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Johann-Kaps-Hof

Fakten

Johann-Kaps-Hof

Jägerstraße 62-64, 1200 Wien
Stromstraße 14-16, 1200 Wien
Stromstraße 8-12, 1200 Wien

Baujahr: 1957-1961

Wohnungen: 727

Architekt: Richard Horner, (Franz) Hubert Matuschek, Rotraut Hommer, Anton Ubl

Weitere Adressen

Stromstraße 2-12, 1200 Wien

Leipziger Straße 33, 1200 Wien

Stromstraße 16a, 1200 Wien

Jägerstraße 62-64, 1200 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Auf dem Gelände stand um die Jahrhundertwende ein einstöckiges Wohnhaus mit angeschlossenen Stallungen und einem Lager. Anfang des 20. Jahrhundert siedelte sich dort auch ein Hufschmied an. An der Ecke Jägerstraße und Stromstraße war damals noch ein öffentlicher Platz geplant. Die heutige Wohnhausanlage wurde in zwei Bauabschnitten in Zusammenarbeit von vier Architekten errichtet und im Oktober 1962 eröffnet.

Die Architektur

Die fünf- bis siebengeschoßige Wohnhausanlage liegt an der Ecke Jägerstraße/Stromstraße und besteht aus mehreren Wohnblöcken. Ein Bauteil liegt an der Ecke Jägerstraße/Stromstraße. Parallel zur Jägerstraße sind dahinter vier weitere Wohnblocks angeordnet, die ebenfalls im Zuge des ersten Bauabschnittes bis 1959 vollendet wurden. Im zweiten Bauabschnitt wurden drei weitere Bauteile und ein zweigeschoßiges Gebäude errichtet. Die schlichte Gestaltung und die hohen Wohnblöcke sind ein typisches Merkmal der späten 1950er-Jahre. Die einzigen Gliederungselemente der straßenseitigen Fassade sind gleichmäßige Fensterachsen und verglaste Stiegenaufgänge. Auffallend ist hier, dass die einzelnen Trakte leicht versetzt aneinander anschließen. An der hofseitigen Fassade und an den glatten Wandflächen der restlichen Wohnblöcke sorgen Balkone für Abwechslung. Im Erdgeschoß des vorderen Wohntraktes sind Geschäftslokale untergebracht. Neben einem Kindertagesheim gibt es auch ein Heim für alte Leute, das sich im zweigeschoßigen Gebäude im Innenhof befindet.

Der Name

Die Wohnhausanlage ist seit 1975 nach dem Wiener Gemeinderat Johann Kaps (1895-1966) benannt. Der gelernte Schlosser war Mitglied des Verbandes jugendlicher Arbeiter und der SDAP, nach dem Ersten Weltkrieg Mitbegründer des Republikanischen Schutzbundes in der Brigittenau. Aufgrund seines politischen Engagements wurde er 1934 verhaftet und im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er bis 1963 Bezirksobmann der SPÖ Brigittenau und bis 1964 im Wiener Gemeinderat. Eine Gedenktafel soll vor allem an seine Verdienste für den Bezirk in der Zeit des Wiederaufbaus erinnern.

Architekten

Richard Horner - Richard Horner (1900-1963) studierte von 1928-1930 Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister. Er entwarf unter anderem zusammen mit Wilhelm Kroupa den 1953/54 errichteten Richard-Strauss-Hof in Wien 3 (Am Modenapark 8-9).

(Franz) Hubert Matuschek - (Franz) Hubert Matuschek (1902-1968) besuchte die Staatsgewerbeschule in Wien und arbeitete in verschiedenen Architekturbüros, bevor er an der Akademie der bildenden Künste bei Peter Behrens studierte. Nach dem Studium beteiligte er sich mit seinem Vater Franz Matuschek an der Realisierung verschiedenster Projekte. Sein bedeutendes Werk vor dem Zweiten Weltkrieg ist die Stiegenanlage Maria am Gestade mit Brunnen (Wien 1, 1935-1937, Brunnen mit Bildhauer Rudolf Schmidt). Nach 1945 war er vor allem in Linz, Gmunden und Wien tätig, wo er gemeinsam mit Anton Ubl mehrere Wohnhäuser errichtete.

Rotraut Hommer - Rotraut Hommer (1923-2001; geb. Friedl, später verh. Haberl) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Graz. Später war sie als selbständige Architektin in Wien tätig. Hier wurden nach ihren Entwürfen unter anderem für die Gemeinde Wien die Wohnhäuser Lorystraße 54-60 in Wien 11 (1964-1966) und Karl-Löwe-Gasse 7-9 in Wien 12 (1967-1969) errichtet.

Anton Ubl - Anton Ubl (1904-1979) war als Architekt und Designer vorwiegend in Wien und Gmunden tätig. Neben seiner Maurerlehre absolvierte er 1922 die Reifeprüfung der Baufachschule und begann danach sein Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister (Diplom 1928). Von 1948-1968 führte er eine Bürogemeinschaft mit F. Hubert Matuschek in Gmunden; in diesem Zeitraum entstanden dort, sowie in Wien und Linz, mehrere Wohnhäuser. Ubl war Mitglied der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs und ab 1937 in deren Ehrenrat tätig. Nach seinen Plänen wurde unter anderem auch die neue Aufbahrungshalle am Friedhof Mauer in Wien 23 (1935-1936) errichtet.