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Fleminghof

Fakten

Fleminghof

Josef-Weinheber Platz 6-10, 1160 Wien

Baujahr: 1954-1957

Wohnungen: 525

Architekt: Viktor Kromp, Otto Kugler, Franz Knobloch, Hanns Kunath, Robert Zeidner

Weitere Adressen

Zwinzstraße 13-23, 1160 Wien

Maroltingergasse 26-34, 1160 Wien

Lorenz-Mandl-Gasse 1-5, 1160 Wien

Horvathgasse 18-26, 1160 Wien

Chlumberggasse 1-5, 1160 Wien

Horvathgasse 13-21, 1160 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Der Generalstadtplan von Wien aus dem Jahr 1912 sah vor allem für die erst seit kurzem eingemeindeten Vororte eine räumlich übergreifende Stadtplanung vor. Für den heutigen Josef-Weinheber-Platz war ein großstädtischer sternförmiger Platz vorgesehen, von dem sechs Straßen radial abgingen. Das Gleiche wurde für den benachbarten Gutraterplatz geplant und auch entsprechend umgesetzt. Nicht so am Josef-Weinheber-Platz, hier wurden erst in den 1950er-Jahren drei Straßenblöcke zur städtischen Wohnhausanlage "Fleminghof" zusammengefasst.

Die Architektur

Die 13 Bauteile umfassende Anlage des Fleminghofs verbindet die Zeilenbauweise der 1950er-Jahre mit den geschlossenen Hofformen der frühen Gemeindebauten. Die einzelnen Wohnblöcke sind überwiegend frei stehend, einmal L-förmig und einmal in einem langen rechtwinkeligen Verband angeordnet, der mit 13 von insgesamt 39 Stiegen die Anlage optisch zusammenhält. Durch die Wohnhausanlage führt die Horvathgasse und leitet zur Hauptansicht des "Fleminghofs" über einer breiten, säulengestützten Durchfahrt Richtung Lorenz-Mandl-Gasse. Zwischen den Wohnbauten werden viele begrünte Höfe eingeschlossen, die mit Sitzgruppen und Pergolen ausgestattet die Niveauunterschiede des Grundstücks ausgleichen. Die zu Verbänden zusammengefügten Wohnblöcke sind aufgrund des stark abfallenden Geländes in der Höhe gestaffelt. Mit Ausnahme eines fünfgeschoßigen Bauteils sind sämtliche Wohnhäuser vier Geschoße hoch und verfügen über ein mit Mansarden ausgebautes Walmdach, das auf einem ausladenden Dachgesims auflagert. Teilweise läuft das Gesims unter den Mansarden durch, hofseitig gehen die Fassaden aber auch direkt in das fünfte Geschoß über und bilden einen wuchtigen Mittelrisalit. Einzelbalkonreihen und flache Erker gliedern die Lochfassaden vertikal, verschiedenfarbige Verputze sorgen für ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Bei manchen Bauteilen wurden nachträglich Lifttürme ergänzt. Alle Fenster sind mit Fensterfaschen, einzelne Fensterachsen mit plastischen Steinlaibungen gerahmt, die wie die Erker optisch auf zwei einfachen Konsolen auflagern und schräg zu den Fensterbänken auslaufen. Diese Fenstereinfassungen und die fünf Wandmosaike stechen in der sonst zurückhaltenden Gestaltung der Wohnhausanlage besonders hervor.

... und die Kunst

An der Fassade am Josef-Weinheber-Platz 6 befindet sich ein keramisches Mosaik von Günther Baszel (1955/56), das den Namensgeber des Gemeindebaus "Alexander Fleming, den Entdecker des Penicillins" zeigt. Thematisch verwandt sind die Mosaike an der Fassade in der Chlumberggasse 5 und am Josef-Weinheber-Platz 10 von Gerhard Swoboda (1955). Mit dem Titel "Krankenpflege" zeigen sie die fürsorgliche ärztliche Behandlung von Patienten. Die Fassaden in der Zwinzstraße 15-21 werden von den Wandmosaiken "Badende" von Anton Lehmden (1956) und "Fußballer" von Rudolf Hausner (1956) geschmückt.

Der Name

Die Wohnhausanlage am Josef-Weinheber-Platz wurde am 29.6.1955 in "Fleminghof" benannt. Sir Alexander Fleming (6.08.1881 in Lochfield, Schottland bis 11.03.1955, London) war Bakteriologe und einer der Entdecker des Antibiotikums Penicillin. Von 1928 bis 1948 unterrichtete Fleming an der Londoner Universität Bakteriologie, ab 1946 war er Direktor des Instituts, das 1948 in Wright-Fleming-Institut umbenannt wurde. Für seine Verdienste in der Forschung wurde Fleming vielfach geehrt, 1944 wurde er geadelt. 1945 erhielt er zusammen mit Howard Walter Florey und Ernst Boris Chain den Nobelpreis für die Entdeckung des Penicillins.

Architekten

Viktor Kromp - Viktor Kromp (1914-2001) studierte von 1932 bis 1936 bei Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an den Entwürfen zum Fleminghof in Wien 16, Josef-Weinheber-Platz 6-10 (1954-1957), und zur Wohnhausanlage Karplusgasse 1-39 in Wien 10 (1957-1959) beteiligt.

Otto Kugler - Otto Kugler (geb. 1927) studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien. Unter anderem war er für die Gemeinde Wien in einer Arbeitsgemeinschaft an den Entwürfen für den Fleminghof in Wien 16, Josef-Weinheber-Platz 6-10 (1954-1957), beteiligt.

Franz Knobloch - Über die Ausbildung von Franz Knobloch (1895-1957) sind keine Daten bekannt. Für die Gemeinde Wien war er etwa an der Errichtung des Fleminghofes in Wien 16, Josef-Weinheber-Platz 6-10 (1954-1957) beteiligt.

Hanns Kunath - Hanns Kunath (1902-1979) absolvierte sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Graz. 1941 wurde er wegen "politischer Unzuverlässigkeit" aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen. Ab 1951 war er Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Für die Gemeinde Wien entstanden mehrere Wohnhausanlagen nach seinen Plänen. Außerdem realisierte er Genossenschaftssiedlungen, Verwaltungs- und Sakralbauten in ganz Österreich.

Robert Zeidner - Robert Zeidner (1925-1978) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. Als selbständiger Architekt war er vor allem im Wohnbau tätig und entwarf auch für die Gemeinde Wien mehrere Wohnbauten, wie etwa die Wohnhäuser Badhausgasse 5-7 in Wien 7 (1980-1982) und Breitenfurter Straße 360-368 in Wien 23 (1972-1975). Für die Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft Wien-Süd wurden rund 3.000 Wohneinheiten nach seinen Entwürfen realisiert. Zuletzt war Robert Zeidner auch Fachvorstand für Architektur an der HTL Schellinggasse in Wien 1.