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Johann-Schauhuber-Hof

Fakten

Johann-Schauhuber-Hof

Rudolf-Zeller-Gasse 58-60, 1230 Wien

Baujahr: 1968-1969

Wohnungen: 157

Architekt: Roland Wagner, Stephan Simony, Johannes (Hans) Hohenegger

Weitere Adressen

Talkengasse 2-4, 1230 Wien

Krappweg 3, 1230 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die 14 Stiegen umfassende Wohnhausanlage an der Rudolf-Zeller-Gasse entstand in den Jahren 1968/69 an der Grenze von Atzgersdorf zu Mauer im 23. Wiener Bezirk. Beide Gemeinden entstanden schon früh als Gassengruppendorf bzw. Grabenangerdorf und wurden 1938 in den Bezirk Liesing eingemeindet. Das ursprünglich durch Einfamilienhäuser und Villen charakterisierte Stadtbild wird heute zunehmend von Wohnhausanlagen und großzügig angelegten Parks wie dem Fridtjof-Nansen-Park geprägt.

Die Architektur

Der in Zeilenbauweise errichtete Johann-Schauhuber-Hof besteht aus mehreren frei stehenden Baukörpern, die parallel bzw. orthogonal zueinander liegen und eine großzügig gestaltete Grünanlage umschließen. In Planung und Bauweise ist die Anlage mit der ein Jahr später errichteten Wohnsiedlung an der Rudolf-Zeller-Gasse 69 (1969/70) der Architekten Brigitte Wiedmann und Friedrich Albrecht zu vergleichen. Alle Wohnungen - mit Ausnahme jener der quergestellten Kopfbauten - sind in Ost-West-Richtung angelegt und verfügen über Loggien bzw. Halbloggien.

In ihrem äußeren Erscheinungsbild folgen die Gebäude der Hofanlage dem Typus des kommunalen Wohnungsbaus der 1960er-Jahre. Alternierende Achsen unterschiedlich dimensionierter Fenster rhythmisieren die glatt verputzte Fassade. Akzente setzen auch die leicht hinter die Fassadenflucht gezogenen Stiegenhäuser mit mehrteiligen Fenstern sowie die aus der Häuserfront vorkragenden Loggien.

Trotz der grünen Lage verfügt die Siedlung über eine gut ausgebaute Verkehrsanbindung an das nahe gelegene Liesinger Zentrum.

Der Name

Der Johann-Schauhuber-Hof wurde nach dem von 1920 bis 1934 amtierenden Gemeinderat der damaligen Gemeinde Mauer, Johann Schauhuber, benannt.

Die ehemalige Mangasse und heutige Rudolf-Zeller-Gasse erhielt ihren Namen nach dem Vizebürgermeister und Ehrenbürger von Mauer, Rudolf Zeller (1858-1918).

Die Rechte Wasserzeile trägt diesen Namen 1928 aufgrund ihres Verlaufs entlang der 1. Wiener Hochquellwasserleitung.

Der bis 1963 unbenannte Fußweg und heutige Krappweg ist nach der im 18. Jahrhundert in Mauer angebauten Farbwurzel, der so genannten Krappwurzel, benannt.

Der Name der Talkengasse bezieht sich auf den früheren Flur- und Riednamen Mittlere, Untere und Obere Talken.

Prominente Bewohner

Zu den zahlreichen berühmten Bewohnern von Mauer und Atzgersdorf zählen u.a. der Architekt und Heinrich-von-Ferstel-Schüler Karl Mayreder (1856-1935) sowie der Historien- und Porträtmaler Kaiserin Elisabeths, Anton Romako (1832-1889).

Architekten

Roland Wagner - Roland Wagner, geboren 1920, studierte Architektur an der Technischen Universität in Graz und schuf als freier Architekt vorwiegend Wohn- und Schulbauten. Zu seinen bekanntesten Werken zählen eine Eigenheimsiedlung in Laxenburg, der Umbau der Villa Primavesi in Wien 13, Gloriettegasse, die Bundesfachschule für Höhere wirtschaftliche Berufe in Krieglach sowie das Gewerkschaftsheim in Prein/Rax. Beim Wettbewerb des Bundesministeriums "Wohnen morgen" wurde ihm der 1. Preis zuerkannt.

Stephan Simony - Stephan Simony wurde 1903 als Sohn des akademischen Kunstmalers Stephan Simony (1860-1950) in Wien geboren. Nach seiner Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule und der Akademie der bildenden Künste war Simony in Berlin und Wien als freischaffender Architekt tätig. 1939 emigrierte er mit seiner jüdischstämmigen Frau zu seinem früheren Professor Clemens Holzmeister in die Türkei, wo er an der neu gegründeten Technischen Universität unterrichtete. Nach seiner Rückkehr nach Wien im Jahr 1944 war Simony unter anderem an der Planung der Per-Albin-Hansson-Siedlung - gemeinsam mit Friedrich Pangratz, Franz Schuster und Eugen Wöhrle - beteiligt. Ab 1948 hatte er einen Lehrstuhl für Bühnen- und Festdekoration an der Akademie der bildenden Künste inne und zeichnete u.a. für die Ausgestaltung des Hotel Daniel in Graz (1955/56) verantwortlich. Stephan Simony starb 1971 in Wien.

Johannes (Hans) Hohenegger - Hans Hohenegger studierte bis 1951 bei Franz Schuster an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Seit 1957 betreibt er in Wien sein eigenes Büro mit Schwerpunkt Krankenhaus- und Verwaltungsbau. Zu seinen wichtigsten Bauten zählen das Hanuschkrankenhaus in Wien 14, das St. Anna Kinderspital in Wien 9, das Rudolfinerhaus in Wien 19 und das Gebäude der Flugverkehrskontrolle Wien 3.