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Marktgasse 19

Fakten

Marktgasse 19

Marktgasse 19, 1090 Wien

Baujahr: 1963-1965

Wohnungen: 12

Architekt: Lionore Regnier-Perin

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die Gegend um die Marktgasse wurde als direktes Umland zum militärisch wichtigen Franz-Josefs-Bahnhof bei den zahlreichen Luftangriffen zu Beginn des Jahres 1945 besonders stark zerstört. Eine der wichtigsten Erfordernisse nach Ende des Zweiten Weltkrieges war demnach die Schaffung von Wohnraum für die Ausgebombten des Lichtentals. Neben diversen Gesetzen, die die Verwirklichung dieses Vorhabens unterstützten (Wohnungswiederaufbaufonds, 1948; Wohnbauförderungsgesetz, 1954), hatte auch die ungebrochene Tradition der rein kommunalen Wohnbautätigkeit weiterhin Bestand. Dabei wurden folgende, von Stadtrat Heller formulierte Zielsetzungen verfolgt: eine Verringerung der Wohndichte (Das Areal war durch eine überdurchschnittlich hohe Bevölkerungsdichte von über 500 Einwohnern per Hektar gekennzeichnet.), eine Verbesserung der Wohnverhältnisse, die Entmischung von Wohnen und Gewerbe sowie die Errichtung von Grünflächen und öffentlichen Einrichtungen.

Für die Liegenschaft der Marktgasse 19 wurde demgemäß im Jahr 1961 die Schleifung des eingeschoßigen Altbestandes aus dem Jahr 1883 bewilligt, um die Baulücke zwei Jahre später mit "einem fünfstöckigen Haus" wieder zu schließen.

Die Architektur

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Anhebung eines großräumigen Areals im Alsergrund beschlossen. Diese Maßnahme sollte einer stetig drohenden Überschwemmung des Gebiets durch den Alserbach entgegenwirken. Demgemäß wurden ab diesem Zeitpunkt sämtliche Neubauten in "provisorischer Höhenlage" errichtet. Dabei musste das Erdgeschoß als zukünftiges Kellergeschoß mit hoch liegenden Kellerfenstern konzipiert werden, was den Einbau von Geschäftslokalen im Allgemeinen obsolet machte. Erst um 1970, nach Intervention durch das Ordinariat, welches eine Tieflegung seiner Pfarrkirche nicht dulden wollte, wurde die entsprechende Verordnung wieder aufgehoben und der Alserbachkanal stattdessen mit besonders starken Vorflutern versehen.

Bei dem Gemeindewohnhaus in der Marktgasse 19 wurde die Vorgabe der Ausführung in "provisorischer Höhenlage" durch die Gestaltung eines Hochparterres gelöst. Dies war möglich, weil die geplante Bodennivellierung hier nur 68 cm betragen sollte.

Die Fassadengestaltung des Zweispänners ist schlicht gehalten mit einem über die fünf Regelgeschoße verlaufenden, mittig gesetzten Erker. Die Fenster sind glatt in die vollkommen schmucklose Putzfassade eingeschnitten.

Der Name

Ursprünglich, d. h. ab 1843, trug diese, die Pfarrkirche "Zu den hl. Vierzehn Nothelfern" säumende, Gasse die Bezeichnung "Kleine Kirchengasse". Im Jahr 1862 wurde sie in "Marktgasse" umbenannt, um dem hier angesiedelten Lichtentaler Markt Rechnung zu tragen. Der Umschlagplatz selbst wurde 1880 jedoch in die neu erbaute Markthalle in der Nußdorfer Straße verlegt.

Architekten

Lionore Regnier-Perin - Lionore Regnier-Perin (1912-1970) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo sie 1934 als eine der wenigen Frauen die zweite Staatsprüfung ablegte. Danach verbrachte sie mehrere Jahre im Ausland, um erste Berufserfahrungen zu sammeln. Nach ihrer Rückkehr nach Wien besuchte sie die Meisterschule von Karl Holey an der Technischen Hochschule und dissertierte mit einem Entwurf zur Umgestaltung der Kirche Maria am Gestade. Als selbstständige Architektin war Lionore Regnier-Perin am Wiederaufbau Wiens beteiligt und plante mehrere Wohnhausanlagen, z.B. das Haus in der Badgasse 10 (Wien 9; 1952/53).