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Leebgasse 94-96

Fakten

Leebgasse 94-96

Leebgasse 94-96, 1100 Wien

Baujahr: 1931-1932

Wohnungen: 72

Architekt: Rudolf Scherer

Weitere Adressen

Van-der-Nüll-Gasse 83-85, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Während des Zweiten Weltkrieges gingen in der Leebgasse und in der Van-der-Nüll-Gasse unzählige Bomben nieder, viele Wohnhäuser in unmittelbarer Nähe der dortigen Gemeindebauten wurden durch Treffer komplett bzw. teilweise zerstört. Besonders schwer getroffen wurde das Areal in der Van-der-Nüll-Gasse zwischen Nr. 80 und Nr. 94, in dessen Teil sich auch die Stiegen 2 - 4 der 1931 errichteten und heute unter Denkmalschutz stehenden städtischen Anlage befinden. Am 25. Mai 1949 erteilte der Gemeinderat die Genehmigung, die durch Kriegseinwirkung zerstörten Bauteile nach dem früheren Bestand wiederherzustellen, 1952 schließlich standen die instandgesetzten Wohnungen zur Benützung frei.

Die Architektur

Am 18. Mai 1931 wurde mit dem Bau der städtischen Wohnhausanlage auf einer Fläche von rund 1.800 m² begonnen. Die fünf Geschoße und ursprünglich 76 Wohnungen umfassende Anlage wird von Leeb- und Van-der-Nüll-Gasse begrenzt und besteht aus je einem Doppeltrakt an den genannten Gassen und je einem einfachen Trakt an den Grundgrenzen, sodass sich ein quadratischer, geräumiger Wohnhof ergibt, der von beiden Straßenseiten zugänglich ist. Die zehn und zwölf Achsen breiten Fassaden sind einheitlich und rhythmisch gegliedert und weisen eine gleichmäßige Reihung zwei- bis dreiflügeliger Fensteröffnungen auf. Besonders betont wird die horizontale Gliederung durch einzelne, die Geschoße definierende Gesimsbänder. An der Front Leebgasse fungieren ein Mittelrisalit in dem das Eingangstor liegt sowie zwei Seitenrisalite zusätzlich als vertikale Gliederungselemente, in der Van-der-Nüll-Gasse betonen zwei Risalite den Eingangsbereich und verleihen der Fassade ein symmetrisches Aussehen. Hofseitig wird man von der Vielfältigkeit in der Anlage überrascht: Neben Balkonreihen und ausgebautem Mansarddach bietet der gärtnerisch gestaltete Hof ausreichend Sitzgelegenheiten zum Verweilen und den Allerkleinsten Platz zum Spielen.

Der Name

Die vormalige Richardgasse wurde 1894 nach Anton Joseph Edler von Leeb (1769 - 1837), Bürgermeister (1835 - 1837) und Magistratsbeamter von Wien, benannt. In seine Amtszeit fällt der Beginn der Kaiser-Ferdinand-Wasserleitung 1835, während der Napoleonischen Kriege erwarb sich Leeb besondere Verdienste.

Architekten

Rudolf Scherer - Rudolf Scherer (1891-1973) studierte an der Technischen Hochschule Wien u.a. bei Max Ferstel und Max Fabiani. Für die Gemeinde Wien entwarf er bis in die späten 1950er-Jahre Wohnhausanlagen. Diese sind - ebenso wie die nach seinen Plänen erbauten Sommerhäuser in Wien und Niederösterreich - betont funktional durchgestaltet.