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Hubert-Feilnreiter-Hof

Fakten

Hubert-Feilnreiter-Hof

Magdalenenstraße 3-7, 1060 Wien

Baujahr: 1964-1966

Wohnungen: 44

Architekt: Josef Seeberger

Weitere Adressen

Linke Wienzeile 72-76, 1060 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

In der Magdalenenstraße befand sich einst ein für das Mariahilfer Stadtbild charakteristisches Elendsviertel, im Volksmund das "Ratzenstadl" genannt. Die ehemalige dörfliche Verbauung im einstigen Vorort Magdalenengrund war einfachster Bauart und zog sich terrassenartig von der Kaunitzgasse zur Magdalenenstraße. Handwerker, kleine Gewerbetreibende und Arbeiter waren gezwungen, unter sehr ärmlichen Bedingungen zu leben, so dass erste Sanierungsmaßnahmen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgten (Eröffnung der Eggerthgasse 1902 und Verlegung der Dürergasse). Auf dem Areal der heutigen Wohnhausanlage befanden sich einst die Althäuser "Zur heiligen Anna" und "Zum Wolf in der Au", das 1784 errichtet worden war.

Die Architektur

Mit dem Bau der Wohnhausanlage, die längs der Magdalenenstraße 3-7 bzw. Linken Wienzeile 72-76 angeordnet ist, wurde im Oktober 1964 begonnen. Die Anlage umfasst ein Wohnhaus und enthält bei sechs Hauptgeschoßen und teilweise ausgebautem Dachgeschoß 45 Wohnungen, einen Lagerraum sowie ein Atelier. Das erste Kellergeschoß beherbergt 21 Einstellplätze für PKW, im zweiten befinden sich die Parteienkeller. Das Gebäude wird über zwei Stiegenhäuser entlang der Linken Wienzeile erschlossen. Jedes Stiegenhaus verfügt über eine separate Liftanlage. Der Zugang zu den jeweiligen Stiegen erfolgt über den im Nachbarhaus Nr. 9 situierten Eingang bzw. über die Linke Wienzeile. Hier wurde der Niveauunterschied durch eine Stiegenkonstruktion überwunden. Die Fassaden sind dem Nachbarhaus in Form- und Farbgestaltung angepasst, sodass die beiden Gebäude auf den ersten Blick als ein großer Wohnblock erscheinen. Charakteristisch für die Hauptfassade an der Magdalenenstraße ist die schlichte Putzfassade, die ohne Ornamentierung allein durch die Proportion der Öffnungen gegliedert wird, sodass durch die Gruppierung der Öffnungen die innere Raumverteilung bereits am Außenbau ersichtlich wird. Die vorspringenden Stiegenhäuser werden durch eigene Dachkonstruktionen nach oben hin abgeschlossen. Die rückwärtige Front entlang der Linken Wienzeile wird durch Balkonausbildungen bestimmt. Durch die wechselseitige Anordnung von Fensteröffnungen und Balkonen wird die Fassade nicht nur rhythmisch bestimmt, sondern gewinnt auch durch die Öffnung der Räume nach Süden hin maximale Beleuchtung.

Der Name

Die heutige Magdalenenstraße, zwischen Kaunitzgasse und Linker Wienzeile gelegen, besteht seit dem Jahre 1862 und hieß vorher zu einem Teil Untere Wehrgasse und zum anderen Schnellgasse. Nach dem ehemaligen Vorort "Magdalenengrund" (bereits seit 1756 urkundlich erwähnt) und der dort gelegenen Magdalenenkirche benannt, ist sie der älteste Teil des heutigen 6. Wiener Gemeindebezirkes. Die frühere Magdalenenstraße ist die heutige Linke Wienzeile. Im Frühjahr 2010 wurde die Wohnhausanlage in "Hubert-Feilnreiter-Hof" umbenannt. Hubert Feilnreiter (1911-2007) war bereits in jungen Jahren, während der Ersten Republik, der sozialdemokratischen Bewegung eng verbunden. Von 1950 bis 1977 war er Bezirksrat im 6. Bezirk, über zehn Jahre (1959-1969) Bezirksvorsteher-Stellvertreter und danach bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1977 Bezirksvorsteher von Mariahilf. Feilnreiter war einer der profiliertesten Kommunalpolitiker der 50er-, 60er-, und 70er-Jahre. Er setzte sich besonders für Modernisierungsmaßnahmen im Verkehrs- und Wohnbereich sein.

Sanierung

von 2015 bis 2019

Die Wohnanlage wurde umfassend modernisiert, wobei Fassaden instandgesetzt, Wärmedämmung integriert und Brandschutztüren in Keller und Dachgeschoss eingebaut wurden. Zusätzlich erhielt die Anlage neue Wärmeschutzfenster und modernisierte Personenaufzüge. Der Dachstuhl wurde instandgesetzt und verstärkt, begleitet von der Erneuerung von Dachdeckung und -verblechung.

Architekten

Josef Seeberger - Josef Seeberger (1910-1981) studierte von 1928 bis 1935 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1938 auch promovierte. Für die Gemeinde Wien entwarf er von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre zahlreiche Wohnhausanlagen, wie etwa den Karl-Czernetz-Hof in Wien 15, Clementinengasse 11-17 (1976-1978), und die Wohnhäuser Magdalenenstraße 3-7 in Wien 6 (1964-1966) und Breitenfurter Straße 437 in Wien 23 (1950).