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Triester Straße 75-77

Fakten

Triester Straße 75-77

Triester Straße 75-77, 1100 Wien

Baujahr: 1929-1930

Wohnungen: 44

Architekt: Karl Adalbert Andreas Fischl-Pirkhänfeld

Weitere Adressen

Windtenstraße 22, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

An der wichtigen Ausfallstraße nach Süden, in Verlängerung der Kärntner Straße, befand sich auf der Höhe des Wienerberges bis 1868 auch die Richtstätte der Stadt Wien. Erst am Ende des 19. Jhs. wurden die bis dahin landwirtschaftlich oder als Ziegelgruben genutzten Gründe verplant. Ab den 1920er-Jahren errichtete das Wiener Stadtbauamt unter dem legendären Stadtrat Hugo Breitner hier mehrere Wohnhausanlagen mit Kleinwohnungen. Auf der Kuppe des Wienerberges, gegenüber der spätgotischen Kreuzsäule "Zur Spinnerin am Kreuz", entstand 1929 auf einem bis dahin unverbauten Eckgrundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wasserturm dieses Volkswohnhaus.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage Triester Straße 75-77 ist das einzige heute bekannte Werk des Architekten Fischl-Pirkhänfeld aus den Zwischenkriegsjahren. Der dreiflügelige Bau mit Innenhof ist eine Blockrandverbauung, wobei der Architekt die Ecksituation der Parzelle nördlich des Wasserbehälters markant in Szene setzte. Durch die trapezförmige Grundfläche wird die Ecke abgeschrägt und platzartig erweitert. An der fünfgeschoßigen Fassade ragen über einer hohen Sockelzone zweigeschoßige, farblich abgesetzte Dreieckserker vor, deren Form sich an der abgeschrägten Seite in zwei spitzgiebeligen Dachhäuschen wiederholt. Die enge Aneinanderreihung dieser Erker verleiht der Fassade eine außergewöhnliche Kompaktheit. Ebenso wie der an der Triester Straße gelegene, wie eine dreiteilige Torhalle erscheinende Hauseingang. Hier trennen drei mit glasierten Ziegeln verkleidete Pfeiler die Haustür von den beiden flankierenden Geschäftslokalen. Der Zugang zu den drei Wohneinheiten erfolgt von der Hofseite aus. Hier ist die Fassadengliederung anders gelöst: Die beiden unteren Geschoße werden durch einheitlich blaue Farbgebung zusammengefasst, die Fenster durch weiße Putzfaschen gerahmt. An der übrigen Fassade dominiert die einheitlich weiße Farbe, die Fenster bleiben unbetont. Im Hausinneren sind originale schmiedeeiserne Bauteile erhalten.

Der Name

Die Triester Straße, bereits in der Römerzeit nachweisbar, wurde unter Karl VI. (1711-1740) als Reichsstraße neu angelegt und hieß ursprünglich Neustädter Poststraße. Seit 1883 trägt sie den Namen des ehemaligen k.u.k. Marinehafens Triest.

Architekten

Karl Adalbert Andreas Fischl-Pirkhänfeld - Karl Fischl-Pirkhänfeld (1871-1937) absolvierte nach seiner Schulzeit in Graz ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (Meisterklasse bei Carl Hasenauer). Ab 1094 war er selbständig tätig. Er entwarf zahlreiche Villen, deren Innausstattung ebenfalls nach seinen Entwürfen gearbeitet wurden. Geprägt vom Jugendstil und secessionistischen Ideen verbunden entwickelte Fischl-Pirkhänfeld eine sehr individuelle Gestaltungsweise seiner Bauten.
Die Wohnhausanlage für die Gemeinde Wien, Wien 10, Triesterstraße 75-77 (1929), ist das einzige heute bekannte Werk Fischls aus den Zwischenkriegsjahren.