Matthäusgasse 3
Matthäusgasse 3
Matthäusgasse 3, 1030 WienBaujahr: 1983-1984
Wohnungen: 14
Architekt: Johann Georg Gsteu
Wohnen in Wien
Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.
Geschichte
Bereits seit dem 13. Jahrhundert ist im Bereich der Löwengasse eine Besiedelung durch Gärtner nachgewiesen. Im 16. Jahrhundert siedelten sich hier auch die aufgrund der Geruchsbelästigung aus der Stadt verwiesenen Lederer und Weißgerber an. In der Folge wurde diese zur Vorstadt heranwachsende Gemeinschaft als "Unter den Weißgerbern" bezeichnet. Bis zu Ende des 19. Jahrhunderts bestand das Gebiet großteils aus Gemüsegärten. Die Matthäusgasse wurde erst nach 1860 angelegt. An der Stelle des Wohnhauses stand bis 1980 ein fünf Geschoße umfassender Altbau mit zwei Lokalen.
Die Architektur
Das vier Stockwerke umfassende Wohnhaus wird im linken Bereich des Erdgeschoßes durch zwei schlichte Einschnitte aufgebrochen. Über sie gelangt man in die Tiefgarage und zum Hauseingang. Rechts findet sich der Eingang zum Müllraum. Das zwei Fensterachsen umfassende, turmartig überhöhte Stiegenhaus teilt die Gebäudefront in zwei symmetrische Hälften, die durch das weit vorkragende Dachgesims betont abgesetzt werden. Jede der beiden glatten Fassadenhälften wird durch drei Fensterachsen gegliedert. Die beiden äußeren Achsen sind enger zusammengerückt und mit Blumenkästen versehen. Die inneren Fenster sind durch ein Kippfenster im unteren Bereich dreigeteilt und setzen so besondere Akzente. Die Fenster des Stiegenhauses sind hingegen ganz schlicht ausgestattet in die Fassade eingesetzt. So kommt es hier im Gegensatz zu historischen Gebäuden zu keiner Verdichtung an der Fassadenmitte, sondern zu einer zunehmenden Auflockerung, die in der glatten, geschlossenen Fläche des Stiegenhausturmes mündet. Das ausgebaute Dachgeschoß ist deutlich hinter die Baulinie zurückversetzt und von der Straße aus nicht sichtbar.
Der Name
Benannt wurde die Gasse zur Erinnerung an den ersten Bezirksvorsteher des 3. Bezirks, Matthäus Mayer (1807-1878). Er stand dem Bezirk von 1862-1876 vor und war auch Besitzer des Karpfenbades.
Architekten
Johann Georg Gsteu - Johann Georg Gsteu (geb. 1927) studierte von 1950 bis 1953 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister. Nach dem Studium gründete er zunächst eine Bürogemeinschaft mit Friedrich Achleitner. Zusammen bauten sie die Rosenkranzkirche in Wien-Hetzendorf um (1956-58). In den 1970er-Jahren realisierte Gsteu in Wien mehrere Filialen der Wiener Zentralsparkasse (u. a. Sparkassenplatz in Wien 15 und Rußbergstraße in Wien 21) und von 1990 bis 1995 die neuen Stationsgebäude der U6. Sein letztes Bauwerk war die Fußgängerbrücke "Nordsteg" über die Donau (1994-1997). An der Gesamthochschule Kassel hatte er von 1980 bis 1992 eine Professur inne.