Ybbsstraße 31-33
Ybbsstraße 31-33
Ybbsstraße 31-33, 1020 WienBaujahr: 1927-1927
Wohnungen: 39
Architekt: Ferdinand Kaindl
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Die Wohnhausanlage liegt inmitten des Stuwerviertels, das von der Ausstellungsstraße, der Lassallestraße und der Donau begrenzt wird. Lange Zeit war ein Teil des heutigen Stuwerviertels - wegen seiner Nähe zur damals noch unregulierten Donau - Augebiet. Erst nach Abschluss der Donauregulierung 1875 setzte hier die städtebauliche Entwicklung ein. Seinen Namen verdankt das Viertel Johann Georg Stuwer (1732-1802), der ab 1774 die Wienerinnen und Wiener mit Kunstfeuerwerken begeisterte. Seine Nachfahren waren bis 1879 im nahe gelegenen Prater als Feuerwerksveranstalter tätig.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage wurde zwischen zwei Wohnhäusern aus der Zeit um 1900 errichtet. Der um 1910 in Tschechien tätige Architekt Ferdinand Kaindl scheint hier stark von den Formen des Tschechischen Kubismus beeinflusst, die durch massive und spitze Kanten geprägt sind. Über einer niedrigen Sockelzone, die als Rahmen um den mittig gelegenen Eingang hochgezogen ist, sind zunächst die in dezent vorspringende Wandfelder eingefassten Fenster der ersten beiden Geschoße angeordnet. Durch ein kräftiges Gesimsband getrennt setzen darüber die oberen drei Stockwerke an, die von wuchtig vortretenden Balkonbrüstungen dominiert werden. Der Eingangsbereich wird durch zwei Rundfenster und eine Verdachung mit massivem Zahnfries besonders hervorgehoben. Darüber setzen zwei Achsen schmaler, hochrechteckiger Fenster an; überfangen von einem Blendrundbogen und einem Dreiecksgiebel mit begleitendem Zahnfries, durchschneiden sie die Fassade in zwei symmetrische Hälften. Die beiden äußersten Achsen sind wie der Mittelteil durch das verkröpfte und mit einem Zahnfries versehene Dachgesims risalitartig abgesetzt. Sich über je eine Achse erstreckende Dachausbauten ermöglichen den Anschluss an die Bauhöhe der Nachbarhäuser.
Der Name
Die Wohnhausanlage Ybbsstraße 31-33 wurde nicht gesondert benannt. Die Straße, in der sie sich befindet, heißt seit 1905 nach dem gleichnamigen Fluss in Niederösterreich.
Architekten
Ferdinand Kaindl - Ferdinand Kaindl (1884-1945) studierte von 1905 bis 1908 Architektur in der Meisterschule von Otto Wagner an der Akademie der bildenden Künste Wien. Über seinen beruflichen Werdegang sind kaum Daten bekannt. Er dürfte zunächst in Schlesien als Architekt tätig gewesen sein, wo 1910 ein Landhaus in Gräfenberg (Tschechien) nach seinen Plänen errichtet wurde. In der Zwischenkriegszeit entwarf Kaindl in Wien die kommunale Wohnhausanlage Ybbsstraße 31-33 in Wien 2 (1927) und sein eigenes Einfamilienhaus Felixgasse 95 in Wien 13 (1931).