die gitterartigen Balkonvorbauten der Seitenflügel, deren Steher sich aus dem an dieser Stelle hochgezogenen Sockel entwickeln.
... und die Kunst
Am Gebäude ist eine Gedenktafel mit Reliefkopf für Johann Grassinger, den ehemaligen Bezirksvorsteher von Fünfhaus, angebracht.
Der Name
Die Wohnhausanlage wurde infolge des Gemeindratsausschusses IV mit Sitzung vom 28.8.1933 nach dem früheren Bezirksvorsteher Johann Grassinger (1869-1932) benannt. Grassinger wurde 1903 Filialleiter der Arbeiter-Zeitung, 1907 in die niederösterreichische Landesvertretung gewählt und im Jahr 1919 Bezirksvorsteher vom 15. Gemeindebezirk.
Architekten
Josef Berger - Josef Berger (1898-1989) studierte an der Technischen Hochschule Wien und war vorübergehend auch Schüler von Adolf Loos und Oskar Strnad. 1921 gründete Berger mit seinem Studienkollegen Martin Ziegler eine Bürogemeinschaft. Zunächst vor allem mit Inneneinrichtungen beschäftigt, errichteten sie von 1926 bis 1934 mehrere Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien und private Wohnhäuser. 1934 emigrierte Berger nach Haifa und weiter nach London, wo er bis zu seinem Tod als Architekt tätig war.
Martin Ziegler - Martin Ziegler (1896-?) studierte von 1917-1921 an der Technischen Hochschule Wien. Der mit seinem Studienkollegen Josef Berger 1921 gegründeten Bürogemeinschaft gelang bis 1934 die Realisierung mehrerer Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien sowie privater Wohnhäuser. Nach 1934 führte Ziegler das Architekturbüro allein weiter, jedoch ohne großen Erfolg. Er emigrierte 1939 nach London, wo sich bereits sein früherer Kollege Josef Berger aufhielt. Seine Spuren verlieren sich 1940, als er in die USA weiterzog.