Karl-Panek-Hof
Karl-Panek-Hof
Neuwaldegger Straße 50-54, 1170 WienBaujahr: 1954
Wohnungen: 116
Architekt: Josef Horacek
Weitere Adressen
Höhenstraße 2-12, 1170 Wien
Artariastraße 7a, 1170 Wien
Artariastraße 7-11, 1170 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Anlage liegt am äußersten Ende des durchgehend verbauten Gebietes in Neuwaldegg, einer vorstädtischen Zone, die bis weit ins 20. Jahrhundert als Erholungsraum frequentiert wurde. Die Wohnanlage grenzt heute unmittelbar an das Erholungsgebiet Schwarzenbergpark. Das Grundstück, auf dem sich die Anlage befindet, entstand 1938 mit dem Bau der Höhenstraße. In den 1950er-Jahren in der Amtszeit des Namensgebers Karl Panek wurde es von der Gemeinde Wien gemeinsam mit dem Schwarzenbergpark erworben. Die heutige Wohnanlage war 1956 bezugsfertig; sie blieb bis auf geringfügige Umbauten bis heute unverändert.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage erstreckt sich auf einem ansteigenden, annähernd trapezförmigen Grundstück. Die offene Bebauungsform ermöglicht eine üppige Begrünung. Schlichte Wohnhäuser in lang gestreckter Zeilenform sind zu beiden Seiten eines bogenförmig verlaufenden Zugangsweges angeordnet. Von diesem führen Abzweigungen und Stiegen zu den einzelnen Blöcken. Zur Höhenstraße hin gibt es zehn Stiegen, auf der Seite der Neuwaldegger Straße vier. Die Wohnzeilen sind teilweise in gekuppelter Bauweise ausgeführt und höhenmäßig abgestuft. Lauben laden die Bewohner ein, ihren Alltag ins Freie zu verlegen. Auf Verzierungen wurde bei der Gestaltung der Fassade gänzlich verzichtet. Die Rechteckfenster und Eingänge sind schlicht gehalten, vereinzelt finden sich Dachaufbauten auf den Giebeldächern. Lediglich jener Block, in dem sich die Greißlerei befindet, unterscheidet sich von den anderen: Hier werden Balkone und Lokaleingang durch bogenförmige Einschnitte in der Fassade umrahmt. Insgesamt weist die Anlage eine für die 1950er-Jahre typische Form der Bebauung auf. Voraussetzung dafür ist die Verfügbarkeit großer unbebauter Flächen. Schlichte Formensprache, hoher Wohnkomfort, funktionale öffentliche Grünanlagen sowie die Zeilenform der Wohnblöcke sind die wesentlichen Merkmale dieses architektonischen Konzepts - eine Bauweise, wie sie bereits in den 1920er-Jahren in Deutschland Anwendung fand und 1933 in der "Charta von Athen" als ein anzustrebendes Modell propagiert wurde.
... und die Kunst
An den Giebelseiten der Häuser an der Höhenstraße befinden sich Mosaike aus Muranitglas der Künstler Hans und Eugenie Pippal. Sie waren in den 1950er-Jahren intensiv mit der Ausgestaltung von Wohnbauten der Gemeinde Wien beschäftigt. Zu sehen sind die Tierbilder "Vögel", "Stiere", "Pferde", "Pfau mit Gänsen", "Fische" und "Hühner". Tierdarstellungen wie diese sind häufig gewählte Motive. Sie symbolisieren den Freizeitraum des Menschen im Einklang mit der Natur, dienen als naturkundliche Anschauungstafeln, stellen aber auch ein optisches Leitsystem in größeren Siedlungen dar.
Der Name
Die Wohnhausanlage wurde 1981 nach Karl Panek (1905-1976) benannt, der von 1949 bis 1965 Bezirksvorsteher des 17. Bezirks war. In seiner Amtszeit wurden viele Kriegsschäden beseitigt, große Wohnanlagen errichtet und das von der Gemeinde Wien erworbene Schwarzenbergareal zu einem Erholungsgebiet umfunktioniert.
Architekten
Josef Horacek - Josef Horacek (1911-1993) studierte zunächst Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Clemens Holzmeister. Im Anschluss daran war er an der Hochschule für angewandte Kunst inskribiert, wo er von 1933 bis 1937 unter anderem bei Josef Hoffmann studierte, in dessen Büro er auch beschäftigt war. Horacek arbeitete hier sowohl an Architekturentwürfen als auch an der Detailplanung von Kleinmöbeln oder der Ausführung eines Faltsesselprototyps. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt seiner Arbeit im Wohnbau, des Öfteren im Auftrag der Stadt Wien.