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Kurt-Heller-Hof

Fakten

Kurt-Heller-Hof

Engerthstraße 249-253, 1020 Wien

Baujahr: 1981-1983

Wohnungen: 273

Architekt: Carl A. J. Hala, Adolf Hoch, Karl Leber, Heinrich Matha

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Durch die latente Hochwassergefahr war eine Besiedelung der Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, über Jahrhunderte hinweg unmöglich. Erst mit der Donauregulierung 1870-1875 gewann man etwas Kontrolle über den Strom. Damit war die Möglichkeit zur Industrialisierung eröffnet - ein für die wirtschaftliche Entfaltung der Donaumonarchie höchst bedeutsamer Faktor. Bedingt durch die kurze Entstehungszeit, besitzt das Wohnviertel eine relativ einheitliche und unverwechselbare Charakteristik. Nächst dem Gemeindebau befanden sich etwa die Siemens-Schuckert-Werke. Diese Fabrik war um 1900 die modernste der Elektroindustrie. Das Grundstück, auf dem der Neubau steht, wurde 1920 von der Stadt Wien erworben.

Die Architektur

Der Kurt-Heller-Hof ist eine fünf- bis achtgeschoßige Anlage, die im Nordosten vom Handelskai, im Südwesten von der Engerthstraße begrenzt wird. Es handelt sich um eine ringförmig geschlossene Verbauung, die eine lärmgeschützte Hofbildung ergibt. Die Form ist einer fortgeschrittenen Fertigteiltechnik zu verdanken, die ein flexibles Zueinander der gestaffelten und versetzten Bauelemente erlaubt. In der Disposition der Wohnblöcke wurde auf den bei der Errichtung vorhandenen Baumbestand Rücksicht genommen, der durch neu gepflanzte Baumreihen ergänzt wurde. Erreicht wurde dadurch unter anderem eine zusätzliche Lärmabschirmung. Der durch die Hofbildung geschaffene Lebensraum ermöglichte die Unterbringung eines Kindertagesheims sowie die Anlage von großzügigen Grünflächen. Entlang der Engerthstraße befindet sich ein gut ausgebautes infrastrukturelles Zentrum. Das variationsreiche Erscheinungsbild der Architektur resultiert aus der Einplanung zahlreicher Loggien und Balkone sowie aus der auch funktional motivierten Abtreppung der Fronten. Eine lamellierte Metallverkleidung charakterisiert die Anlage. Durch den grünen Anstrich der jeweils paarweise nebeneinander und übereinander mit Bindegliedern zusammengefassten Fenster wird gegenüber dem hellen Grundton der Wand ein farblicher Akzent gesetzt.

... und die Kunst

Im Hof befindet sich eine Betonwand, die Metallverzierung aufweist. Das Werk wurde von Walter Kölbl geschaffen.

Der Name

Die Wohnhausanlage ist nach Kurt Heller (1919-1990) benannt. Der Namensgeber war Politiker, Abgeordneter zum Bundesrat, Mitglied der Wiener Landesregierung, Stadtrat sowie Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees.

Architekten

Carl A. J. Hala - Carl A. J. Hala (1915-1980) studierte von 1934 bis 1937 Möbelbau und Architektur bei Carl Witzmann und Hans Vetter an der Hochschule für angewandte Kunst Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf die Wohnhäuser Jurekgasse 29 in Wien 15 (1974/75) und Fünfhausgasse 14 in Wien 15 (1974/75). Die Anlage Bernhardtstalgasse 38 in Wien 10 (1965) plante er gemeinsam mit Paul Detre.

Adolf Hoch - Adolf Hoch (1910-1992) studierte bei Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste in Wien und arbeitete bis 1937 für das Atelier Peter Behrens - Alexander Popp. 1937 wurde Hoch freischaffender Architekt. Es folgten zahlreiche Preise wie 1946 der 1. Preis beim Karlsplatz-Wettbewerb oder 1948 die Goldmedaille bei der Winterolympiade für ein Schisprungstadion am Kobenzl. Zu seinen Hauptwerken zählen der Einsteinhof, die Internationale Kulturstätte im Hörndlwald (Josef-Afritsch-Heim), die Opernpassage sowie das Arbeitsunfallkrankenhaus Meidling (gemeinsam mit Wolfgang Bauer) und die Wohnhausanlage Vorgartenstraße (mit Carl Auböck und Carl Rössler).

Karl Leber - Karl Leber (geb. 1931) studierte von 1955-1958 bei Lois Welzenbacher und Roland Rainer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Im Anschluss war er drei Jahre lang bei Roland Rainer in der Stadtplanung beschäftigt, bevor er sich 1961 als Architekt selbständig machte. Vor allem der Wohn- und Schulbau gehörten zu seinen Schaffensschwerpunkten. Zusammen mit Heinrich Matha entwarf er unter anderem die Pädagogische Akademie in Wien 10, Ettenreichgasse 45A-C (1968-1970). In größeren Arbeitsgemeinschaften entstanden das Schulzentrum in Mürzzuschlag (Stmk.) und die Textilschule in Dornbirn (Vlbg.).

Heinrich Matha - Heinrich Matha (geb. 1934) studierte von 1955 bis 1958 bei Lois Welzenbacher und Roland Rainer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Frühe Wettbewerbserfolge erlaubten eine baldige Selbständigkeit, in der er vor allem Wohn- und Schulbauten realisieren konnte. In Arbeitsgemeinschaften entwarf er unter anderem die Pädagogische Akademie in Wien 10, Ettenreichgasse 45A-C (1968-1970), den Kurt-Heller-Hof in Wien 2, Engerthstraße 249-253 (1981-1983), und das Schulzentrum in Mürzzuschlag (Stmk.).