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Leopoldsgasse 24

Fakten

Leopoldsgasse 24

Leopoldsgasse 24, 1020 Wien

Baujahr: 1990-1991

Wohnungen: 27

Architekt: Peter Gebhart, Peter Zauchenberger

Weitere Adressen

Im Werd 8, 1020 Wien

Wohnen in Wien

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich die Stadt Wien neben geförderten Sanierungen hauptsächlich darauf, die Stadt im Nordosten und Süden zu erweitern (21.000 Wohnungen in vier Jahren). In enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung wurden großflächig Siedlungsgebiete erschlossen, so zum Beispiel der Leberberg in Simmering. Die Gemeindebauten, die nun für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind, passen sich den modernen Bevölkerungsstrukturen an, indem sie flexible Wohnungen auch für Alleinerziehende, ältere Menschen und Alleinstehende bieten. Zudem sparen sie durch eine nachhaltige Bauweise Betriebskosten und Energie.

Geschichte

Die Straßenbezeichnung "Im Werd" leitet sich vom "Unteren Werd" ab - so wurde die als Schwemmland dienende Insel zwischen dem heutigen Donaukanal und dem Fahnenstangenwasser genannt, die bis zur abschließenden Donauregulierung 1875 nur bedingt bebaubar war. Urkundlich bereits um 1300 erwähnt, erfolgte die erste Besiedlung um 1450. 1625 wurde auf einer ehemals dem Bürgerspital gehörenden, baumlosen Heide das jüdische Ghetto gegründet. Dieses reichte von der Taborstraße über die Kleine Pfarrgasse und die Leopoldsgasse bis zum Tandelmarkt. Nach der Vertreibung der Juden 1669 übernahm die Stadt Wien das in der Folge Leopoldstadt genannte Areal. Die jüdische Gemeinde sollte diese Gegend jedoch weiterhin prägen.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage wurde auf einem spitz zulaufenden Grundstück zwischen Leopoldsgasse und Im Werd errichtet. An der Leopoldsgasse liegen das Erdgeschoß und die jeweils beiden äußersten Fensterachsen des Gebäudes in der Bauflucht der geschlossenen Straßenverbauung. Der übrige Fassadenbereich samt dem ausgebauten Dachgeschoß ist hingegen zurückversetzt und wird von zwei breiten Erkern durchbrochen, die sich konvex über die Baulinie hinauswölben. Zwischen den Erkern befinden sich im Erdgeschoß der tief eingeschnittene Eingang sowie eine gleichförmige Blendöffnung. Der nach hinten versetzte Fassadenbereich verfügt über großflächige, französische Fenster. Rundbögen überfangen die Fenster des Dachgeschoßes. Das Rundmotiv findet sich auch an der Spitze des Grundstücks, wo sich der Bau konvex vorwölbt und so von der Leopoldsgasse zum Im Werd überleitet. Dem Dachgeschoß ist hier eine überdachte Terrasse vorgelagert, die zusammen mit dem dahinter hochragenden Dreiecksgiebel die städtebaulich markante Situation repräsentativ abrundet.

An der Seite zum Im Werd weichen die Architekten durch einen gekurvten Straßenhof von der geschlossenen Blockrandverbauung ab. Die Putzfassade ist hier von der niedrigen Sockelzone bis zum zurückversetzten Dachgeschoß glatt hochgezogen. Akzente setzen eine Achse geteilter Loggien sowie französische Fenster, deren scharfe Kanten mit dem bekrönenden Dreiecksgiebel im Kontrast zur gekurvten Bauform stehen. Der an die Baulinie des Nachbarhauses anschließende Bauteil wird durch Loggien und eine offene Pergola im vierten Obergeschoß aufgebrochen.

... und die Kunst

1999 wurde an der Spitze des Grundstücks ein Denkmal für die "Stillen Widerstandskämpfer" enthüllt, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten Menschen Zuflucht und Hilfe boten. Mit der Herstellung der Gedenksäule wurde der Kulturverein "St. Balach Art Production" beauftragt.
Die ebenfalls hier befindliche "Barcelona-Bank" war ein Geschenk an die Stadt Wien am zweiten europäischen Bau-Symbosium in Barcelona 1988. Sie wurde 1992 als Symbol für die Erneuerung des Karmeliterviertels in der Grünfläche aufgestellt.

Der Name

Der ursprünglich als Zuchthausgasse und später als Strafhausgasse bezeichnete Straßenzug wurde 1862 im Gedenken an Kaiser Leopold I. (1640-1705) in Leopoldsgasse umbenannt. Unter Leopold I. entwickelte sich Wien zu einer Stadt der barocken Kunst und Architektur. So ließ er unter anderem die Pestsäule am Graben in Wien 1 errichten, nachdem die letzte große Pest überstanden war.

Architekten

Peter Gebhart - Peter Gebhart (geb. 1939 in Wien) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Als freischaffender Architekt beschäftigt er sich vor allem mit der Revitalisierung öffentlicher Gebäude und ist im Wohnbau tätig. Zu den von Peter Gebhart sanierten und umgebauten Objekten zählen das Gymnasium Rosasgasse in Wien 12 und die Kuffner Sternwarte in Wien 16. Die kommunalen Wohnhausanlagen Simmeringer Hauptstraße 34-40 im Wien 11 (1982-1985) und Breitenfurter Straße 401-413 in Wien 23 (1984-1987) plante er in Arbeitsgemeinschaften.

Peter Zauchenberger - Peter Zauchenberger (geb. 1947) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien, wo er 1975 mit dem Thema "Kollektives Wohnen" diplomierte. Für die Gemeinde Wien plante er unter anderem das Wohnhaus Diefenbachgasse 30 in Wien 15 (1989/90) und zusammen mit Helmut Wimmer die Anlage Hetzendorfer Straße 23 in Wien 12 (1987-1989).