Margaretengürtel 42
Margaretengürtel 42
Margaretengürtel 42, 1050 WienBaujahr: 1953-1954
Wohnungen: 84
Architekt: Peter Tölzer, Maria Tölzer
Weitere Adressen
Hollgasse 2-4, 1050 Wien
Gassergasse 43, 1050 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Der Margaretengürtel, der laut den Worten des damaligen Leiters des Stadtgarteninspektorats Friedrich Kratochwjle "durch die prächtigen Gemeindebauten und die schönen Gartenanlagen zu den schönsten Teilen der Stadt" gehörte, ist die Fortsetzung des Wiedner Gürtels in Richtung Westen bzw. Norden. Die alte Vorortelinie, die zur Zeit des Ersten Weltkrieges durch den Gürtel ersetzt wurde, existierte bereits im 18. Jahrhundert in Form eines Feldweges und ist seit der Zeit um 1800 verbaut worden. Die städtebaulich bedeutende Gegend ist vor allem zwischen dem Matzleinsdorfer Platz und der Margaretenstraße von Gemeindebauten der Zwischenkriegszeit durchsetzt, in den 1950er-Jahren wurde das Gebiet mit neueren Gemeindebauanlagen vollständig verbaut. Die meisten in dieser Zeit errichteten Wohnbauten vermögen es jedoch in vielerlei Hinsicht nicht, an den gestalterischen und funktionellen Standard der Zwischenkriegszeit anzuschließen.
Die Architektur
Die von den Architekten Peter und Maria Tölzer geplante sechsgeschoßige Wohnanlage mit drei Stiegenhäusern und insgesamt 84 Wohnungen wird von drei Straßen (Gassergasse, Hollgasse, Margaretengürtel) begrenzt. Dreigeteilt folgt sie dem Straßenverlauf in der Hollgasse und bildet rückseitig einen großen Hof aus, der sowohl von der Hollgasse als auch vom Margaretengürtel aus zu betreten ist. Die Stiegen sind hofseitig angeordnet, die Wohnungen direkt von den Podesten her zugänglich. Durch die Beschränkung auf wenige Details betonen die Architekten die Nüchternheit des Baukörpers und folgen damit den Prinzipien der Nachkriegsarchitektur. Grundthema ist die klare Gliederung in horizontale und vertikale, abwechselnd zwei- und dreiteilige Sprossenfenster. Zusätzliche Mauerstreifen in Höhe der Fenster unterstreichen die strenge Anordnung in vertikal und horizontal. Nach oben hin wird die Fassade durch Satteldächer mit mittig zentrierten Gaupen in der Hollgasse und einem ausgebauten Dachgeschoß an der Front zum Margaretengürtel abgeschlossen. Die Hoffassaden präsentieren sich in derselben Qualität wie die Straßenfassaden. Dem Hof als offener Gemeinschaftsraum mit viel Grün und zahlreichen Sitzgelegenheiten kommt ein besonderer Stellenwert zu.
Der Name
Der Margaretengürtel, eine über zwei Bezirke angelegte Verbindung (5. und 10. Bezirk), existiert seit 1894 und hieß zuvor Gaudenzdorfer, danach Wiedner Gürtel. Benannt wurde der Margaretengürtel nach dem ehemaligen Vorort Margareten, der von 1380 bis 1850 eine selbstständige Gemeinde war und nach einer der Hl. Margareta von Antiochia geweihten Kapelle getauft wurde.
Architekten
Peter Tölzer - Peter Tölzer (1910-1997) arbeitete nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule im Graphikatelier Josef Binder. Nach dem 2. Weltkrieg begann er eine neue Karriere als Architekt mit einem Studium bei Clemens Holzmeister und Erich Boltenstern. In Arbeitsgemeinschaft mit seiner Ehefrau Maria Tölzer entstanden z. B. 1959-1962 Bauteil 11 der Wohnhausanlage in Wien 10, Eisenstadtplatz, oder der 1975-1976 realisierte Ernst-Papanek-Hof.
Maria Tölzer - Maria Tölzer (1908-1998), zunächst im pädagogischen Bereich tätig, studierte bei Prof. Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Zu ihren bekanntesten Werken, die vielfach in Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Ehemann Peter Tölzer entstanden, gehört der 1947-1948 errichtete Kindergarten in der Per-Albin-Hanson-Siedlung West. Die Architektin entwarf aber auch Kinderspielzeug, gestaltete eine Vielzahl von Interieurs und veranstaltete Ausstellungen.