Wohlmutstraße 14-16
Wohlmutstraße 14-16
Wohlmutstraße 14-16, 1020 WienBaujahr: 1927-1928
Wohnungen: 105
Architekt: Hans Reiser, Gustav Schläfrig
Weitere Adressen
Erlafstraße 4-6, 1020 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Das Gebäude war ursprünglich mit einer Badeanlage und 5 Geschäftslokalen ausgestattet, die 1985 zusammengelegt wurden. Um die Wohnqualität zu verbessern, stattete 1980 die Gemeinde Wien zwei Stiegen mit modernen Aufzugzubauten aus. Die verglasten Stahlkonstruktionen prägen heute den Gesamteindruck des Gebäudes. 2001 wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt.
Die Architektur
Die um zwei große Innenhöfe gruppierten Stiegen schließen an die Wohlmutstraße durch einen Durchgang mit zwei auffallenden Rundbögen an. Zur Erlafstraße wird die Straßenbreite durch skulpturale Rundbögen überbrückt. So bleibt dem Passanten der Blick auf die langen Balkone, die durch ein abgerundetes Eck an die expressionistischen Bauten Erich Mendelsohns erinnern.
... und die Kunst
Im Innenhof der Wohnhausanlage steht ein Steinbrunnen, der eine ebenfalls steinerne Kugel trägt. Über den Errichter des Kunstwerkes ist leider nichts Näheres bekannt.
Der Name
Der nicht gesondert benannte Wohnbau steht in der Wohlmutstraße. Diese ist bereits seit 1899 nach Bonifaz Wolmuet benannt. Der Zunftmeister der Wiener Steinmetze im 16. Jahrhundert tat sich besonders im vorstädtischen Wiederaufbau nach der Türkenbelagerung 1529 hervor.
Architekten
Hans Reiser - Hans Reiser (1877-?) studierte von 1898 bis 1903 an der Technischen Hochschule Wien. Er war zunächst bei der NÖ Landesregierung beschäftigt, bevor er 1909 Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins wurde und als selbständiger Architekt tätig war. Zu Beginn der 1920er-Jahre wurde Reiser Mitarbeiter im Büro von Gustav Schläfrig, der Chefarchitekt der Ein- und Mehrfamilienbaugenossenschaft war. Zusammen errichteten sie zahlreiche Wohnbauten. Selbständige Arbeiten sind von Reiser nicht überliefert. Ende der 1930er-Jahre wurde ihm aufgrund der schlechten Auftragslage gekündigt, womit sich seine Spuren verlieren.
Gustav Schläfrig - Gustav Schläfrig (1881-1950) studierte von 1900 bis 1906 an der Technischen Hochschule Wien. Bereits 1908 entwarf er (mit seinem Bruder Friedrich Schläfrig) das repräsentative Miethaus am Dannebergplatz 9 in Wien 3. Nach geleistetem Kriegsdienst und einigen Jahren als freiberuflicher Architekt wurde er 1923 Chefarchitekt der Ein- und Mehrfamilienbaugenossenschaft der Eisenbahner. Er nahm vorübergehend Hans Reiser in sein Büro auf, mit dem er zahlreiche Wohnhäuser in Wien und Niederösterreich realisierte. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde ihm 1938 die Berufsbefugnis entzogen.