Julius-Bermann-Hof
Julius-Bermann-Hof
Zirkusgasse 3, 1020 WienZirkusgasse 5, 1020 Wien
Baujahr: 1973-1975
Wohnungen: 163
Architekt: Helmut Leierer
Weitere Adressen
Große Mohrengasse 12-14, 1020 Wien
Komödiengasse 6, 1020 Wien
Große Mohrengasse 16, 1020 Wien
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand sich an der Stelle des heutigen Gemeindebaus das Wirtshaus "Zur Österreichischen Kaiserkrone", das von böhmischen und mährischen Fuhrknechten besucht wurde. Es hatte nach vorne große Gasthauslokalitäten und nach hinten einen Garten mit zwei großen Höfen, die einen Durchgang zur Großen Mohrengasse bildeten. 1860 war der Vorgängerbau "von Grund auf neu, drei Stockwerk hoch erbaut" worden.
Die Architektur
Der Grundriss des sechsstöckigen Gebäudes ergibt sich aus drei rechtwinkelig ineinander verschachtelten Trakten. Diese bilden sowohl in der Zirkusgasse als auch in der Großen Mohrengasse einen begrünten Innenhof aus. Das Gebäude wird an drei Seiten durch einen Straßenhof begrenzt. Links schließt das Gebäude in der Zirkusgasse an ein denkmalgeschütztes Haus an. Die Verbindung mit dem Altbau wird durch einen Durchgang, vier Loggien und eine Terrasse hergestellt. Die Fronten des Baus sind durch Platten in drei Farben gegliedert. Weiße, durchlaufende Bänder trennen die Geschoße. Die Grundfarbe des Hauses ist beige. Sie wird durch jeweils drei mit dunkelgrünen Platten versehene Fensterachsen in der Anordnung von zwei zu eins unterbrochen. Die Fenster sind durchwegs unterteilt. Dies ist eine für die Bauzeit typische gestalterische Neuerung, die von gleichförmig fortlaufenden Lochfensterbändern bewusst abweicht.
Der Name
Die Wohnanlage wurde nach Julius Bermann, Gewerkschaftssekretär und Mitglied des Gemeinderates, benannt. Julius Bermann wurde am 1. Mai 1868 in Bojanowitz (Mähren) geboren und am 7. Jänner 1943 in Theresienstadt (Böhmen) ermordet. An ihn erinnert eine Gedenktafel am Gebäude.
Architekten
Helmut Leierer - Helmut Leierer, geboren 1931, studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Clemens Holzmeister. Nach Praxisjahren bei den Architekten Kitt und Lippert war er ab 1960 als selbständiger Architekt in Wien und Hollabrunn tätig. Bedeutende Projekte waren u. a. der Flughafen Salzburg, die Raiffeisen Zentralbank in Wien sowie öffentliche Einrichtungen im Weinviertel, wo der Architekt sich um die Erhaltung der Kellergassen bemüht.