Rechte Wienzeile 25-27
Rechte Wienzeile 25-27
Rechte Wienzeile 25-27, 1040 WienBaujahr: 1952-1953
Wohnungen: 102
Architekt: Adolf H. Kautzky, Kurt Walder
Weitere Adressen
Preßgasse 32, 1040 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Am 7. März 1952 beschloss der Gemeinderat, auf den gemeindeeigenen Liegenschaften die bestehenden Verkaufshallen abzutragen und einen Neubau, bestehend aus fünf Stiegenhäuser mit insgesamt 101 Wohnungen, 3 Atelierwohnungen, 9 Geschäftslokalen und einer Transformatorenstation, zu errichten. Vom ursprünglichen Bebauungsplan kam man jedoch etwas ab: Das Gebäude wurde als Schüttbau mit Ziegelsplitt ausgeführt, wodurch sich andere Mauerstärken ergaben. Die Dachaufbauten wurden zusammengezogen und sämtliche Stiegenhauseingänge in den Hof verlegt. Die Unterkellerung der Terrasse an der Ecke der Baustelle unterblieb, stattdessen wurde im Hintergebäude an der Stiege 2 ein zweiter Keller ausgeführt. 1990 entwarf Kurt Buchta Aufzugstürme.
Die Architektur
Die Baulücke im Straßenraum wurde nach Plänen Kurt Walders und Adolf H. Kautzkys unter dem Bauführer Adalbert Kallinger durch einen siebengeschoßigen Gebäudekomplex samt ausgebautem Dachgeschoß und Kellergeschoß in den 1950-Jahren geschlossen. Das Wohnhaus besitzt fünf Stiegen an der Rechten Wienzeile und der Preßgasse. Im Bereich der Straßenecke wurde ein kleiner Straßenhof ausgebildet, der eine Terrasse mit Gastgarten aufnimmt. Das gesamte Erdgeschoß wurde als Geschäftszone konzipiert. Fast alle Wohnungen sind, Ausnahme sind jene auf den Stiegen 3 und 5, die durch den späteren Einbau von Aufzügen vor die Fassade gestellt wurden, über hofseitige Treppenhäuser zu erschließen, die Durchfahrt in den großzügigen Hof mit Gartengestaltung befindet sich in der Rechten Wienzeile. Mit ihrer Beschränkung auf wenige Details - die Gebäudefassaden sind lediglich durch eine regelmäßige Achsengliederung mit einfachen Fensterumrahmungen schlicht gestaltet - betonen die beiden Architekten die Einfachheit der nüchternen Baukörper und entsprechen damit in ihrer Form- und Gestaltgebung durchaus den Prinzipien der Gemeindebauarchitektur der 1950-Jahre.
... und die Kunst
An der Front an der Rechten Wienzeile befindet sich ein um die Ecke geführtes Steinrelief (1953) des Bildhauers und Hochschuldirektors Hans Knesl (1905-1971), das verschiedene Marktszenen zeigt, mit dem Titel: "Ausschnitt aus dem Naschmarktleben".
Der Name
Die Rechte Wienzeile, eine über vier Bezirke angelegte Verbindung (1., 4., 5., 12. Bezirk), bestand bereits seit 1700 als Verkehrsweg entlang des Wienflusses. Ab Nr. 41 bildet die Rechte Wienzeile die nordwestliche Begrenzung des 5. Bezirks. Dort hieß sie ab 1905 zuerst Fluggasse, dann An der Wien und zuletzt Wienstraße, bis sie ihren jetzigen Namen erhielt.
Architekten
Adolf H. Kautzky - Adolf Heinrich Kautzky (1910-1984) studierte bei Peter Behrens an der Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er 1932 mit dem Meisterschulpreis abschloss. Unter dem NS-Regime arbeitete er mit Hanns Dustmann im Planungsamt der NS-Gauverwaltung von Wien an der Neugestaltung von Heldenplatz und Volksgarten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er vor allem im Wohnbau tätig. Zusammen mit Kurt Walder realisierte er unter anderem das Gemeindewohnhaus Rechte Wienzeile 25-27 in Wien 4 (1952/53).
Kurt Walder - Kurt Walder (1920-1996) besuchte zunächst die Staatsgewerbeschule in Salzburg und studierte ab 1938 Architektur bei Alexander Popp an der Akademie der bildenden Künste in Wien und nach kriegsbedingter ab 1945 bei Erich Boltenstern. Als freischaffender Architekt schuf Walder zahlreiche Wohn- und Geschäftsbauten. Für die Gemeinde Wien errichtete er unter anderem die Wohnhausanlage an der Rechten Wienzeile 25-27 in Wien 4 (zusammen mit Adolf H. Kautzky) und das Wohnhaus Rosensteingasse 47-49 in Wien 17.