Anton-Matourek-Hof
Anton-Matourek-Hof
Rustengasse 9, 1150 WienBaujahr: 1977-1979
Wohnungen: 35
Architekt: Leopold (Leo) Fellner
Weitere Adressen
Avedikstraße 11, 1150 Wien
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
An der Stelle des Anton-Matourek-Hofes befand sich ursprünglich das Volkshaus der sozialdemokratischen Bezirksorganisation Rudolfsheim. Das einstige Fiakerhaus war 1928 aus einer Verlassenschaft erworben und von Heinrich Vana umgebaut worden. Die ehemalige Wagenremise wurde in einen Saal, die Wohnung im ersten Stock und die übrigen Räume für die Arbeit des Bezirkssekretariats und verschiedener sozialdemokratischer Organisationen umgestaltet. 1934 wurde das Haus beschlagnahmt und zuerst von der Heimwehr, dann von der Vaterländischen Front benützt, später dann von der Gestapo einer Privatperson zugeschanzt. 1945 konnte die SPÖ Rudolfsheim das Haus zwar wieder übernehmen, musste es aber mit der KPÖ teilen. Der Zustand des Gebäudes war allerdings sehr schlecht und die Bezirksorganisation übersiedelte 1976 in einen Neubau in der Schwendergasse 41.
Die Architektur
Das Äußere der Wohnhausanlage entspricht einem architektonischen Schema, das schon seit End der 1950er-Jahre für viele der Wiener Gemeindebauten bestimmend war. Der Baukörper verlässt die Bauflucht einzig durch das Vorspringen eines flachen Erkers über dem Haupteingang in der Rustengasse, der Aufriss folgt einer für diese Bauten typischen Abfolge: Über dem als Sockel ausgebildeten Erdgeschoß erheben sich die fünf Obergeschoße, die Wand wurde glatt verputzt, eine Gliederung der Front erfolgt einzig durch in den Putz geritzte Bänder. Das Wohnhaus wird über drei Stiegen erschlossen; über den sehr hell gestalteten Haupteingang in der Rustengasse gelangt man auch in den begrünten Hof. Ein Großteil der Wohnungen verfügt hofseitig über Balkone oder Terrassen, die Tiefgarage der Anlage ist über die Rustengasse befahrbar.
... und die Kunst
Erna Frank schuf die Mosaike im Hauseingang sowie das Friesband an der Fassade zur Avedikstraße. Die Künstlerin wurde 1942 in Wien geboren und studierte von 1958-1965 an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien. Im Jahr 1977 erhielt sie das Staatsstipendium für bildende Kunst, seit 1978 beschäftigt sie sich auch mit Bildhauerei. 1980 erhielt sie den Theodor-Körner-Preis, 1985 den Preis der Stadt Wien. Frank schuf eine ganze Reihe von Kunstwerken für die Gemeindebauten der Stadt Wien.
Der Name
Eine Gedenktafel an der Hausfassade Rustengasse 9 erinnert an Anton Matourek (1905-1978), nach dem die Wohnhausanlage 1982 benannt wurde. Matourek war gelernter Maschinenschlosser und schloss sich bereits mit 14 Jahren der sozialdemokratischen Bewegung an. Vor 1934 war er Sekretär des Republikanischen Schutzbundes in Rudolfsheim, nach den Februarkämpfen im Jahr 1934 wurde er mehrmals verhaftet und war von Dezember 1936 bis Mai 1937 im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Nach dem Krieg war Matourek von 1948-1953 als Gemeinderat, von 1954-1969 als Bezirksrat im 15. Bezirk tätig.
Architekten
Leopold (Leo) Fellner - Leopold Fellner (1921-1992) studierte ab 1946 bei Erich Boltenstern an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlage Lehnergasse 4 in Wien 15 (1976/77) und den Anton-Matourek-Hof in Wien 15 (Rustengasse 9, 1977-1979). Im Rahmen einer großen Architektengemeinschaft war er auch am Bau des Berliner Hofes in Wien 16 beteiligt (Koppstraße 12-26, 1955-1958).
Freie Garagenplätze
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