Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Eduard-Pantucek-Hof

Fakten

Eduard-Pantucek-Hof

Simmeringer Hauptstraße 93, 1110 Wien

Baujahr: 1960-1961

Wohnungen: 33

Architekt: Kurt Eckel

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Vor dem Pestjahr 1679 war das Gebiet des heutigen Simmering, damals noch ein kleines Dorf im Bereich der Laurenzkirche, ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 vollzog sich im Ort eine Rückbildung zur bäuerlichen Struktur mit kleinteiligen Feldern. Das Siedlungsgebiet dehnte sich jedoch von der Laurenzkirche ausgehend Richtung Geiselberg aus und 1772 wurde der Straßenzug der heutigen Kopalgasse, damals Theresiengasse bezeichnet, angelegt. Bis 1860 blieb Simmering ein kleines Dorf. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelten sich hier größere Industrieunternehmen an, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde. An der Stelle der Wohnhausanlage stand bis 1957 eine ein- bis zweigeschoßige, zwei Höfe umschließende Häusergruppe aus dem 19. Jahrhundert. Das straßenseitig liegende Biedermeierhäuschen wurde als "Fink-Haus" bezeichnet.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage gliedert sich in einen ebenerdigen Trakt mit Geschäftslokalen entlang der Simmeringer Hauptstraße und ein fünf Geschoße umfassendes, quer zur Straße stehendes Gebäude, dessen Erdgeschoß an der Straße ebenfalls als Geschäftszone ausgebildet ist. Über zwei Durchgänge im Lokalblock gelangt man zum Innenhof, von wo aus die drei Stiegenhäuser des Wohngebäudes erschlossen werden. Die Zugänge sind mit weit vorkragenden Vordächern versehen. Die großflächigen, vertikal strukturierten Fenster der Stiegenhäuser und die schmalen Wandfelder dazwischen sind vertieft in die glatte Fassade eingeschnitten. Sie reichen jedoch nur bis zum Sturz der obersten Fensterreihe, wodurch ihre vertikale Wirkung stark eingeschränkt wird. Unterstützt vom schlicht durchgezogenen Dachgesims entsteht so ein geschlossener, kompakter Fassadenaufbau, der das Erscheinungsbild des Wohnhauses prägt. Die Fassadenfelder werden durch Achsen unterschiedlich großer, einfach gerahmter Fenster strukturiert. An der im Hof liegenden Stirnseite und an der zur Dittmanngasse ausgerichteten Front sind die Wohnungen mit Balkonen ausgestattet. Das frei stehende, ebenerdige Gebäude an der Dittmanngasse wurde ursprünglich als TBC-Station errichtet. Heute ist darin ein Kindergarten untergebracht.

Der Name

Benannt ist die Wohnhausanlage nach dem früheren Bezirksvorsteher Simmerings Eduard Pantucek (1887-1961). Pantucek übte dieses Amt ab 1921 aus, während jener Zeitspanne, in der Simmering durch die Errichtung zahlreicher sozialer Einrichtungen und Wohnhausanlagen zur Arbeiterhochburg heranwuchs. 1934 wurde er von den Faschisten gewaltsam seines Amtes enthoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er für wenige Monate in das Amt zurück.

Prominente Bewohner

In dem 1957 abgerissenen Biedermeierhaus wurde am 4. Mai 1859 die k. k. Hofopernsängerin Antonie Schläger (Künstlername: Antonia Lautenschläger) geboren. Als Tochter einer Greißlerfamilie wuchs sie in ärmlichen Verhältnissen auf und musste mit diversen Gelegenheitsjobs zum Haushaltseinkommen beitragen. Durch einen Zufall wurde ihr Gesangstalent entdeckt und schon bald trat sie im Carltheater auf. Mit 22 Jahren kam sie von der Vorstadtbühne an die k. k. Hofoper, wo sie zum gefeierten Star wurde. Nach ihrer Abschiedsvorstellung von der Bühne am 30. Dezember 1896 spannten die begeisterten Zuschauer die Pferde ihrer Kutsche aus uns zogen diese selbst zu ihrer Wohnung. Sie heiratete den reichen Baron Rittmeister von Theumer und zog mit ihm auf dessen Gut bei Türnitz, wo sie 1910 verstarb. Nach der großen Wohltäterin, die stets die Bedürftigen Simmerings unterstützte, wurde die Lautenschlägergasse in Wien 11 benannt.

Architekten

Kurt Eckel - Dr. Kurt Eckel (geb. 1921) ist Architekt, Bühnenbildner, Mosaizist, Maler, Medailleur und Grafiker. Für das Wohnbauprogramm der Stadt Wien errichtete er gemeinsam mit Herbert Wüster die Wohnhausanlagen Bachgasse 22 (1985/86, Wien 16) und Friedrich-Kaiser-Gasse 27 (1985/86, Wien 16). Weitere von Kurt Eckel geplante Projekte sind die Volkschule Sahulkagasse (1980/81, Wien 10; gemeinsam mit Herbert Prehsler) und die Fernmeldezentrale im Wiener Arsenal (1973-1978, Wien 3).