Olof Palme-Hof
Olof Palme-Hof
Ada-Christen-Gasse 2, 1100 WienBaujahr: 1972-1976
Wohnungen: 404
Architekt: Wilhelm Kleyhons, Carl Auböck
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Das Gebiet der Stadtteile Unteres Wienerfeld und Oberlaa wurde 1938 nach Großwien eingemeindet, nach den Rückgemeindungen in der Nachkriegszeit gehört es seit 1954 endgültig zu Wien. Die Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost, die zweitgrößte Wiener Wohnsiedlung, ist der jüngste Teil dreier aneinandergrenzender Siedlungen, die nach dem schwedischen Ministerpräsidenten Per Albin Hansson benannt wurden. Der Wohnblock zwischen Favoritenstraße und Ada-Christen-Gasse, heute Olof-Palme-Hof genannt, wurde als letzter Bauteil der Großwohnanlage gleichzeitig mit dem angrenzenden Einkaufszentrum, dem "Zentrum Ost", errichtet.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage in der Ada-Christen-Gasse 2 ist in Form von vier unterschiedlich großen, aneinandergereihten Blöcken errichtet, die an halbe Bienenwaben erinnern. Dadurch entsteht eine für die 1970er-Jahre typische, vieleckige Megastruktur. Die einzelnen Bauteile sind als neun- bis zwölfgeschoßige Terrassenhäuser ausgeführt, deren dreieckige Loggien zu den halboffenen, begrünten Höfen hin ausgerichtet sind. Durch die nach oben abgestuften Geschoße erhalten alle Etagen ein Maximum an Licht. Im Gegensatz zu vielen anderen Terrassenhäusern ist beim Olof-Palme-Hof die Rückseite leicht "überhängend" gestaltet, wodurch auch für die Wohnungen in den oberen Etagen genügend Raum bleibt. An der als geschlossene Struktur erscheinenden Fassade gegen die Favoritenstraße lassen sich anhand der Fenstergrößen und -formen Maisonetten von anderen Wohnungen leicht unterscheiden. Die als Knotenpunkte zwischen den Bauteilen fungierenden, dreieckigen Stiegenhaustürme sind auch an dieser Seite zu finden. In der dunkelgrauen, hinter die Baulinie zurücktretenden Erdgeschoßzone liegen die Durchgänge zum benachbarten Einkaufszentrum sowie Geschäftslokale, soziale Räumlichkeiten und Abstellräume. Die über vier Ein- und Ausfahrten erschlossene Parkgarage unter dem Olof-Palme-Hof komplettiert die reichhaltige Infrastruktur.
... und die Kunst
Zwischen der Wohnhausanlage und dem Einkaufszentrum befindet sich die in den Jahren 1972 bis 1977 aus getriebenem Kupfer hergestellte, monumentale Plastik "Hymnus an die Natur" des bekannten Bildhauers Rudolf Kedl (1928-1991).
Der Name
Die Wohnhausanlage ist nach dem 1986 von Unbekannten ermordeten schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme (1927-1986) benannt. Er hatte dieses Amt von 1969 bis 1976 sowie von 1982 bis 1986 inne. Palme war Vizepräsident der Sozialistischen Internationale und erlangte durch seinen persönlichen Einsatz für Frieden, Abrüstung und Entwicklungshilfe hohes internationales Ansehen.
Architekten
Wilhelm Kleyhons - Wilhelm Kleyhons (geb. 1925) studierte von 1945 bis 1958 Architektur an der Technischen Hochschule Wien bei Erich Boltenstern. Seit 1960 führt er sein eigenes Büro in Wien, mit dem er vor allem im Bereich Wohnbau tätig ist. Wilhelm Kleyhons entwarf etwa mit Wilhelm Gehrke die Reihenhaussiedlung Rückaufgasse in Wien 19 (1960-1964) und in einer größeren Arbeitsgemeinschaft für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Pfarrgasse 34-44 in Wien 23 (1986-1988).
Carl Auböck - Carl Auböck (1924-1993) studierte zunächst bis 1949 an der Technischen Hochschule Wien. Im Anschluss daran war er an der Akademie der bildenden Künste bei Lois Welzenbacher inskribiert und absolvierte ein Postgraduate Studium am Massachusetts Institute of Technology (USA). Erste Arbeiten beschäftigten sich mit in Massenproduktion hergestellten Wohnungseinrichtungen und mit der Vorfertigung von Einzelteilen für Einfamilienhäuser. Nach dieser Methode entstand die Musterhaussiedlung Veitingergasse 64 in Wien-Lainz (1953/54, zusammen mit Roland Rainer). Große Beachtung fand Auböck auch für seine Design-Entwürfe, die heute zum Teil als Klassiker gelten, wie etwa sein "Cocktail-Shaker". Ab 1977 war er Professor an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, wo er ab 1987 dem Institut für Produktgestaltung vorstand.