Liechtensteinstraße 120
Liechtensteinstraße 120
Liechtensteinstraße 120, 1090 WienBaujahr: 1956-1958
Wohnungen: 10
Architekt: Alexis Franken
Wohnen in Wien
In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Das Grundstück, auf dem sich das Wohnhaus befindet, grenzt im Süden und Norden nach wie vor an zwei ältere, viergeschoßige Miethäuser an. An der Hofseite im Osten befand sich früher eine Brauerei der Schwechat AG. Der Baubestand blieb seit 1958 im Wesentlichen unverändert.
Die Architektur
Die Fassade der Wohnhausanlage aus Vibro-Ziegeln ist - typisch für Wohnanlagen der 1950er-Jahre - sehr schlicht gehalten. Fünf Obergeschoße und ein Dachgeschoß sind von einer reinen Geschäftszone unterlagert. Diese ist gegenüber der übrigen Fassade um 5 cm zurückversetzt. Dadurch entsteht eine Sockelwirkung, die von der farblichen Behandlung des Putzes noch unterstrichen wird. Von einer aufwändigen Fassadengliederung wurde abgesehen. Die Fensterumrahmungen beschränken sich auf einfache, etwas zurückliegende Putzfaschen. Das Hauptgesims ist aus stahlreinem Beton, der Dachsaum ist verblecht und hat eine aufgesetzte Rinne. Vor der Geschäftszone befindet sich eine Stufe aus Naturstein, ein Gittertor aus Flach- und Rundeisen verschließt eine quadratisch ausgeschnittene Durchfahrt an der rechten Seite der Geschäftszone. Die Durchfahrt führt zu einer freien Fläche hinter der Wohnhausanlage, von der aus das Wohnhaus betreten wird. Die Anlage der Wohnungen ist zur Mittelachse hin symmetrisch aufgebaut.
... und die Kunst
An der Fassade über dem Eingang befindet sich das Mosaik "Kristall" von Gerhard Swoboda, entstanden in den Jahren 1960 bis 1962. Gerhard Swoboda studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Naturdarstellungen wie diese haben in Wien Tradition, sie waren bereits im 19. Jahrhundert wesentlicher Bestandteil des Wohnens und fanden über den populären Wandschmuck Eingang in die Wohnraumgestaltung der unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten. Ab 1945 sind farbige Naturdarstellungen wie dieses Mosaik an Gemeindebauten häufig zu finden.
Der Name
Die Liechtensteinstraße wurde 1862 nach Gundacker Fürst von Liechtenstein (1580-1658) benannt, einem Vertreter des bis heute regierenden Fürstengeschlechts. Die Straße führt am Besitz des Fürsten, dem Liechtensteinischen Sommerpalais, vorbei.
Architekten
Alexis Franken - Der in Belgien geborene Alexis Franken (1921-1969) studierte Architektur in Brüssel, wo er zunächst auch als Architekt tätig war. 1948 kam Alexis Franken nach Wien. Hier arbeitete er vorwiegend an veschiedenen Großprojekten von Georg Lippert mit, entwarf aber auch eigenständig zahlreiche Wohnbauten, wie etwa die Wohnhausanlage "Ursulinenhof" in Wien 18, Gentzgasse 14-20. Alexis Franken war auch an der Planung zum Hauptgebäude der Arbeiterkammer in Wien 4, Prinz-Eugen-Straße 20-24 (1957-1960) beteiligt.