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Wohnhausanlage Freiheitssiedlung

Fakten

Wohnhausanlage Freiheitssiedlung

Steinmüllergasse 23-27, 1170 Wien

Baujahr: 1953-1954

Wohnungen: 125

Architekt: Franz Lax, Eduard F. Sekler, Herbert Prehsler

Weitere Adressen

Goldscheidgasse 2-4, 1170 Wien

Goldscheidgasse 3A, 1170 Wien

Rosenackerstraße 19-23, 1170 Wien

Steinmüllergasse 30-34, 1170 Wien

Goldscheidgasse 1-5, 1170 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Das Areal befindet sich anteilig seit 1913 im Besitz der Gemeinde Wien. Vor der Erbauung der Wohnanlage ab 1953 waren die einzelnen Grundstücke teilweise noch als Äcker, Wiesen und Gärten eingetragen. 1954 war die Anlage bezugsbereit und blieb seither weitgehend unverändert. Nachträgliche Dachausbauten, Wohnungszusammenlegungen und der Einbau von Bädern verbesserten die Wohnqualität kontinuierlich.

Die Architektur

Die Anlage befindet sich an der Gabelung von drei Straßenzügen auf steil ansteigendem Gelände und besteht aus insgesamt 13 rund um die Straßenzüge angesiedelten Trakten. Die Trakte sind teilweise gekuppelt und auf Grund des unwegsamen Terrains in leicht versetzter Bauweise ausgeführt. Der gesamte Komplex ist terrassenähnlich angelegt. Jeder Trakt beherbergt ein Stiegenhaus. Die Stiegen 1-4 sind zweigeschoßig, alle anderen verfügen über drei Geschoße; alle Stiegen sind farblich voneinander differenziert. Die Fassadengestaltung ist schlicht. Versetzte Fenster markieren die Zonen über den überdachten Eingangsbereichen. Oberhalb des schmalen Sockelpodestes bleibt die Fassade plan und wird von einem durchgängigen Dachgesims abgeschlossen. Vereinzelt befinden sich Dachaufbauten auf den Giebeldächern. Fünf Trakte verlaufen in annähernd rechtem Winkel an der linken Seite der ansteigenden Steinmüllergasse und sind von üppig begrünten Gärten gesäumt. Auf der anderen Seite umschließen vier Bauteile L-förmig einen Hof, welcher durch eine überdachte Portalkonstruktion betreten werden kann. Oberhalb der Straßengabelung liegen vier weitere verstreute Trakte. Die hier verwendete Bauform der frei stehenden Wohnzeile stellt ein in dieser Bauzeit häufig verwendetes Modell dar. Sie bietet eine Alternative zur geschlossenen Blockverbauung, ermöglicht üppige Begrünung, und bietet höheren Wohnkomfort.

... und die Kunst

Im Hofbereich befindet sich eine Brunnenanlage mit Darstellungen des Künstlers Wander Bertoni. Die Gestaltung der drei Keramiksäulen in der Höhe von 2,5 und 3 Metern entsprechen einer grundlegenden Entwicklung der frei stehenden Plastiken in Wohnanlagen ab den 1950er-Jahren. Diese werden zunehmend abstrakter. Der Brunnen steht unter Denkmalschutz. An der Fassade ist darüber hinaus eine von Rudolf Schwaiger gestaltete Schrifttafel angebracht, die den Namen "Freiheitssiedlung" erklärt.

Der Name

Der Name Freiheitssiedlung erinnert an den 15. Mai 1955, den Tag, an dem mit der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages die Wiederherstellung Österreichs als gleichberechtigter und souveräner Staat vereinbart wurde.

Architekten

Franz Lax - Franz Lax (1905-1972) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Graz. Für die Gemeinde Wien plante er unter anderem zusammen mit Josef Seeberger die Wohnhausanlage Oberlaaer Straße 193 in Wien 10 (1951) und mit Herbert Prehsler und Eduard F. Sekler die Freiheitssiedlung in Wien 17, Steinmüllergasse 23-27 (1953/54).

Eduard F. Sekler - Eduard F. Sekler (geb. 1920) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien und Architekturgeschichte am Warburg Institute der Universität London, wo er 1948 promovierte. Bereits ab 1945 war er als freiberuflicher Architekt in Wien tätig und als solcher an der Assanierung von Alt-Erdberg beteiligt. 1955 wurde er an die Harvard University in Cambridge berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung 1991 als Professor an der Graduate School of Architecture lehrte. Sekler publizierte bedeutende Bücher zum Werk von Le Corbusier, Josef Hoffmann und Christopher Wren. Außerdem war er in der UNESCO-Kommission für Denkmalpflege tätig.

Herbert Prehsler - Herbert Prehsler (geb. 1926) studierte bis 1951 an der Technischen Hochschule Wien. Zunächst arbeitete er in Partnerschaft mit Eduard F. Sekler. Als selbständiger Architekt plante er vor allem Industriebauten, wie etwa mehrere ORF-Sendeanlagen. Seine bedeutendsten Leistungen liegen aber im Bereich von Renovierungsarbeiten. Von 1977 bis 1989 war er mit der Renovierung des Palmenhauses im Schlossgarten von Schönbrunn beschäftigt. Im Anschluss daran erfolgte die Renovierung des Palmenhauses im Burggarten.