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Maria-Restituta-Hof

Fakten

Maria-Restituta-Hof

Margaretenstraße 105, 1050 Wien

Baujahr: 1992-1994

Wohnungen: 44

Architekt: Günther Schuster, Werner Obermann

Weitere Adressen

Pannaschgasse 6, 1050 Wien

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

Das Althaus, das Anfang der 1990-Jahre durch einen Neubau der Gemeinde Wien ersetzt wurde, datiert aus dem Jahr 1860. Aus derselben Zeitperiode stammt auch das Nachbarhaus auf Nr. 103, das nach Plänen des Stadtbaumeisters Jakob Flucher erbaut wurde. In den Jahren 1909 bis 1911 wurde das Gebäude im Hof durch einen Zubau von Architekt Rudolph Otto Geger erweitert und beherbergt seither eine Volksschule. Das dreigeschoßige, palaisartige Wohnhaus mit streng historischer Fassade aus Sichtziegeln sowie Ädikulafenstern mit korinthischen Halbsäulen und Brüstung wurde im Jänner 2005 abgebrochen; die Volksschule ist allerdings bis heute erhalten. Der Durchgang zur Schule liegt in jenem Straßentrakt der Wohnhausanlage in der Pannaschgasse 6, in dem sich auch die städtische Bücherei befindet.

Die Architektur

Die aus zwei Gebäudetrakten bestehende, durch ein Eckhaus getrennte Wohnhausanlage wurde als sechsgeschoßiger Neubau mit ausgebautem Dachgeschoß in einem Gründerzeitviertel errichtet. Die flächige Fassade an der Margaretenstraße wird durch einen konvex vorschwingenden und farblich untermauerten Mittelrisalit akzentuiert, der dem Gebäude eine gewisse Symmetrie und Großzügigkeit verleiht. Der Risalit ist im Erdgeschoß freigestellt und wird durch einen Mauerpfeiler gestützt. Dahinter befindet sich der zurückversetzte Eingangsbereich.

Die ersten beiden Geschoße setzen sich durch die vertikale Gliederung in Form dezenter Mauerrillen und den farblich dunkler gestalteten Putzanstrich von den oberen Geschoßen ab. Auffallend sind die weit auskragenden Hauptgesimse mit Farbakzenten in Blau. Das Fassadenthema und die farbliche Gestaltung setzen sich in der Pannaschgasse fort, wenngleich hier durch die zwei öffentlichen Einrichtungen (Schule, städtische Bücherei) im Erdgeschoß eine gänzlich andere Situation vorliegt. Der zurückversetzte Mittelteil präsentiert sich mit gleichmäßig gereihten Achsen und blauen Fensterrahmen. Hier befindet sich auch die Gedenktafel an das Wirken der Schwester Maria Restituta.

Die oberen Geschoße sind mit einem einfachen Putzanstrich versehen und weisen symmetrisch gereihte Fensterachsen auf. Die Erdgeschoßzone hebt sich durch die orange Farbgebung und die beiden seitlichen gelegenen, schrägen Durchgänge zum Hof vom Rest des Gebäudes ab.

... und die Kunst

Eine Gedenktafel erinnert an das Leben und Wirken der ermordeten Ordensschwester Maria Restituta. Hier ist unter anderem zu lesen: "[...] Ihr furchtloses Eintreten für Glaube und Menschenwürde brachte sie in Konflikt mit der nationalsozialistischen Diktatur. Von einem SS-Arzt denunziert, wurde sie 1942 wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ zum Tode verurteilt und am 30. März 1943 im Landesgericht Wien enthauptet."

Der Name

Die Ordensschwester des Hl. Franziskus, Maria Restituta, wurde unter dem bürgerlichen Namen Helene Kafka 1894 als viertes von sieben Kindern in Hussowitz bei Brünn geboren. 1914 als Krankenpflegerin ausgebildet, kam sie unter ihrem Ordensnamen als Operationsschwester ans Landeskrankenhaus Mödling, wo sie später Oberschwester der chirurgischen Abteilung wurde. Sie leistete im Nationalsozialismus Widerstand, verbreitete unter anderem Spottgedichte auf das Regime und wurde dafür von einem Arzt bei der Gestapo denunziert. Wegen "landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt, wurde das Urteil am 30. März 1943 im Landesgericht Wien vollstreckt.

Im Jahr 1978 erwies die Stadt Wien dem Andenken der Ermordeten in einem Festakt im Wiener Rathaus die Ehre. Von Papst Johannes Paul II. wurde sie auf dem Wiener Heldenplatz selig gesprochen.

Architekten

Günther Schuster - Günther Schuster (geb. 1930 in Wiener Neustadt) studierte zunächst Architektur an der Technischen Universität Wien, bevor er die Meisterklasse von Oswald Haerdtl an der Akademie für angewandte Kunst besuchte. Nach einer vorübergehenden Anstellung im Büro von Carl Appel und Franz Hoffmann machte er sich 1969 als Architekt selbständig, wobei er auch als gerichtlich beeideter Sachverständiger fungierte. Schuster war an der Planung mehrerer Wohnbauten und Reihenhausanlagen in Wien und Niederösterreich beteiligt, wie etwa am Josef-Bohmann-Hof in Wien 22 (Oskar-Grissemann-Straße 2, 1976-1978). Er entwarf aber auch Bankfilialen und verschiedene Industriebauten, so auch den Postbahnhof samt Gleishalle in Wiener Neustadt.

Werner Obermann - Werner Obermann (geb. 1941) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien und dissertierte 1972 an der TU Graz zum Thema "Architektur als Planung - Entwicklung eines Leitbildes". Neben seiner planerischen Tätigkeit ist Werner Obermann auch als Sachverständiger und als Mitglied in einem interdisziplinären Team auf dem Gebiet der Wohnbauforschung tätig.

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