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Weintraubengasse 6-10

Fakten

Weintraubengasse 6-10

Weintraubengasse 6-10, 1020 Wien

Baujahr: 1982-1983

Wohnungen: 26

Architekt: Eugenie Pippal-Kottnig, Libuse Partyka, Erika Hotzy-Peters

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Das Gebiet, auf dem der Gemeindebau errichtet wurde, war lange Zeit kaum bewohnt. Die Aulandschaft inmitten mehrerer Arme der Donau wurde alljährlich von Hochwassern überflutet. Erst nach der Regulierung der Donau wurde das Gebiet sukzessive als Bauland erschlossen. Als eine Seitengasse der Jägerzeile befand sich die Weintraubengasse gegen Ende des 18. Jahrhunderts in unmittelbarem Umfeld einer der vornehmsten Straßen Wiens. Im Jahre 1907 wurde in der Weintraubengasse 6 eine Pfarrschule eröffnet. Der Bauplatz des neuen Gemeindebaus war ehemals in mehrere Grundstücke aufgeteilt. Im Jahre 1975 gingen diese in den Besitz der Stadt Wien über.

Die Architektur

Das Wohnhaus schließt eine Baulücke zwischen zwei älteren Häusern, mit denen es die Baulinie einhält. Der Neubau mit flachem Giebeldach weist sechs Geschoße auf. Im leicht eingezogenen Eingangsbereich der Straßenfassade befindet sich ein grafitgraues Portal, bei dem es sich um eine Stahlkonstruktion handelt. An der oberen Kante der Sockelzone verläuft ein durch querformatige Fenster gebildetes Band. Ab dem ersten Obergeschoß alternieren querformatige Fenster mit hochformatigen Fenstertüren, die jeweils zwei Achsen ausbilden. Die Parapetthöhe ergibt sich durch ein Geländer, das vor einer Drahtverglasung liegt. Fensterrahmungen, Unterteilungen sowie Geländer heben sich durch den weißen Anstrich vom gelben Verputz ab. Das Haus fällt besonders durch die harmonische Verbindung zwischen der neuen Architektur und dem Altbaubestand auf. Eine Reihe von Dachgaupen wiederholt die Form der Dachfenster des rechten Nachbargebäudes. Durch den Eingangsbereich in der Weintraubengasse gelangt man in einen schmalen Hof. Die Gliederung der Hoffassade entspricht dem Prinzip der Gestaltung der Straßenseite.

Der Name

Die Straße, in der das Wohnhaus steht, ist seit 1909 nach dem Gasthaus "Zur blauen Weintraube" (Ecke Praterstraße) benannt.

Architekten

Eugenie Pippal-Kottnig - Eugenie Pippal-Kottnig (geb. 1921 in der UdSSR, Anscher Grube, gest. 1998 in Wien) studierte von 1935 bis 1939 Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Otto Niedermoser und Franz Schuster. 1943 heiratete sie den Maler Hans Robert Pippal. Einer ihrer ersten bedeutenden Aufträge war die Illustration für das "Österreichbuch" (Hrsg. Ernst Marboe, 1948). In den 1950er-Jahren war sie an der Planung mehrerer Wohnhäuser für die Gemeinde Wien beteiligt. Pippal-Kottnig war auch als Designerin von Inneneinrichtungen und Möbelstücken tätig und arbeitete an zahlreichen künstlerischen Ausführungen ihres Mannes mit, wie etwa an den Mosaiken für die Oktogone im Foyer des 2. Ranges des Burgtheaters (1955).

Libuse Partyka - Libuse Partyka (geb. Partykova, 1921-1995; verh. Bazalka) studierte ab 1944 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien plante sie meist in Zusammenarbeit mit anderen Architektinnen mehrere Bauwerke, wie etwa mit Erika Peters und Eugenie Pippal-Kottnig die Wohnhäuser Weintraubengasse 6-10 und 13 in Wien 2 (1982-1983) und Zirkusgasse 30 in Wien 2 (1981-1983). Die Pläne zur Anlage Schottenfeldgasse 37 in Wien 7 (1987-1989) stammen von Partyka alleine.

Erika Hotzy-Peters - Erika Hotzy-Peters (geb. Karrer, 1919-2002; auch Erika Peters bzw. später Erika Hotzy) studierte von 1940 bis 1945 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Franz Schuster. Bereits während der Studienzeit arbeitete sie in den Büros von Otto Niedermoser und Carl Witzmann und im Hochbaubüro Siemens mit. Bevor sich Erika Hotzy-Peters 1952 als Architektin selbständig machte, leitete sie unter anderem die Bautischlerei Dr. Franz Thiel in Wien 16 (1948) und war Kostümberaterin der Wessely-Filmgesellschaft (1949). Mit ihrem Ehemann Alexander Peters entwarf sie sodann vor allem in den Bundesländern zahlreiche Wohnhausanlagen und gestaltete in Wien rund 16 Bankfilialen. Für die Gemeinde Wien plante sie von den 1950er-Jahren bis in die 1980er-Jahre mehrere Wohnhäuser, zuletzt in Arbeitsgemeinschaft mit Libuse Partyka und Eugenie Pippal-Kottnig. Beachtenswert sind ihr angekaufter Wettbewerbsbeitrag zum Flughafen Wien-Schwechat und das mit einem Preis honorierte Sanierungsprojekt des Blutgassenviertels in Wien 1 (beide 1950er-Jahre). Von Hotzy-Peters stammt auch die Schutzumhüllung für den "Stock im Eisen" in Wien 1 (Ecke Kärntner Straße/Am Graben).