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Per-Albin-Hansson-Siedlung-Ost

Fakten

Per-Albin-Hansson-Siedlung-Ost

Jura-Soyfer-Gasse 10, 1100 Wien
Franz-Koci-Straße 2-6, 1100 Wien
Franz-Koci-Straße 5-7, 1100 Wien
Wendstattgasse 10, 1100 Wien
Alma-Rose-Gasse 2, 1100 Wien
Zwölfpfenniggasse 1-3, 1100 Wien
Bergtaidingweg 21, 1100 Wien
Wendstattgasse 9-15, 1100 Wien
Alaudagasse 11-17, 1100 Wien
Ada-Christen-Gasse 1, 1100 Wien
Wendstattgasse 1, 1100 Wien

Baujahr: 1970-1974

Wohnungen: 4289

Architekt: Peter Payer, Oskar Payer, Hermann Kutschera

Weitere Adressen

Wendstattgasse 7, 1100 Wien

Walter-Lindenbaum-Gasse 1, 1100 Wien

Jura-Soyfer-Gasse 4-6, 1100 Wien

Johann-Pölzer-Gasse 2, 1100 Wien

Alaudagasse 5-9, 1100 Wien

Jura-Soyfer-Gasse 1, 1100 Wien

Wendstattgasse 4, 1100 Wien

Wendstattgasse 6, 1100 Wien

Franz-Koci-Straße 9-15, 1100 Wien

Arnold-Holm-Gasse 2, 1100 Wien

Arnold-Holm-Gasse 1, 1100 Wien

Ada-Christen-Gasse 11-17, 1100 Wien

Franz-Koci-Straße 12-18, 1100 Wien

Moritz-Seeler-Gasse 2, 1100 Wien

Moritz-Seeler-Gasse 1-3, 1100 Wien

Hubert-Gsur-Gasse 2, 1100 Wien

Bergtaidingweg 17, 1100 Wien

Ada-Christen-Gasse 7, 1100 Wien

Felix-Grafe-Gasse 3-5, 1100 Wien

Wendstattgasse 16, 1100 Wien

Max-Fleischer-Gasse 4, 1100 Wien

Walter-Lindenbaum-Gasse 4-6, 1100 Wien

Max-Fleischer-Gasse 1-3, 1100 Wien

Wendstattgasse 22, 1100 Wien

Felix-Grafe-Gasse 4, 1100 Wien

Alaudagasse 19, 1100 Wien

Johann-Pölzer-Gasse 4, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Favoriten noch weitgehend unverbaut. Die städtebauliche Entwicklung begann hier erst mit der Errichtung des Arsenals (1849-1856), des Südbahnhofes (1867-1870) und der Bautätigkeit an der Ringstraße, wodurch die in Favoriten ansässigen Ziegelfabriken großen Aufschwung erhielten. Die günstige Verkehrsanbindung durch den neuen Südbahnhof hatte zudem die Ansiedlung zahlreicher Betriebe zur Folge. Um Wohnraum für die zugezogenen Arbeiter zu schaffen, wurde das Gebiet bis zur Quellenstraße nach einem Rasterplan mit meist viergeschoßigen Zinshausblöcken verbaut. Nach dem Börsenkrach 1873 stagnierte allerdings die Bautätigkeit. Ab 1890 kam es durch die Ansiedlung von mittelgroßen Fabriken entlang der Quellenstraße, wie etwa der Ankerbrot-Fabrik (1892), zu einem neuerlichen Wachstum. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren rund ein Viertel aller Wohnhausanlagen in Favoriten zerstört. Um neuen Wohnraum zu gewinnen, wurden die Baulandreserven im Süden von Wien erschlossen und mit dem Bau der Per-Albin-Hansson-Siedlung (West) begonnen (1947-1955). Die Errichtung der Per-Albin-Hansson-Siedlungen Ost und Nord folgte ab 1967.

Die Architektur

Die Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost entstand in zwei Bauphasen nach den Plänen der Architekten Oskar und Peter Payer (1971-1972) und Hermann Kutschera (1972-1974). Die in Betonfertigbauteilen errichteten Wohnblöcke umfassen bis zu neun Geschoße. Sie sind zum Teil als schlichte Riegelbauten parallel zueinander ausgerichtet oder in Gruppen angeordnet. Die nach Süden ausgerichteten Fronten der niedrigeren Riegelbauten werden durch tief eingeschnittene Loggien aufgebrochen. Markant heben sich an ihnen die niedrigeren, versetzt angeordneten Fenster der Stiegenhäuser ab. Gleichmäßig verteilt eingesetzte Fenster strukturieren die geschlossenen Nordseiten. Die Fassaden der höheren Gebäude werden zum Teil durch die vorgelagerten, leicht überhöhten Aufzugstürme rhythmisiert. Bemerkenswert sind ihre durchgehend verglasten Schmalseiten, die im Kontrast zur geschlossenen, glatten Fassadenstruktur stehen. An anderen Gebäuden sind die Stiegenhausachsen vertieft eingeschnitten und mit niedrigen Fensterschlitzen durchsetzt. Die hohen Wohnblöcke sind gestaffelt und versetzt zueinander angeordnet. Durch Abwinkelungen entstanden offene Höfe mit Ruhe- und Erholungsräumen. Vor- und zurückspringende Gebäudeteile variieren die Plattenbauten, die durch tief eingeschnittene Loggien aufgebrochen werden. Breitere Loggienachsen sind den Fassadenfronten wiederum vorgezogen und sorgen für zusätzliche Abwechslung. Dekorative Akzente setzen strukturierte Wandfelder zwischen den Fenstern und Loggien und die farblich gestalteten Loggia-Brüstungen. Im Zuge der Renovierung wurden die Wohnbauten mit einem neuen Farbkonzept versehen. Einzelne Bauteile, wie etwa die Aufzugstürme, wurden dadurch betont abgehoben und die glatten Fassadenflächen in Zonen strukturiert.

... und die Kunst

An den meisten Hauseingängen der Siedlung befinden sich Hauszeichen, die als Zyklen bzw. Serien entstanden sind. Folgende Künstler waren daran beteiligt: Helene Hädelmayr (8 Stück "Abstrakte Formen", Terrakottareliefs), Maximilian Melcher (11 Stück "Wiener Viechereien", geätzte Zeichnung auf Aluminiumblech), Eva Anna Siller (8 Stück "Rhythmisch ornamental abgewandeltes Bandmotiv", Email und 2 Stück "Fische", Email auf Kupfer), Günther Kraus (12 Stück "Biotope", Email auf Stahlblech), Robert Pick (12 Stück "Abstrakte Komposition", Glasmosaiktürgriffe), Gerhard Gutruf (12 Stück "Die vier Jahreszeiten", Mosaik), Johannes Wanke (15 Stück "Figurative Darstellungen", Natursteinmosaike), Edda Mally (16 Stück "Abstrakte Komposition", Smaltenmosaike), Otto Beckmann (12 Stück "Signifikante Zeichen", Mosaik in Keramik und Email), Karl A. Wolf (10 Stück "Farbkomposition", Smaltenmosaike).

Zudem befinden sich in den Grünflächen das frei stehende Kalksandsteinrelief "Freizeit" des Bildhauers Gottfried Buchberger (1969-1971), die von Franz Xaver Hauser geschaffene Natursteinplastik "Komposition" (1969) und die Kalksteinplastik "Pression Repression" von Wolfgang Helminger (1972). Weiters sind die Plastik "Figur" des Bildhauers Oskar E. Höfinger (1974), das frei stehende Natursteinrelief "Märchenfiguren aus 1001 Nacht" von Eduard Robitschko (1970) und die Steinskulptur "Liegende" des Bildhauers Alfred Kurz (1954-1956) zu finden.

Der Name

Der schwedische Politiker Per Albin Hansson (1885-1946) gründete bereits 1903 mit seinem Bruder Sigfried Hansson den sozialdemokratischen Jugendverband. 1918 wurde Hansson in den Reichstag gewählt und 1925 zum Parteivorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Schwedens ernannt. In seiner berühmt gewordenen "Volksheim"-Rede definierte er 1928 die Ziele der sozialdemokratischen Politik. Hansson war zwischen 1932 und 1946 sozialdemokratischer Ministerpräsident von Schweden 1945 maßgeblich an der Einleitung der Hilfsaktionen für die hungernde Wiener Bevölkerung beteiligt.

Architekten

Peter Payer - Peter Payer wurde am 5. Dezember 1932 in Wien geboren. Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule sowie an der Akademie der angewandten Kunst in Wien und diplomierte im Jahr 1956 bei Prof. Franz Schuster. Gleich seinem Vater Oskar Payer konzentrierte er sich auf die Verbesserung der Wohnkultur sowie die Rationalisierung des Wohnungsbaus. Zahlreiche Publikationen zeugen vom Engagement der beiden Architekten. Neben der Planung Tausender Wohnungen für die Gemeinde Wien entwarfen Oskar und Peter Payer auch Möbel und gründeten das Einrichtungshaus "Payer-Dekor". Im Jahr 1970 erhielten sie den Staatspreis für ein Sitzliegemöbel.

Oskar Payer - Oskar Payer (1903-1973) erlernte zunächst das Tischlerhandwerk, bevor er die Staatsgewerbeschule in Wien besuchte. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich vor allem für eine Verbesserung der Wohnkultur sowie auch für die Funktionalität der Wohnung selbst ein. Dies stellte er u.a. in zahlreichen Publikationen, wie z.B. "Die praktische Wohnungskunde", und als Obmann des Vereins "Die Frau und ihre Wohnung" unter Beweis. Für die Stadt Wien plante Oskar Payer gemeinsam mit seinem Sohn Peter Payer mehrere Tausend Wohnungen, allen voran die zahlreichen Montagebau-Wohnungen.

Hermann Kutschera - Hermann Kutschera (1903-1991) studierte zunächst Architektur an der Technischen Hochschule Wien und später in München. 1925/26 besuchte er an der Akademie der bildenden Künste Wien die Meisterschule von Clemens Holzmeister, in dessen Atelier er bis 1930 beschäftigt war. Ab 1932 arbeitete er als selbständiger Architekt. Seine Spezialgebiete waren Gewerbebauten (Hotels und Restaurants) und Sportanlagen. Vor allem in den Kurorten Bad Gastein und Bad Ischl wurde viel nach seinen Plänen errichtet. 1936 erhielt er bei den Olympischen Spielen in Garmisch-Partenkirchen für sein Projekt eines Schistadions mit Sprungschanze eine Goldmedaille in der Disziplin Architektur. Für die Gemeinde Wien entwarf er mehrere Wohnhausanlagen.