Karlheinz-Hora-Hof
Karlheinz-Hora-Hof
Handelskai 214, 1020 WienBaujahr: 1975-1976
Wohnungen: 1041
Architekt: Anton Holtermann, Hugo Potyka, Engelbert Eder
Weitere Adressen
Wehlistraße 180-182, 1020 Wien
Kafkastraße 13, 1020 Wien
Wachaustraße 26a, 1020 Wien
Engerthstraße 193-197, 1020 Wien
Wohnen in Wien
In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.
Geschichte
Durch die latente Hochwassergefahr war eine Besiedelung der Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, über Jahrhunderte hinweg unmöglich. Erst mit der Donauregulierung, 1870-1875, gewann man etwas Kontrolle über den Strom. Damit war die Möglichkeit zur Industrialisierung gegeben, ein für die wirtschaftliche Entfaltung der Donaumonarchie höchst bedeutsamer Faktor. Nahe dem Gemeindebau befanden sich etwa die Siemens Schuckert Werke, die um 1900 als die modernste Fabrik der Elektroindustrie galten. Das Grundstück, auf dem der Neubau steht, befand sich ehemals im Besitz der Wiener Stadtwerke und ging 1973 an die Stadt Wien über.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage, die von der Engerthstraße und vom Handelskai begrenzt wird, ist in einer technisch fortgeschrittenen Fertigteilbauweise errichtet. Auf den kreativen Umgang mit der dadurch gegebenen Flexibilität der Bauelemente ist die Ausbildung eines geschlossenen und überschaubar strukturierten Hofes zurückzuführen. Gegen den Handelskai schirmt eine hohe Randbebauung mit vorgelagertem Parkdeck die Zonen des Baublockinneren ab, die der Erholung und infrastrukturellen Belangen vorbehalten sind. Im mittleren Teil ist die Höhe des Gebäudes etwas zurückgenommen. Die innen liegende Grünfläche wird durch abgetreppte, in rechtem Winkel zur Randbebauung situierte Bauteile gegliedert, was übersichtliche Raumabschnitte schafft. Vielfach sind den Wohnungen Loggien mit Stahlbetonverkleidung zugeordnet. Den Abschluss der Loggien nach oben bildet ein Rundrohrhandlauf. Im weißen bzw. hellgrauen Grundton der Fassaden setzen gelbe Fensterrahmen einen lebendigen Akzent. Für soziale Belebung sorgen u. a. ein Kindergarten und ein Jugendzentrum.
Der Name
Karlheinz Hora (1. Juni 1957 bis 4. August 2017) war ein österreichischer Politiker der Sozialdemokratischen Partei. Er war Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates. Von 2013 bis 2016 war Hora Bezirksvorsteher der Leopoldstadt. Nach der Pflichtschule machte Karlheinz Hora eine Lehre zum Bürokaufmann, bei der Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien wurde er Geprüfter Sparkassenkaufmann. Später arbeitete er als selbständiger EDV-Berater und war ab 2007 Vorstands- bzw. Aufsichtsratsmitglied mehrerer österreichischer Wohnungsunternehmen, unter anderem der Sozialbau AG. Karlheinz Hora arbeitete schon seit früher Jugend in der SPÖ Leopoldstadt, ab 1996 war er dort Bezirksrat, ab 2001 im Wiener Landtag und Gemeinderat, wo er als Verkehrs- und Planungssprecher der SPÖ Wien zwischen 2006 und 2010 das Amt des Vorsitzenden des Gemeinderatsausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr innehatte. Im Jahr 2013 wurde er Bezirksvorsteher der Leopoldstadt. Er engagierte sich insbesondere für leistbaren Wohnraum, zum Beispiel bei den Planungen für das Nordbahnviertel und für den Bau der neuen Gemeindewohnungen hier am Handelskai.
Architekten
Anton Holtermann - Anton Holtermann (1923-1995) studierte von 1951 bis 1956 an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Oswald Haerdtl. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem zusammen mit Walter Schneider und Klaus Aggermann den Bruno-Kreisky-Hof in Wien 17 (Hernalser Hauptstraße 230, 1985-1987) und die Wohnhausanlage Alszeile 57-63 in Wien 17 (1983-1986). Die 1974 errichtete Anlage Engerthstraße 189-191 in Wien 2 ("E-Werksgründe") entstand in einer Zusammenarbeit mit Hugo Potyka und Engelbert Eder.
Hugo Potyka - Hugo Potyka (geb. 1927) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien und an der Akademie der bildenden Künste, wo er die Meisterklasse von Lois Welzenbacher besuchte. 1962 erwarb er die Befugnis eines Architekten und war in der Folge in mehreren Arbeitsgemeinschaften tätig. Besondere Verdienste erlangte er für seine Planungstätigkeiten für den Donauraum, den Gürtel und den Marchfeldkanal. Er beteiligte sich auch maßgeblich am Umbau des Alten AKH zum Universitätscampus (Wien 9). Bis zu seiner Pensionierung war Potyka Honorarprofessor für Städtebau und Siedlungswesen an der Universität für Bodenkultur.
Engelbert Eder - Engelbert Eder (geb. 1936) studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an der Sanierung des George-Washington-Hofes in Wien 10 beteiligt und entwarf gemeinsam mit Anton Holtermann und Hugo Potyka die Wohnhausanlagen Engerthstraße 189-191 in Wien 2 (1976-1978) und Handelskai 214 in Wien 2 (1975/76).