Engelsberggasse 3
Engelsberggasse 3
Engelsberggasse 3, 1030 WienBaujahr: 1927-1928
Wohnungen: 39
Architekt: Heinrich Schopper, Alfred Chalusch
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Der Wohnbau wurde auf dem ehemaligen Gelände des "Poststadels" errichtet. Seit 1711 waren auf dem von der Ungargasse bis zum Dannebergplatz reichenden Grundstück Pferdestallungen, Remisen für die Pferdewagen und Wohngebäude der Postknechte untergebracht. 1848 wurde hier eine Kaserne eingerichtet, die bis zur Demolierung 1905 den k.u.k. Fuhrwesenkorps beherbergte.
Die Architektur
Die Fassade ist durch zwei vorspringende Seitenblöcke gegliedert, deren innere Fensterachsen als halbrunde Erker vorgezogen sind. Der zurückversetzte Mittelteil wird durch die monumentalisierte Eingangsituation bestimmt. Das Tor wird von vier Wandvorlagen flankiert, die über zwei Geschoße reichen. Überspannt wird das Portal von einem massiven Gebälk. Die Akzentuierung der mittleren vier Fensterachsen reicht bis ins oberste Geschoß, welches von vier Rundbögen abgeschlossen wird. Die schlichte Hoffassade ist durch runde Fenster und kleine Rundbalkone strukturiert. Das Gebäude wird über zwei Stiegenhäuser erschlossen, die sich an der Hoffassade durch turmartige Anbauten abzeichnen, in denen später Glasschächte mit Aufzügen eingelassen wurden.
... und die Kunst
In der Gliederung der Fassade nehmen die Architekten Bezug auf die angrenzenden Häuser, an denen die zentralen Portalachsen auf barocke Weise durch prunkvolle Formen betont sind. Schopper und Chalusch verstehen es, die Gestaltungsprinzipien des Barock in reduzierten, abstrahierten Formen wiederzugeben. Das florale Relief über dem Portal ersetzt dabei das Familienwappen an barocken Palästen.
Der Name
Die Engelsberggasse ist nach Eduard Engelsberg (eigentlich Dr. Eduard Schön, 1825-1879) benannt. Als Komponist schrieb er vor allem Lieder für Männerchöre. Da er auch kaiserlicher Beamter war, musste er allerdings ein Pseudonym verwenden.
Prominente Bewohner
Der Architekt Heinrich Vana (1889-1968) wohnte vorübergehend an dieser Adresse. Er errichtete selbst zahlreiche Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien.
Architekten
Heinrich Schopper - Heinrich Schopper (1881-1952) besuchte die Meisterschule Otto Wagners an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1915 gründete er eine Bürogemeinschaft mit Julius Chini, 1924 dann eine mit Alfred Chalusch, in der bis 1930 vier Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien entstanden. 1926 adaptierte er das Kurtheater in Reichenau/Rax und richtete es neu ein.
Alfred Chalusch - Alfred Chalusch (1883-1957) besuchte die Meisterschule Otto Wagners an der Akademie der bildenden Künste Wien. Die Dokumentation seines Werks ist nicht sehr umfangreich. 1924 gründete er mit Heinrich Schopper eine Bürogemeinschaft, in der bis 1930 vier Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien entstanden. Sein einziges nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenes Bauwerk ist die Wohnhausanlage in der Wehlistraße 40, Wien 20.