Negerlegasse 8
Negerlegasse 8
Negerlegasse 8, 1020 WienBaujahr: 1962-1965
Wohnungen: 16
Architekt: Fritz Sammer
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Die Umgebung des Wohnhauses war bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts öde und verwahrlost. Man befürchtete damals einen Überfall der Türken von der Wasserseite aus, wodurch die Bewohner des "Oberen Falls" (heute Obere Donaustraße) der größten Gefahr ausgesetzt gewesen wären. Erst viel später wurde das Gelände sukzessive erschlossen, das erste Haus in der Negerlegasse wurde erst nach 1841 erbaut. Das Grundstück, auf dem dieser Gemeindebau steht, ging 1941 aus dem Besitz der Firma Schöller an die Stadt Wien über. Der 1857 errichtete Vorgängerbau wurde im Zweiten Weltkrieg durch eine Bombe zerstört.
Die Architektur
Der vier Stockwerke hohe Gemeindebau schließt eine Lücke zwischen einem älteren Haus und einem etwa zeitgleich errichteten Wohnkomplex. Die Straßenfassaden des benachbarten Neubaus und dieses Gemeinwohnhauses ergeben zusammen ein homogenes Erscheinungsbild. Dies wird vor allem durch die Verwendung von gleichen Fenstern erreicht. Die hochformatige, zweiachsig angelegte Durchfensterung der risalitartig vorspringenden Seitenteile der Front setzt sich im Nachbarhaus fort, wodurch sich ein Fensterband ergibt. Das Erdgeschoß ist durch einen breiten, von der Grundfarbe des Hauses differenzierten Sockel charakterisiert. Der verglaste Eingangsbereich mit vorkragender Steinrahmung befindet sich in der Mitte der Front. Er bildet mit großen, querformatigen Fenstern eine Achse aus, die von einer Dachgaupe bekrönt wird. Jeweils zwei aus quadratischen Fenstern gebildete Achsen flankieren den betonten Mittelteil. Die Hoffassade weist einen risalitartig vortretenden Mittelteil auf; an den Seitenteilen befinden sich Balkone, die jeweils eine Achse ausbilden.
Der Name
Die Gasse, in der sich das Wohnhaus befindet, ist seit 1862 nach Michael Negerle (1786 - 1859) benannt. Michael Negerle, ein Kaufmann, war um 1841 der Erbauer des ersten Hauses in der Gasse.
Sanierung
von 2015 bis 2022
Die Wohnhausanlage wurde umfassend saniert und modernisiert.
Architekten
Fritz Sammer - Fritz Sammer (1901-1991) studierte an der Technischen Hochschule Wien. Er war ab 1931 selbständig als Architekt tätig und entwarf mit seinem langjährigen Partner Hans Richter vor allem Wochenendhäuser und Wohnhäuser. Bemerkenswert ist vor allem das 1932 entstandene Ensemble von Flachbauten in der Glanzinggasse 23 und 25 in Wien 19, in dem, ursprünglich als Miethaus und Einfamilienhaus konzipiert, heute ein Hotel untergebracht ist.