Untere Augartenstraße 15-17
Untere Augartenstraße 15-17
Untere Augartenstraße 15-17, 1020 WienBaujahr: 1937-1939
Wohnungen: 52
Architekt: Gustav Menzel
Weitere Adressen
Haasgasse 4-6, 1020 Wien
Wohnen in Wien
Zu Beginn der 1930er-Jahre wurde der kommunale Wohnungsbau durch die zunehmend schlechte Wirtschaftslage massiv eingeschränkt. Um für die arbeitslose Bevölkerung trotzdem Wohnraum und Beschäftigung schaffen zu können, ging die Stadt dazu über, am Stadtrand liegendes Bauland zu erschließen und so genannte "Erwerbslosensiedlungen" zur Verfügung zu stellen. Die Siedlungshäuser wurden von den späteren Bewohnern nach einem vorgegebenen Bebauungsplan selbst errichtet. Durch die Ausschaltung des Parlaments und die Einführung einer autoritären ständestaatlichen Verfassung verlor Wien 1934 den Status eines eigenen Bundeslandes. Der Wohnbau kam so gut wie zum Erliegen, und die Arbeitslosigkeit stieg weiter. Der wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung versuchte die Stadt entgegenzuwirken, indem sie Bauland zur Gründung autarker Wohneinheiten bereitstellte und so die Bewohner aus dem Elend der traditionellen Arbeiterbezirke an den grünen Stadtrand absiedelte.
Geschichte
Die Untere Augartenstraße befindet sich, wie der Name verrät, in unmittelbarer Nähe des Augartens. Das Gelände war bis ins 15. Jahrhundert unbewohnt, erst im 17. Jahrhundert wurde mit der baulichen und gärtnerischen Gestaltung des Augartens begonnen, Kaiser Joseph II. machte den Garten 1775 der Öffentlichkeit zugänglich. Durch die Donauregulierung in den 1870er-Jahren konnte den häufigen Überschwemmungen des Geländes entgegengewirkt werden. Der ehemals in mehrere Grundstücke aufgeteilte Bauplatz wurde 1930 von der Stadt Wien erworben. Im Zuge der Errichtung der Wohnhausanlage wurden zwei im 19. Jahrhundert entstandene Bauten abgetragen.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage umfasst zwei gegenüber befindliche Trakte, die fünf bzw. drei Geschoße hoch sind und einheitlichen Prinzipien der Gestaltung folgen. Die Sockelzone, die in der Unteren Augartenstraße erhöht ist, wird durch ein Gesims von den darüber liegendenStockwerken abgesetzt. In beiden Trakten wird die Zentralachse der Fassade betont. Ein jeweils in der Mitte befindlicher Eingangsbereich mit abgetreppter Steinrahmung, die bis zur Höhe des Türsturzes reicht, wird durch ein Gesims hervorgehoben. In der Unteren Augartenstraße fasst dieses den Eingang mit den flankierenden Geschäftsfenstern zusammen. In beiden Gebäuden befindet sich in der Zentralachse ein erkerartiger Ausbau, der vom ersten bis zum dritten bzw. fünften Stock reicht. Putznuten umrahmen die querformatigen Fenster des vortretenden Teils der Front. Sowohl die Straßenfassaden als auch die Hoffassaden sind durch große, horizontal und vertikal mehrfach unterteilte Fenster charakterisiert.
Der Name
Die Straße, in der die Wohnhausanlage steht, ehemals "Neue Gasse", führt zum Augarten, worauf ihr Name zurückzuführen ist.
Architekten
Gustav Menzel - Über die Ausbildung des Stadtbaumeisters Gustav Menzel (1880-1954) sind keine Daten bekannt. In Wien war er sowohl vor als auch nach dem Ersten Weltkrieg tätig. Unter anderem wurden die Wohnhäuser Graf-Starhemberg-Gasse 4-6 in Wien 4 (1912), Schaumburggasse 12 in Wien 4 (1929/30) und die kommunale Wohnhausanlage Untere Augartenstraße 15-17 in Wien 2 (1937-1939) nach seinen Entwürfen errichtet.