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Grenzackerstraße 7-11

Fakten

Grenzackerstraße 7-11

Grenzackerstraße 7-11, 1100 Wien

Baujahr: 1968-1970

Wohnungen: 246

Architekt: Karl Oeller, Wolfram Schindler, Erika Schreiber, Heinrich Reitstätter

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die städtische Wohnhausanlage entstand zwischen zwischen 1968 und 1970 auf dem Höhenrücken zwischen Wienerberg und Laaer Berg. Östlich der Anlage verläuft die Favoritenstraße, im Norden wird sie von der Grenzackerstraße begrenzt, Richtung Süden erstrecken sich die ehemaligen "Heubergg’stätten" bis zu den riesigen Siedlungsanlagen der Zweiten Republik, die von der Gemeinde Wien in einem großen Bauprogramm am Südrand der Stadt auf den bevorzugten Arealen der Stadterweiterung nach und nach verwirklicht wurden. Die erste Siedlungsanlage nach dem Zweiten Weltkrieg im 10. Bezirk war die Per-Albin-Hansson-Siedlung (West).

Die Architektur

Auf dem weitläufigen Areal an der Grenzackerstraße reihen sich in Zeilenbauweise - Richtung Süden in paralleler und Richtung Osten in nebeneinander ausgeführter Ausrichtung gestaffelt - elf Wohnblöcke mit 23 Stiegen und heute insgesamt 247, ehemals 252, Wohnungen. Die Anlage wurde in zwei Bauabschnitten ausgeführt: Begonnen wurde mit den Stiegen 1 - 6, 9 - 12 und 15 - 17, der zweite, südliche Bauteil am Anningerweg umfasst die Stiegen 7 - 8, 13 - 14 und 18 - 23. An der östlichen Stirnfront der Stiege 10 ist ein Kesselhaus für die Ölfeuerheizung errichtet worden, in den Kellern der Stiegen 1 und 17 sind die Traforäume untergebracht. Zwei Stellplätze an der Grenzackerstraße bieten Platz für 73 PKWs. Zwischen Grenzackerstraße 11 und 9 liegt die Bechergasse, die nach dem Juristen und Musikwissenschafter sowie Hauptführer der Wiener Oktoberrevolution von 1848, Alfred Julius Becher, benannt wurde.

Die drei- bis viergeschoßigen Gebäude sind durch eine gleichmäßige Achsenreihung gekennzeichnet, kräftige Farbakzente betonen die einzelnen Stiegen und mildern damit den Eindruck des langgestreckten Bauwerks. An den Stirnseiten gegen Osten flankieren vertikale Balkonreihen die einachsigen Fensterreihen, nach Westen sind die Fassaden zudem schindelartig verkleidet. Die südseitig ausgerichteten Fronten verfügen über seitliche und zentrierte, teilweise verglaste Loggiengruppen, während die Wirkung der Gebäude nach Norden einfach und nüchtern ist. Zwischen den Wohnblöcken wird die weiträumige Anlage von Grünflächen mit Busch- und Baumbepflanzung aufgelockert, integriert sind sowohl Sitz- wie auch Kinderspielplätze. Abgesehen von den Grünanlagen direkt in der Siedlung stehen den Bewohnern auch, durch das nahe liegende Grünland, zahlreiche Erholungs- und Sportmöglichkeiten in direkter Nachbarschaft zur Verfügung.

... und die Kunst

Der österreichische Bildhauer Heinz Leinfellner (geb. 1911 in Slowenien, gest. 1974 in Wien) schuf für diese Wohnhausanlage bei Stiege 20 - 21 die Plastik "Sitzendes Paar" aus Stein. Leinfellner war Leiter der Meisterklasse an der Akademie der bildenden Künste und Gründungsmitglied des Art Club 1947.

Der Name

Die 1971 umbenannte Grenzackerstraße hieß bis 1894 Grenzgasse, dann Grenzackergasse. Bis 1874 führte hier ein Grenzweg zwischen Wieden und Inzersdorf.

Architekten

Karl Oeller - Karl Oeller (1929-1986) studierte von 1951 bis 1955 Architektur bei Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an der Planung zur Wohnhausanlage Grenzackerstraße 7-11 in Wien 10 (1968-1970) beteiligt.

Wolfram Schindler - Wolfram Schindler (geb. 1926) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an den Entwürfen zum Salvador-Allende-Hof in Wien 11, Simmeringer Haupstraße 190-192 (1965-1968) und zur Wohnhausanlage Grenzackerstraße 7-11 in Wien 10 (1968-1970) beteiligt.

Erika Schreiber - Erika Schreiber (geb. 1935 in Wien) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien unter anderem bei Clemens Holzmeister, wo sie 1958 ihr Diplom erlangte. Für die Gemeinde Wien wurde sie zweimal zu Entwurfsarbeiten eingeladen: gemeinsam mit den Architekten Heinrich Reitstätter, Wolfram Schindler und Karl Oeller entwarf sie die Wohnhausanlage Grenzackerstraße 7-11 in Wien 10 (1968-1970). Im 16. Wiener Gemeindebezirk wurde ein städtisches Kindertagesheim nach ihren Plänen errichtet.

Heinrich Reitstätter - Heinrich Reitstätter (1903-1971) studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien. In Wien realisierte er auch den Großteil seiner Wohnbauprojekte, darunter die kommunale Wohnhausanlage in der Pfeilgasse 10-12, Wien 8. In Salzburg zeichnete er für die Bauleitung des "Hotel Europa" verantwortlich (Pläne von Josef Bevcar). Zudem plante er den Umbau einiger Filialen der Creditanstalt-Bankverein AG in Salzburg und Wien.