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Marschallhof

Fakten

Marschallhof

Am Kaisermühlendamm 1-5, 1220 Wien

Baujahr: 1958-1960

Wohnungen: 245

Architekt: Hermann Stiegholzer

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Der Kaisermühlendamm entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Donauregulierung, die das Inundationsgebiet des Flusses begrenzen sollte. Das Gebiet entlang des Dammes wurde bis in die frühe Nachkriegszeit von wilden, so genannten Brettersiedlungen durchzogen.

Die drei direkt an den Hochwasserschutz angrenzenden Punkthäuser wurden als letzte Erweiterungsstufe des aus drei Wohnhausanlagen bestehenden Marshallhofes geschaffen, welcher am 24. Juni 1961 von Bürgermeister Franz Jonas in Anwesenheit des amerikanischen Botschafters eröffnet wurde.

Die Architektur

Der vierte Bauteil der Großwohnanlage Marshallhof besteht aus drei so genannten Punkthäusern. Diese 14-stöckigen Hochhäuser mit zentralem, durchgehend verglastem Erschließungskern setzen sich aus einem breiten Gebäudeteil, dem zentralen Stiegenhaus und einem schmalen Trakt so zusammen, dass sich ein etwa T-förmiger Grundriss ergibt. Eine Besonderheit ist die Richtung Süden orientierte, geschwungene Front mit den beiden dominant vorspringenden Loggienachsen. Die restlichen Fassaden der Wohntürme verfügen ausschließlich über dekorlos eingeschnittene Fenster. Die drei Hochhäuser zählten zur Zeit ihrer Errichtung zu den modernsten Wohnbauten Österreichs und gelten bis heute als weithin sichtbare Wahrzeichen der Wiederaufbauzeit.

... und die Kunst

Zwischen dem dritten und dem vierten Bauteil befindet sich der in den Jahren 1961 bis 1963 vom Bildhauer Alexander Wahl geschaffene und von Eiben umgebene Gedenkstein an "George C. Marshall".

Sämtliche Foyers der Punkthäuser wurden flächendeckend mit abstrakten Mosaiken von Marianne Neugebauer und Hertha Botstiber-Bitterlich ausgestattet.

Der Name

Die Wohnhausanlage ist nach dem amerikanischen Außenminister und Friedensnobelpreisträger George Catlett Marshall (1880-1959) benannt, der als geistiger Vater des europäischen Hilfsprogramms zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. Dieses von den USA finanzierte Programm, genannt "Marshallplan", trug wesentlich zum Wiederaufbau Österreichs bei.

Architekten

Hermann Stiegholzer - Hermann Stiegholzer (1894-1982) studierte ab 1915 an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er nach kriegsbedingten Unterbrechungen 1924 bis 1926 die Meisterschule von Peter Behrens besuchte. Bereits Ende der 1920er-Jahre entstanden erste Wohnbauten nach seinen Entwürfen, wie etwa das Gemeindewohnhaus Gebauergasse 10 in Wien 21. In dieser Zeit ging Stiegholzer eine Arbeitsgemeinschaft mit Herbert Kastinger ein, in der vor allem Wohnhäuser entstanden. Wegweisend für ähnliche Bauaufgaben wurde das von ihnen geplante Arbeitsamt für Bauarbeiter (Herbststraße 6-10, Wien 16; nicht erhalten). In den 1950er-Jahren beteiligte sich Stiegholzer am Wiederaufbau und realisierte mehrere Wohnhäuser für die Gemeinde Wien.