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Willi-Liwanec-Hof

Fakten

Willi-Liwanec-Hof

Minciostraße 35, 1150 Wien

Baujahr: 1965-1968

Wohnungen: 264

Architekt: Jürgen Felsenstein, Erich Ott, Walter Totz, Peter Koban

Weitere Adressen

Gablenzgasse 109, 1150 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die Wohnhausanlage wurde auf bis dahin unbebautem Gebiet errichtet. Sie zählt zu den größten Gemeindebauten in Rudolfsheim-Fünfhaus und schließt direkt an den Rohrauerpark und die ab 1919 errichtete "Wohnsiedlung Schmelz" - den ersten Gemeindebau Wiens - an.

Die Architektur

Der Willi-Liwanec-Hof schließt architektonisch an die großen Blockrandverbauungen der Zwischenkriegszeit an. Die Gliederung der Fassaden sowie die Gestaltung und Größe der Wohnräume entsprechen jedoch den Standards der Bauzeit. Über einem niedrigen Sockelgeschoß erheben sich die glatt verputzten Obergeschoße der fünf- bis siebenstöckigen Baublöcke, die dem leicht abfallenden Gelände angepasst wurden. Die 14 Stiegenhäuser sind großzügig verglast, der Großteil der Wohnungen verfügt über Loggien. Zur Wohnhausanlage gehört ein Parkbereich für 143 PKWs, der 1970 fertiggestellt wurde.

... und die Kunst

Im Hof befinden sich zwei frei stehende Steinplastiken: Die "Abstrakte Spielplastik" stammt von Walter Auer, die "Sitzende abstrakte Figur" von Engelbert Lanzenberger. Walter Auer wurde 1932 in Kärnten geboren und lebt seit 1962 in Breitenfurt bei Wien. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien unter Fritz Wotruba, ein Einfluss, der sich auch in der "Abstrakten Spielplastik" deutlich zeigt. Auch die "Sitzende abstrakte Figur" des in Wien lebenden Bildhauers Engelbert Lanzenberger lässt sich stilistisch auf Wotruba zurückführen.

Der Name

Eine Gedenktafel am Hofeingang in der Possingergasse erinnert an Willi Liwanec (1915-1968), nach dem die Wohnhausanlage 1970 benannt wurde. Liwanec war von 1950 bis 1959 Bezirkssekretär und von 1959 bis 1967 Bezirksobmann der SPÖ-Fünfhaus. Von 1963 bis 1968 war er einer der Zentralsekretäre der Wiener SPÖ, von 1954 bis 1966 vertrat er die SPÖ im Wiener Gemeinderat, von 1966 bis 1968 im Nationalrat. Liwanec war vor allem im kulturellen Bereich tätig und erwarb sich u.a. große Verdienste um die Wiener Festwochen, die Konzerthausgesellschaft und die Wiener Symphoniker.

Architekten

Jürgen Felsenstein - Jürgen Felsenstein (1929-2005) studierte von 1948-1956 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an den Entwürfen zum Willi-Liwanec-Hof in Wien 15, Minciostraße 35 (1965-1968), beteiligt.

Erich Ott - Erich Ott (geb. 1927 in Bad Hall/OÖ) studierte ab 1946 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Nach seinem Abschluss 1955 arbeitete er im Atelier von Anton Wichtl und bei Friedrich Pfeffer im Flughafenplanungsbüro. Ab 1960 war Erich Ott als selbständiger Architekt tätig und ging später eine Arbeitsgemeinschaft mit den Architekten Herbert Prader und Franz Fehringer ein. Zusammen führten sie unter anderem mehrere Sparkassenumbauten durch, planten Pier Ost und West des Flughafens Wien-Schwechat sowie das Landesklinikum Mistelbach (NÖ). Zu Erich Otts letzten Bauwerken zählen zwei Wohnhäuser der Wohnbaugenossenschaft Alpenland in Poysdorf (NÖ).

Walter Totz - Walter Totz (1892-1979) studierte Architektur bei Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Unter anderem entwarf er für die Gemeinde Wien das Wohnhaus Kleingasse 2 in Wien 3 (1959-1961).

Peter Koban - Peter Koban (geb. 1928) studierte von 1947 bis 1956 an der Technischen Hochschule unter anderem bei Erich Boltenstern. Nach dem Studium war er zunächst im Atelier von Erich Rollig tätig und arbeitete unter anderem für Margarete Schütte-Lihotzky und Josef Hoffmann. Ab 1960 beschäftigte sich Koban als selbständiger Architekt vor allem mit dem Wohnbau und dem Bau von Kasernen. So wurden etwa die Sanitätstruppenschule in Stammersdorf (1969/70) und mehrere Wohnbauten in Wien nach seinen Plänen errichtet. Für den Willi-Liwanec-Hof in Wien 15 plante er die erste Palettengarage Wiens. Auch am Bau der Per-Albin-Hansson-Siedlung Nord war Peter Koban beteiligt.