Ennsgasse 7-11
Ennsgasse 7-11
Ennsgasse 7-11, 1020 WienBaujahr: 1964-1965
Wohnungen: 136
Architekt: Heinrich Benedikt, Lucia Aichinger, Hermann Aichinger jun.
Weitere Adressen
Radingerstraße 10, 1020 Wien
Ybbsstraße 32-36, 1020 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Die Wohnhausanlage liegt inmitten des Stuwerviertels, das auf einem annähernd dreieckförmigen Areal von der Ausstellungsstraße, der Lassallestraße und der Donau begrenzt wird. Lange Zeit war ein Teil des heutigen Stuwerviertels aufgrund seiner Nähe zur damals noch unregulierten Donau Augebiet. Erst nach Abschluss der Donauregulierung 1875 setzte hier die städtebauliche Entwicklung ein. Seinen Namen erhielt das Viertel nach Johann Georg Stuwer (1732 - 1802), der ab 1774 populäre Kunstfeuerwerke in Wien abhielt. Seine Nachfahren waren bis 1879 im nahe gelegenen Prater als Feuerwerksveranstalter tätig.
Die Architektur
Die Blockrandverbauung der Wohnhausanlage erstreckt sich von der Ennsgasse über die Radingerstraße in die Ybbsstraße. Das Erdgeschoß an der Ennsgasse ist durchgehend als Geschäftszone ausgebildet. Links außen ist hier die Durchfahrt zum Innenhof eingelassen. Die sich darüber erhebende Front der fünf Obergeschoße ist, ebenso wie die über einer niedrigen Sockelzone anschließenden Fassaden der Ybbsstraße und der Radingerstraße, durch je zwei leicht vor die Fassadenflucht springende Wandfelder gegliedert. Sie fassen jeweils drei Achsen gleichförmiger Fenster ein und heben sich auch farblich von der tiefer liegenden Fassade ab. Diese wird durch Achsen unterschiedlich großer Fenster strukturiert, die rahmenlos, nur mit einem dezenten Fensterbrett versehen, in die glatte Putzfassade eingesetzt sind. Die Hoffronten werden durch die sieben vertieft in die Fassade eingesetzten Stiegenhausachsen gegliedert; zwei davon befinden sich in den Hofecken. Ihre breiten, niedrigen Fenster und die dazwischen liegenden, farblich abgehobenen Wandfelder setzen markante horizontale Akzente. Die für die Aufzüge notwendigen Aufbauten ragen unscheinbar hinter dem Dachgesims hoch. Im Gegensatz zur geschlossenen Außenhaut öffnen Balkone die Wohnungen zum parkähnlichen, teilweise als Autoabstellplatz angelegten Innenhof.
Der Name
Benannt ist die Ennsgasse seit 1891 nach dem gleichnamigen Nebenfluss der Donau.
Architekten
Heinrich Benedikt - Heinrich Benedikt (1918-1997) studierte zunächst 1938 und 1939 Malerei an der Wiener Kunstgewerbeschule und erst von 1942 bis 1946 Architektur bei Franz Schuster. Zusammen mit Hermann Aichinger entwarf er die Wohnhausanlagen Breitenseer Straße 68-74 in Wien 14 (1957-1959) und Neilreichgasse 95-99 in Wien 10 (zusammen mit Lucia Aichinger, 1960-1962). Außerdem war Benedikt an der Errichtung des Theodor-Körner-Hofes in Wien 5 (Margaretengürtel 68-74, 1951-1955) beteiligt.
Lucia Aichinger - Lucia Aichinger (geb. Klär, 1921; verh. Stamminger) studierte ab 1941 an der Technischen Hochschule Wien und war bereits in den späten 1940er-Jahren als selbständige Architektin tätig. Von ihr stammt unter anderem der Um- und Dachausbau des Finanzamtes in Wien 15 (Ullmanngasse 54) und der Kindergarten am Kinzerplatz in Wien 21. Während ihrer vorübergehenden Tätigkeit in Deutschland wurde ein Hotel in Pocking (Niederbayern) nach ihren Plänen errichtet. Aichingers bedeutendstes Bauwerk ist das gemeinsam mit Sepp Stein entworfene Institut für Krebsforschung in Wien 9 (Borschkegasse 84, 1972-1976).
Hermann Aichinger jun. - Hermann Aichinger jun. (1917-1965) studierte an der Technischen Hochschule Wien. 1949 trat er in die erfolgreiche Bürogemeinschaft seines Vaters Hermann Aichinger mit Heinrich Schmid ein, die jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht an die früheren Erfolge anschließen konnte. Augrund der Namensgleichheit sind genaue Zuschreibungen oft nicht möglich. Sein bedeutendstes Werk ist die gemeinsam mit seinem Vater (und K. Klaudy) 1951 errichtete Fabrik der Seidenweberei Silz A.G. in Tirol.