Engerthstraße 241-247
Engerthstraße 241-247
Engerthstraße 241-247, 1020 WienBaujahr: 1955-1956
Wohnungen: 406
Architekt: Wilhelm Kaiser, Rudolf Kolowrath, Johann (Hans) Stöhr
Weitere Adressen
Offenbachgasse 3-7, 1020 Wien
Wehlistraße 230-236, 1020 Wien
Sturgasse 4-6, 1020 Wien
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Durch die latente Hochwassergefahr war eine Besiedelung der Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, über Jahrhunderte hinweg unmöglich. Erst mit der Donauregulierung 1870-1875 gewann man etwas Kontrolle über den Strom. Damit war die Möglichkeit zur Industrialisierung eröffnet - ein für die wirtschaftliche Entfaltung der Donaumonarchie höchst bedeutsamer Faktor. Bedingt durch die kurze Entstehungszeit, besitzt das Wohnviertel eine relativ einheitliche und unverwechselbare Charakteristik. Nächst dem Gemeindebau befanden sich etwa die Siemens-Schuckert-Werke. Diese Fabrik war um 1900 die modernste der Elektroindustrie. Das Grundstück, auf dem der Neubau steht, war ab 1922 der Standort des Bürohauses für Industrie und andere Angelegenheiten. Im Jahre 1931 ging es in den Besitz der Stadt Wien über.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage wird aus zueinander parallel ausgerichteten Blöcken gebildet, die mit einer ihrer Schmalseite im rechten Winkel an die Engerthstraße grenzen. Zwischen den Bauteilen befinden sich großzügige Grünflächen. Im Gegensatz zur Intimität der in Wien traditionell geschlossenen Höfe sind die begrünten Zonen zur Straße hin geöffnet. Das Konzept des Baus schließt an Ideen der 1920er- und 1930er-Jahre an. Wie damals war man bemüht, durch die konzentrierte Stapelung möglichst vieler Wohnungen große Freiflächen für Erholungs -und Sozialeinrichtungen zu schaffen. Die Wohnblöcke sind einfach gegliedert und primär nach funktionellen Belangen ausgerichtet. Die Sockelzone ist jeweils durch ein Gesims von den darüber befindlichen Stockwerken abgesetzt und farblich differenziert. An den Längsseiten der Fronten sind verglaste Erschließungstürme angebracht. Fallweise werden die Fassaden durch Balkone belebt.
... und die Kunst
Der Gemeindebau war mit mehreren Kunstwerken ausgestattet, die von Walter Behrens, Otto Eder, Otto Beckmann und Alfred Kurz geschaffen wurden und teilweise als Supraporten dienten. Die Plastiken, die sich heute nicht mehr vor Ort befinden, zeigen Pratermotive.
Der Name
Die Straße, in der die Wohnhausanlage steht, ist nach Hofrat Wilhelm Ritter von Engerth (1814-1884) benannt. Der Namensgeber war Generalinspektor der Staatseisenbahngesellschaft, Mitarbeiter der Donauregulierungskommission und Konstrukteur des Sperrschiffes am Beginn des Donaukanals in Nußdorf.
Architekten
Wilhelm Kaiser - Wilhelm Kaiser (1899-1966) plante unter anderem gemeinsam mit Rudolf Kolowrath die kommunalen Wohnhäuser Justgasse 6-14 in Wien 21 (1950/51) und Sturgasse 3-5 in Wien 2 (1954-1956). Mit Johann Stöhr realisierte er die Wohnhausanlage Rustenschacherallee 44-56 in Wien 2 (1954).
Rudolf Kolowrath - Rudolf Kolowrath (geb. 1922) studierte Architektur bei Erich Boltenstern an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien plante er etwa die Wohnhausanlage Rothenburgstraße 3 in Wien 12 (1953-1955) und zusammen mit Wilhelm Kaiser die Anlagen Justgasse 6-14 in Wien 21 (1950/51) und Sturgasse 3-5 in Wien 2 (1954-1956).
Johann (Hans) Stöhr - Johann (Hans) Stöhr (1897-1981) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Nach seinem Studium trat er in das Wiener Stadtbauamt (MA 19) ein, dessen Leiter er bis 1963 war. In dieser Funktion war er vor allem in der Zeit des Wiederaufbaus an der Errichtung zahlreicher kommunaler Bauten beteiligt. So wurden ein Teil der Stadtrandsiedlung Leopoldau in Wien 21 und der Bauteil Ost der Per-Albin-Hansson-Siedlung in Wien 10 nach seinen Entwürfen errichtet. 1950 wurde seine berufliche Tätigkeit in dokumentierter Form als Dissertation an der TU Wien anerkannt.