Lindenhof
Lindenhof
Kreuzgasse 78-80, 1180 WienBaujahr: 1924-1925
Wohnungen: 306
Architekt: Karl Ehn
Weitere Adressen
Simonygasse 2a, 1180 Wien
Kreuzgasse 78-80, 1180 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Auf dem Gelände des ehemaligen Czartoryskiparks wurde in der Zwischenkriegszeit diese Wohnhausanlage der Gemeinde Wien errichtet. Nach 1945 entstanden in der Nachbarschaft zwei weitere Gemeindebauten, nämlich Paulinengasse 13 und Simonygasse 2b. Einige Jahre später wurde anstelle des Czartoryski-Palais in der Währinger Straße noch die Hans-Radl-Schule erbaut. Im Hof des Lindenhofes befinden sich ein Kindergarten und ein Hort, die bereits im Originalplan vorgesehen waren. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Die Architektur
Auf einer relativ schmalen Parzelle wurde zeitgleich mit dem in der Kreuzgasse gegenüber liegenden Pfannenstielhof diese Anlage erbaut, die auf allen vier Seiten den langgestreckten, annähernd rechteckigen, schmalen Innenhof umschließt. Wegen des Gefälles ist der lange Straßentrakt in drei jeweils um ein Geschoß aufwärts verschobene Baukörper gegliedert. Die Fassadengestaltung zeigt die für Ehn typischen kubischen Formen, hier noch in Kombination mit expressionistischen Dekordetails. An den Schmalseiten wurden die beiden Einfahrten als repräsentative Portale gestaltet, die in den terrassierten Hof führen. Hier werden die Niveauunterschiede zwischen den mit Pergolen ausgestatteten Gartenterrassen durch breite Stiegenanlagen überwunden; an diesen Stellen wurden die freistehenden Pavillons für Kindergarten und Hort angelegt. Großteils konnten die Wohnräume nach Süden ausgerichtet werden und verfügen über straßen- wie auch hofseitige Loggien.
... und die Kunst
Sehr reich wurde der Lindenhof mit Kunst am Bau ausgestattet: so finden sich über den Portalen in der Paulinen- und Simonygasse je eine Steinplastik von Josef Riedl (Arbeiter und Trauernde), der auch die keramischen Reliefplatten schuf, welche die Eckpfeiler der Loggienfenster zieren. Weitere Arbeiten desselben Künstlers wurden im Kinderpavillon aufgestellt. Ein Zierbrunnen mit Bronzeputto von Fritz Zerritsch schmückt den Innenhof.
Der Name
Der Lindenhof wurde nach einem unter Naturschutz stehenden alten Lindenbaum im Hof benannt (ehemalige Gründe des Czartoryskiparks).
Architekten
Karl Ehn - Karl Ehn (1884-1959) studierte von 1904 bis 1907 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner. Bereit 1908 trat er in den Dienst des Wiener Stadtbauamts. Vor dem Ersten Weltkrieg errichtete er vor allem Nutzbauten wie etwa Lagerhäuser für die Gemeinde Wien. In den 1920er- und 1930er-Jahren entstanden zahlreiche Wohnhausanlagen nach seinen Entwürfen, darunter auch sein prominentestes Bauwerk: der Karl-Marx-Hof in Wien 19. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war Ehn noch als Architekt tätig. Sein letztes Bauwerk, der Karl-Schönherr-Hof in Wien 9, wurde 1952 vollendet.