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Marktgasse 9-13

Fakten

Marktgasse 9-13

Marktgasse 9-13, 1090 Wien

Baujahr: 1955-1956

Wohnungen: 23

Architekt: Heinrich Rameder

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Anhebung eines großräumigen Areals im Alsergrund beschlossen. Diese Maßnahme sollte einer stetig drohenden Überschwemmung des Gebietes durch den Alserbach entgegenwirken. Demgemäß wurden ab diesem Zeitpunkt sämtliche Neubauten in "provisorischer Höhenlage" errichtet. Dabei musste das Erdgeschoß als zukünftiges Kellergeschoß mit hoch liegenden Kellerfenstern konzipiert werden, was den Einbau von Geschäftslokalen unmöglich machte. Erst um 1970, nach Intervention durch das Ordinariat, das eine Tieferlegung seiner Pfarrkirche nicht dulden wollte, wurde die entsprechende Verordnung wieder aufgehoben und der Alserbachkanal stattdessen mit besonders starken Vorflutern versehen.

Die Gegend um die Marktgasse wurde als direktes Umland zum militärisch wichtigen Franz-Josefs-Bahnhof bei den zahlreichen Luftangriffen zu Beginn des Jahres 1945 besonders stark zerstört. 1955 wurde die Bebauung der Liegenschaft Marktgasse 9-13 mit "einem fünfgeschoßigen Baublock in geschlossener Bauweise" bewilligt.

Die Architektur

Das Wohnhaus mit seinen vier Hauptgeschoßen und dem teilweise ausgebauten Dachgeschoß wurde in "provisorischer Höhenlage" errichtet und verfügt demnach über ein entsprechendes, kellerartig ausgeformtes Erdgeschoß. Dennoch wurden bei diesem Bauprojekt zusätzlich zwei temporäre Geschäftslokale vorgesehen, die sich zwischen den beiden straßenseitigen Eingängen befinden. Auch die besondere Form der Erschließung weist auf die geplante Bodennivellierung hin: Eine ziemlich steile Treppe führt formlos, ohne großzügig gestalteten Eingangsbereich und Podest auf das Niveau des ersten Stockwerks. Erst ab hier verläuft die Stiege gleichmäßig doppelläufig über alle Regelgeschoße. Die Fassade ist symmetrisch aufgebaut, mit zwei angedeuteten Erkervorsprüngen über je zwei Fensterachsen.

... und die Kunst

Gertrude Fronius gestaltete in den Jahren 1956 bis 1958 für diesen Hof zwei keramische Reliefs, so genannte Supraporte: den "Marktverkäufer" mit Gänsen für die Eingangstür zur Marktgasse 9-11 und die "Marktverkäuferin" mit einem Korb voller Äpfel für den Eingang Nr. 13.

In den 1950er- und 1960er-Jahren kaufte die Stadt Wien weitere aus ihrer Hand stammende Kunstwerke an: den "Eisbär" aus Kunststein, der in der "Grünen Galerie" im Stadtpark 1961 ausgestellt wurde, sowie eine Plastik in der Schüttaustraße im 22. Bezirk (1955) und ein Mosaik in der Czartoryskigasse im 18. Bezirk (1954).

Der Name

Ursprünglich - ab 1843 - trug die Gasse an der Pfarrkirche "Zu den Hl. Vierzehn Nothelfern" die Bezeichnung "Kleine Kirchengasse". Im Jahr 1862 wurde sie in Marktgasse umbenannt, um dem hier angesiedelten Lichtentaler Markt Rechnung zu tragen. Der Umschlagplatz selbst wurde jedoch 1880 in die neu erbaute Markthalle in der Nußdorfer Straße verlegt.

Architekten

Heinrich Rameder - Heinrich Rameder (1922-2001) studierte von 1946 bis 1953 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien plante er die Wohnhäuser Marktgasse 9-13 in Wien 9 (1955/56) und Dommayergasse 5 in Wien 13 (1951-1955). Nach seinen Entwürfen wurde auch das Planetarium im Wiener Prater (1962-1964) errichtet.