Karl-Honay-Hof
Karl-Honay-Hof
Gablenzgasse 82-86, 1160 WienBaujahr: 1965-1966
Wohnungen: 232
Architekt: Josef Baudys, Zoltan Egyed, Michael Pribitzer, Franz Sturm
Weitere Adressen
Thalhaimergasse 2-14, 1160 Wien
Herbststraße 77-85, 1160 Wien
Brüßlgasse 1-13, 1160 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Das Areal des heute bestehenden Karl-Honay-Hofs blieb bis zur Erschließung in den 1960er-Jahren unverbaut, auf dem Wiener Generalstadtplan aus dem Jahr 1912 ist nur eine Parzellierung des Geländes ersichtlich. Die Baubewilligung für die gegenüber der Schmelz liegende, einen gesamten Häuserblock umfassende Wohnhausanlage datiert aus dem Jahr 1965.
Die Architektur
Beim "Karl-Honay-Hof" handelt es sich um einen fünf- beziehungsweise sechsgeschoßigen geschlossenen Wohnblock mit insgesamt 12 Stiegenhäusern, die über den großen begrünten Innenhof erschlossen werden. Die langen Straßenfassaden entlang der Thalhaimer- und der Brüsselgasse sind durch den rhythmischen Wechsel unterschiedlich großer eingeschnittener Fenster gegliedert, lediglich die jeweils zweite Fensterachse von der nordseitigen Herbststraße aus gesehen ist mit einem Balkon ausgestattet. Die Südseite des Wohnblocks - gegen die Gablenzgasse - ist U-förmig ausgebildet und durch einen Parkplatz sowie einen kleinen Grünbereich von der Straße getrennt. Farbig abgesetzte Loggien sowie zwei Balkongruppen akzentuieren diese Hauptfassade der großen Wohnhausanlage.
... und die Kunst
An der Fassade zur Gablenzgasse ist eine Reliefbüste aus Bronze von Ferdinand Welz mit der Darstellung Karl Honays aus dem Jahr 1970 angebracht. Sie trägt die Inschrift "Karl Honay / 1891 1959 / Ein / treuer Freund / der Armen / und Schwachen". Im Hof befindet sich die frei stehende Betonwand mit Mosaikbelag "Wolkenschafe" von Maximilian Melcher, die aus den Jahren 1960-1967 datiert.
Der Name
Karl Honay (22.11.1891, Wien - 5.6.1959, Wien) war von 1932-1934 Stadtrat der Gemeinde Wien, ab 1933 als Nachfolger von Julius Tandler im Bereich der Wohlfahrt. Aufgrund seiner politischen Tätigkeit wurde er wiederholt inhaftiert: 1934 im Anhaltelager Wöllersdorf, 1939-1940 im KZ Buchenwald und 1944-1945 im KZ Dachau. Nach dem Krieg setzte er seine politische Karriere fort. Karl Honay war von 1945-1959 Abgeordneter zum Wiener Landtag sowie Mitglied des Gemeinderates, von 1947-1959 bekleidete er dann das Amt des Vizebürgermeisters von Wien.
Architekten
Josef Baudys - Josef Baudys (1900-1979) studierte Architektur ab 1943 bei Alexander Popp an der Akademie der bildenden Künste Wien. Vorwiegend in Gemeinschaft mit anderen Architekten war er an der Errichtung mehrerer prominenter Wohnhäuser der 1950er-Jahre beteiligt. So entwarf er etwa mit Otto Schönthal die Wohnhausanlage Hofherrgasse 5-13 in Wien 10 (1952/53) und zusammen mit Hans Paar und Rudolf Münch den Eduard-Leisching-Hof in Wien 5 (Johannagasse 29-35, 1954/55).
Zoltan Egyed - Zoltan Ferenc Egyed (1917-2008) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Budapest, an der er später auch Vorstand einer Lehrkanzel wurde. 1957 emigrierte Zoltan Egyed nach Österreich, wo er bereits nach kurzer Zeit sein eigenes Atelier in Wien eröffnete. Der auf dem Gebiet der Baurationalisierung auch wissenschaftlich tätige Architekt war für die Gemeinde Wien unter anderem an den Entwürfen zum 1965/66 errichteten Karl-Honay-Hof in Wien 15 (Gablenzgasse 82-86) beteiligt.
Michael Pribitzer - Michael Pribitzer (1926-2004) studierte von 1945 bis 1952 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa am Karl-Honay-Hof in Wien 16, Gablenzgasse 82-86 (1965/66) und der Anlage Sagedergasse 7-11 in Wien 12 (1969-1971).
Franz Sturm - Franz Sturm (1897-1966) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1922 sein Diplom erhielt und 1950 promovierte. Während seiner Studienzeit war er im Büro von Friedrich Ohmann und später bei Karl Holey beschäftigt. 1927 wurde er beamteter Architekt und Baurat bei der NÖ Landesregierung in Wien, wobei er Bauarbeiten an verschiedensten öffentlichen Bauten leitete. Unter dem NS-Regime wurde Sturm zum Gauamtsleiter für "Niederdonau" ernannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg aus allen öffentlichen Ämtern entlassen, begann er als freier Architekt zu arbeiten. Er führte unter anderem Stadtplanungen zur Erweiterung von Hallein und Abtenau aus und mehrere Schulbauten in Niederösterreich und Salzburg. In Wien wurden das Gemeindewohnhaus Meidlinger Hauptstraße 5-9 in Wien 12 (1956) und das Sport- und Freiluftbad im Schönbrunner Park (1959/60) von ihm entworfen.