Taborstraße 100
Taborstraße 100
Taborstraße 100, 1020 WienBaujahr: 1983-1985
Wohnungen: 29
Architekt: Edgar Göth
Wohnen in Wien
Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.
Geschichte
Das Wohnhaus befindet sich in der ältesten Straße der Leopoldstadt, die zu den Donaubrücken und deren Befestigung, dem "Tabor", führte. Die Gegend blühte auf, als die Donau ganz überbrückt worden war. Gasthäuser, Handwerker und Handelsleute siedelten sich hier an. Das Grundstück, auf dem der Gemeindebau steht, war zwischen mehreren Besitzern aufgeteilt gewesen. Die Anteile wurden 1976 von der Stadt Wien erworben.
Die Architektur
Das Wohnhaus schließt eine Lücke an der Kreuzung der Taborstraße mit der Eberlgasse. Das Erdgeschoß ist mittels farblicher Differenzierung akzentuiert, der Sockel ist verfliest. Hochrechteckige Fenster durchbrechen entlang der Taborstraße die Sockelzone, die in der Eberlgasse durch ein aus Bullaugen gebildetes Band gegliedert wird. An der Ecke ragt der Baukörper um die Höhe des Dachgeschoßes über die Seitenteile hinaus. Eine Fensterachse im Winkel des Gebäudes betont die Vertikale. Die turmartig angelegte Hausecke wird von zwei Erkern flankiert. Weitere Erker, die an die Nachbarhäuser grenzen, setzen einen lateralen Akzent. Zugunsten einer harmonischen Verbindung mit dem in der Eberlgasse anschließenden, deutlich niedrigeren Altbau ist die Höhe der äußersten Achse der Front um zwei Geschoße versetzt. Das Dachgeschoß ist durch einen grünen, mansardenartigen Abschluss betont, der die unterschiedlich hohen Bauteile zu einer Einheit zusammenfasst. Die Gestaltung der Hoffassaden ist jener der Straßenfassaden angeglichen.
Der Name
Die Straße, in der das Wohnhaus steht, wird seit 1770 Taborstraße, nach der sternförmigen Befestigungsanlage an ihrem Ende, genannt. Befestigungsanlagen dieser Art wurden erstmals von den Hussiten in Böhmen gebaut und Tabor genannt.
Architekten
Edgar Göth - Edgar Göth (geb. 1933) studierte von 1952 bis 1957 an der Akademie für angewandte Kunst in Wien, wo er die Meisterklasse von Prof. Franz Schuster besuchte. Nach seinem Studium war er einige Jahre in Stockholm als Architekt beschäftigt. 1963 kehrte er nach Wien zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung 1998 als selbstständiger Architekt vor allem für die Gemeinde Wien tätig war. Zu seinen wichtigsten Bauten gehören die Wohnhausanlagen Engerthstraße 150 (Wien 2; 1974-1979, gemeinsam mit Arch. Fickl) und Vorgartenstraße 177 (Wien 2; 1979-1984).