Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Schelleingasse 18-20

Fakten

Schelleingasse 18-20

Schelleingasse 18-20, 1040 Wien

Baujahr: 1932-1933

Wohnungen: 35

Architekt: Wilhelm Peterle

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Schelleingasse wurde erst knapp vor 1900 angelegt, verläuft parallel zum Gürtel und wird durch den Südtiroler Platz unterbrochen. Der erste Abschnitt weist eine einheitlich späthistorische Zeilenverbauung auf, im Bereich des ehemaligen Gartenhauses des Palais Schönburg befinden sich Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien aus der Zwischenkriegszeit und der Nachkriegszeit. 1932 wurde eine Baulücke im Straßenverband mit diesem Volkswohnhaus geschlossen.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, erbaut 1932/33 vom Wiener Stadtbauamt nach Plänen des Architekten Wilhelm Peterle, wurde auf einer Baulücke in der zeilenartig verbauten Schelleingasse unweit des Südtiroler Platzes errichtet.
Das Gebäude besteht aus zwei Stiegen (Stiege 1: Schelleingasse 18, Stiege 2: Schelleingasse 20) und ist ein fünf- bis sechsgeschoßiger Baukörper über rechteckigem Grundriss mit flachem Zeltdach und hofseitig angebauten Stiegenhaustrakten. Der Bau wird an der Hauptfassade zur Schelleingasse durch eine hochgezogene Sockelzone mit symmetrisch angeordneten Portalen und einen wuchtigen, ab dem 2. Obergeschoß kastenartig vor die Bauflucht gesetzten Hauptteil mit betont einfach gehaltener Gliederung charakterisiert. Dieser reicht über vier Geschoße und fasst beide Stiegen durch mittig gesetzte Halbloggien in der Gesamtansicht zusammen. Die rhythmisierte Fensterausteilung mit dreiteiligen, in der Portalachse gekuppelten Sprossenfenstern betont den vortretenden Bauteil zusätzlich. Darüber liegen zurückversetzt im obersten Geschoß kleine Terrassen. Den Rechteckportalen der Sockelzone verleihen Granitrahmungen den Eindruck von Festigkeit. Die Sockelzone erscheint durch die die Eingänge unterhalb des Türsturzes flankierenden Reliefs aus dem gleichen Material aufgelockert. Zu beiden Seiten des Portales Nr. 20 ist je ein Geschäftslokal untergebracht.

... und die Kunst

Insgesamt 4 Flachreliefs aus Granit mit zeittypischen, Wachstum symbolisierenden Kinderdarstellungen in Seitenansicht flankieren die beiden durch Stein gerahmten Portale (Künstler unbekannt). Portal Nr. 18: Kind mit Buch, Kind mit Blume; Portal Nr. 20: Kind mit stilisierten, vegetabilen Motiven.

Der Name

Die Schelleingasse wurde 1891 nach dem Wiener Maler Carl Schellein (1820-1880) benannt und ist ein parallel zum Gürtel verlaufender, durch den Südtiroler Platz unterbrochener Straßenzug.

Architekten

Wilhelm Peterle - Der in Ried im Innkreis geborene Wilhelm Peterle (1893-1959) studierte zunächst an der Technischen Hochschule Graz, wechselte 1913 an die Technische Hochschule Wien, wo er 1921, nach geleistetem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, sein Studium abschloss. Peterle arbeitete zunächst im Atelier Simony, bis er eine Stelle im Wiener Stadtbauamt erhielt, wo er vor allem mit der Errichtung von Wohnhausanlagen befasst war. Als Anhänger der Gartenstadtbewegung plante er neben zahlreichen anderen Projekten für das Rote Wien die Großsiedlung "Am Tivoli" (Hohenbergstraße 3-21, Wien 12).