Kopenhagen-Hof
Kopenhagen-Hof
Schegargasse 13-15, 1190 WienBaujahr: 1956-1958
Wohnungen: 432
Architekt: Joachim Peters, Hans Pfann, Friedrich Punzmann, Fritz Pariasek, Florian Omasta, Eduard Böhm, Wilhelm Hubatsch, Lucia Aichinger
Weitere Adressen
Billrothstraße 8-10, 1190 Wien
Hardtgasse 16-30, 1190 Wien
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
In diesem Viertel waren bereits in der Zwischenkriegszeit mehrere Gemeindebauten errichtet worden. Während des Wiederaufbaus schloss man mit der Planung des Kopenhagenhofes an diese Bebauungstradition an, in der Folge entstanden in der Nachbarschaft noch weitere städtische Wohnhausanlagen.
Die Architektur
Für die Errichtung dieser sehr großen Anlage wurden zwei Architektenteams verpflichtet: Hubatsch, Omasta, Pariasek und Punzmann errichteten den Bauteil Nord an der Hardtgasse, während Böhm, Peters, Pfann und Stamminger für den Bauteil Süd an der Billrothstraße und Schegargasse verantwortlich waren. Dadurch entstand eine architektonisch äußerst vielfältige Anlage. Beide Komplexe bestehen aus mehreren Straßentrakten, die von gekuppelten Häusern gebildet werden, sowie einer größeren Anzahl von Gebäuden, die locker in dem parkartigen Gelände verteilt sind. Die Anlage ist über mehrere Durchgänge und Einfahrten zu erreichen. Die meisten der frei stehenden Bauten weisen bis zu acht Stockwerke auf, während sich die Straßentrakte an der Gesimshöhe der Nachbarbauten orientieren. So wurde beispielsweise in der Schegargasse an einen sehr frühen Gemeindebau angeschlossen, mit dem der Innenhof gemeinsam genutzt wird. Durch die unterschiedliche Farbgebung der einzelnen Häuser wird die Anlage zusätzlich belebt.
... und die Kunst
Die Anlage wurde überaus reich mit Kunstwerken ausgestattet: So schuf Franz Luby (1902-1989) das Relief "Hausmusik" und Adele Stadler (gest. 1967) die Türumrahmung "Familienleben". Die Bronzeplastik "Zwei ballspielende Knaben" stammt von Rudolf Schmidt, die Natursteinplastik "Zwei spielende Bären" von Josef Bock, der auch für die Büste des Dichters Josef Weinheber am Schillerplatz (1975) bekannt ist. Am Vorplatz an der Ecke Billrothstraße/Schegargasse findet sich die Natursteinplastik "Ruhende Frau" von dem Bildhauer Alfons Riedel (gest. 1976). Mehrere künstlerisch gestaltete Brunnen zieren den Gartenhof, jener von Herbert Schwarz trägt den Titel "Vogelflug". Der akademische Maler Jakob Laub, der mehrfach an der künstlerischen Ausgestaltung von Gemeindebauten in den 1950er-Jahren mitwirkte, schuf eine Vogeltränke. Alfred Hrdlicka (geb. 1928), der zur Zeit der Errichtung dieser Wohnhausanlage gerade sein Studium der Bildhauerei bei Fritz Wotruba an der Akademie der bildenden Künste in Wien abschloss, gestaltete den Brunnen "Abstrakte Vogeltränke". Darüber hinaus gibt es in der Anlage auch eine Sonnenuhr - dieses Bodenobjekt realisierte Helene Hädelmayr.
Der Name
Zum Dank für die Hilfe durch das dänische Volk nach den beiden Weltkriegen erhielt der Hof bei seiner Errichtung den Namen "Kopenhagenhof". Daran erinnert eine Tafel an der Fassade zur Billrothstraße.
Architekten
Joachim Peters - Der Architekt und Keramiker Joachim Peters wurde 1912 in Osterode am Harz (D) geboren. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaft an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Marcusgasse 4-12 in Wien 14 (1961-1963) und Zanaschkagasse 14 und 16 in Wien 12 (1976-1980). Joachim Peters ist 1987 in Wien verstorben.
Hans Pfann - Hans Pfann (1890-1973), Schwiegersohn von Friedrich Ohmann, studierte ab 1908 an der Technischen Hochschule Wien (u. a. bei Max Fabiani), wo er 1924 promovierte. Bereits ab 1924 bis in die 1960er-Jahre plante er Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien und private Wohnhäuser. Zusätzlich war er vor allem als Innenausstatter, wie etwa bei der Umgestaltung des Spielcasinos Baden (1937/38), und als Gartenarchitekt tätig. Bis 1961 hatte er eine Professur an der TU Wien inne.
Friedrich Punzmann - Friedrich Punzmann (1901-1982) war ab 1920 an der Technischen Hochschule Wien inskribiert. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem den Bauteil Schleifgasse des Conrad-Lötsch-Hofes in Wien 21 (1961/62) und gemeinsam mit Anton Valentin das Wohnhaus Braunhirschengasse 13 in Wien 15 (1967-1969). Punzmann war auch an Plänen zum Kopenhagen-Hof in Wien 19 (Schegargasse 13-15, 1956-1958) beteiligt.
Fritz Pariasek - Fritz Pariasek (geb. 1920) studierte bis 1948 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er an den Entwürfen zum Kopenhagen-Hof in Wien 19, Schegargasse 13-15 (1956-1958) beteiligt.
Florian Omasta - Florian Omasta (1902-1990) studierte ab 1935 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften mehrere große Wohnhausanlagen, wie etwa den Conrad-Lötsch-Hof in Wien 21, Floridsdorfer Markt 9-14 (1961/62), und die Anlage Leebgasse 102-106 in Wien 10 (1951/52).
Eduard Böhm - Der in Bratislava geborene Eduard Böhm (1894-1981) studierte 1922/23 bei Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Unter anderem war er für die Gemeinde Wien an den Entwürfen zum Kopenhagen-Hof in Wien 19 (Schegargasse 13-15, 1956-1958) beteiligt.
Wilhelm Hubatsch - Wilhelm Hubatsch (1904-1974) lernte zunächst im Architekturbüro seines Vaters Josef Hubatsch bevor an der Akademie der bildenden Künste bei Peter Behrens sowie an der Technischen Hochschule Wien studierte. In Arbeitsgemeinschaften, unter anderem gemeinsam mit seinem Vater und dem Baumeister Fritz Grüll, sowie selbstständig entwarf er zahlreiche Schul- und Wohnbauten in Wien und Mödling. Für die Gemeinde Wien plante er unter anderem das Wohnhaus Neuwaldegger Straße 19-21 in Wien 17 (1953). Ein besonderes Anliegen war Wilhelm Hubatsch aber die Verbesserung von Schulbauten, für die eigene Modelle entwickelte, bekannt als "Hubatsch-Schulen". Als seine herausragendste Arbeit gilt das BRG XIX, Krottenbachstrasse 11-13 in Wien 19 (1964-1966).
Lucia Aichinger - Lucia Aichinger (geb. Klär, 1921; verh. Stamminger) studierte ab 1941 an der Technischen Hochschule Wien und war bereits in den späten 1940er-Jahren als selbständige Architektin tätig. Von ihr stammt unter anderem der Um- und Dachausbau des Finanzamtes in Wien 15 (Ullmanngasse 54) und der Kindergarten am Kinzerplatz in Wien 21. Während ihrer vorübergehenden Tätigkeit in Deutschland wurde ein Hotel in Pocking (Niederbayern) nach ihren Plänen errichtet. Aichingers bedeutendstes Bauwerk ist das gemeinsam mit Sepp Stein entworfene Institut für Krebsforschung in Wien 9 (Borschkegasse 84, 1972-1976).