Elderschhof
Elderschhof
Elderschplatz 1-2, 1020 WienBaujahr: 1931-1932
Wohnungen: 123
Architekt: Ludwig Davidoff
Weitere Adressen
Kafkastraße 2-6, 1020 Wien
Engerthstraße 218-222, 1020 Wien
Wohnen in Wien
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.
Geschichte
Durch die latente Hochwassergefahr war eine Besiedelung der Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, über Jahrhunderte hinweg unmöglich. Erst mit der Donauregulierung, 1870-1875, gewann man etwas Kontrolle über den Strom. Damit war die Möglichkeit zur Industrialisierung eröffnet, ein für die wirtschaftliche Entfaltung der Donaumonarchie höchst bedeutsamer Faktor. Bedingt durch die kurze Entstehungszeit des Wohnviertels besitzt dieses eine relativ einheitliche und unverwechselbare Charakteristik. Das Grundstück, auf dem die Wohnhausanlage steht, ging 1928 aus dem Besitz der Baumaterialien-Handelsgesellschaft m.b.H. Hydraulika an die Stadt Wien über.
Die Architektur
Der Aufbau des Gebäudes folgt der diagonalen Einmündung der Ausstellungsstraße in die Vorgartenstraße. Auf dem Grundriss eines gleichseitigen Dreiecks, dessen am Elderschplatz gelegene Basis geöffnet ist, umschließt die Anlage einen begrünten Hof. Die aufgeschnittene Seite des Dreiecks ist in den beiden äußersten Abschnitten durch zwei Baukörper akzentuiert. Daran schließt jeweils ein Turmelement an, das die Ecken betont. Der von außen einsichtige, einspringende Winkel der Dreiecksspitze ist durch einen halbrund ausschwingenden Erker betont, der bis zum vorletzten Stock reicht. Die Traufenlinie weist an dieser Ecke eine durch ein Gesims unterstrichene, nach den Seiten zu abfallende, spiegelgleiche Abtreppung auf. Das Gebäude ist ansonsten sparsam gegliedert. Ein schmaler, von der Grundfarbe des Hauses differenzierter Sockel, definiert das Erdgeschoß. An den Kanten der Ecktürme setzen grau verputzte Felder, welche die gegenüberliegenden Fenster jeweils paarweise zusammenfassen, einen Akzent. Bemerkenswert ist das eiserne Gitter an der zum Elderschplatz geöffneten Seite des Hofes, das durch asymmetrisch ineinandergreifende Konfigurationen gekennzeichnet ist.
Der Name
Der Platz, auf dem die Wohnhausanlage steht, wurde bis 1933 Santa-Lucia-Platz genannt, nach dem Ort des Sieges der kaiserlichen Truppen über die Italiener im Jahr 1848. Im Jahre 1945 wurde er nach Matthias Eldersch (1869-1931) benannt, einem gelernten Weber und Sozialdemokraten, der zahlreiche öffentliche, politische sowie überparteiliche Funktionen ausführte. Er gilt u. a. als "Vater" der österreichischen Sozialversicherung.
Architekten
Ludwig Davidoff - Ludwig Davidoff (1897-?) begann nach geleistetem Militärdienst im Ersten Weltkrieg sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Wien, das er 1923 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Sein einziges bekanntes Bauwerk ist der Elderschhof in Wien 2, Elderschplatz 1-2 (1931-1932). Ludwig Davidoff dürfte sich in den 1930er-Jahren vor allem mit Wohnungseinrichtungen befasst haben, bevor er 1939 aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach England emigrieren musste, wo sich seine Spuren verlieren.