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Ludwig-Koeßler-Platz 3

Fakten

Ludwig-Koeßler-Platz 3

Ludwig-Koeßler-Platz 3, 1030 Wien

Baujahr: 1926-1927

Wohnungen: 125

Architekt: Martin Ziegler, Josef Berger, Arthur Berger

Weitere Adressen

Schlachthausgasse 2-6, 1030 Wien

Fruethstraße 1-3, 1030 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Weltausstellung 1873 am Wiener Pratergelände machte den Bau einer neuen Brücke über den Donaukanal erforderlich: die heutige, mehrmals neu errichtete Stadionbrücke. Zugleich musste die Schlachthausgasse von der Baumgasse über Gartengelände zur neuen Brücke verlängert werden. Die zur Brücke hin ausgerichtete Wohnhausanlage wurde entlang der Schlachthausgasse auf ehemaligen Gartengründen erbaut.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage erstreckt sich auf ein von der Schlachthausgasse und der Fruethstraße umschlossenes und auf den Ludwig-Koeßler-Platz spitz zulaufendes Grundstück. Das Erdgeschoß ist als Geschäftszone ausgebildet, darüber erheben sich fünf Wohnetagen. Der schlichte Blockbau zeichnet sich vor allem durch seine kräftige Durchmodellierung aus. Der Eingang befindet sich an der Schmalseite zum Ludwig-Koeßler-Platz. Er ist hinter die Baulinie zurückversetzt. Direkt darüber ist ein Balkon vorgezogen. Von diesem ausgehend wird die schmale Front V-förmig durch Balkonstufungen aufgebrochen. Darin wird der Grundriss der Anlage widergespiegelt und ihr Zulaufen auf die Brücke betont. Eckbalkone leiten von der Schmalseite zu den Längsseiten über. Die Balkone über dem Erdgeschoß sind der Ausgangspunkt für die A-förmig (in Umkehrung zur Schmalseite) vorgezogenen Fensterblöcke. Versetzt angeordnete, massive Gesimsbänder fassen einzelne Baumassen zusammen oder brechen Fronten zusätzlich auf. Eine rhythmische Ordnung erhalten die Längsseiten durch die in regelmäßigen Abständen erfolgende Durchbrechung des Dachgesimses.
Die Anlage umschließt einen Innenhof und einen kleinen Hinterhof. Die schlichten Fassaden sind hier nur mit massiven Gesimsbändern versehen.

Der Name

Benannt wurde der Platz 1928 nach Dr. Ludwig Koeßler (1861-1927). Er war Mitbegründer der Urania, die ihm seine große Bedeutung für die Volksbildung verdankt.

Architekten

Martin Ziegler - Martin Ziegler (1896-?) studierte von 1917-1921 an der Technischen Hochschule Wien. Der mit seinem Studienkollegen Josef Berger 1921 gegründeten Bürogemeinschaft gelang bis 1934 die Realisierung mehrerer Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien sowie privater Wohnhäuser. Nach 1934 führte Ziegler das Architekturbüro allein weiter, jedoch ohne großen Erfolg. Er emigrierte 1939 nach London, wo sich bereits sein früherer Kollege Josef Berger aufhielt. Seine Spuren verlieren sich 1940, als er in die USA weiterzog.

Josef Berger - Josef Berger (1898-1989) studierte an der Technischen Hochschule Wien und war vorübergehend auch Schüler von Adolf Loos und Oskar Strnad. 1921 gründete Berger mit seinem Studienkollegen Martin Ziegler eine Bürogemeinschaft. Zunächst vor allem mit Inneneinrichtungen beschäftigt, errichteten sie von 1926 bis 1934 mehrere Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien und private Wohnhäuser. 1934 emigrierte Berger nach Haifa und weiter nach London, wo er bis zu seinem Tod als Architekt tätig war.

Arthur Berger - Arthur Berger (1892-1981) studierte an der Kunstgewerbeschule Wien bei Josef Hoffmann und Oskar Strnad. Er war zunächst für die Wiener Werkstätten tätig, wendete sich später jedoch der Ausstattung von Filmproduktionen der Sascha-Film Wien zu. Berger war immer wieder in der Bürogemeinschaft seines Bruders Josef Berger und Martin Zieglers tätig und an der Errichtung von Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien beteiligt. 1936 emigrierte er nach Moskau, wo er weiterhin erfolgreich als Filmausstatter tätig war.