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Neilreichgasse 85-89

Fakten

Neilreichgasse 85-89

Neilreichgasse 85-89, 1100 Wien

Baujahr: 1955-1956

Wohnungen: 157

Architekt: Hans Schimitzek, Kurt Nehrer, Raoul Lavaulx

Weitere Adressen

Graffgasse 1-3, 1100 Wien

Herzgasse 98-100, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Im Zuge der systematischen Verbauung der Neilreichgasse entstand zwischen 1952 und 1954 an einer bis dahin unverbauten Eckparzelle Neilreichgasse/Graffgasse/Herzgasse ein Wohnhausbau mit drei Trakten um einen begrünten Innenhof. 1980 wurden an den Stiegenzugängen hofseitig Aufzugstrakte angebaut, jene für die Stiegen 5 und 6 an der Fassade Graffgasse.

Die Architektur

Auf leicht ansteigendem Terrain wurde ein Wohnblock mit sieben Geschoßen und Walmdach mit Mansardenausbauten errichtet. Die drei Wohntrakte sind zusammenhängend in Randbebauung um einen regelmäßigen Innenhof errichtet und mit Durchgangsöffnungen zur Neilreich- und zur Herzgasse versehen. Der Bau zeigt über einer hohen Sockelzone eine durch regelmäßige Fensterverteilung sehr sparsam gegliederte Fassade. An der Neilreichgasse tritt der mittlere Bauteil oberhalb der Sockelzone kastenartig vor. In der Graffgasse unterbrechen vertikale, turmähnliche Bauteile die strenge, mit grauem Rieselputz einheitlich gestaltete Baumasse. Gegenüber dem nüchternen Außenbau ist der üppig bepflanzte Innenhof als Garten mit Spiel- und Ruhezone gestaltet. Das leicht ansteigende Gelände wird durch Treppen überbrückt. In dieser Anlage ist das markante Absetzen der geschäftigen Alltagswelt vom geschützten, begrünten Wohnbereich besonders deutlich.

... und die Kunst

Zwei Monumentalplastiken von Franz Pixner sind auf Podesten an den äußersten Achsen der Fassade Graffgasse angebracht. Sie zeigen einen Mundharmonika- und einen Zieharmonikaspieler.

Der Name

Die Herzgasse (vorher: Gerstlergasse) wurde 1874 nach Dr. Rudolf Herz (1813-1873), einem Arzt und Wohltäter, benannt. Herz war Mitglied des Bezirksausschusses im 5. Wiener Gemeindebezirk.
Die Neilreichgasse wurde 1875 nach dem Botaniker August Neilreich (1803-1871) benannt, der vor allem die Pflanzenwelt von Wien und Niederösterreich erforschte.
Graffgasse erhielt diesen Namen 1913, nach Generalmajor Johann Freiherr von Graff (1741-1807), der sich 1794/95 Verdienste im Kampf gegen die napoleonischen Truppen erworben hatte.

Architekten

Hans Schimitzek - Hans (Johann) Schimitzek (1875-1957) war Sohn des Wiener Stadtbaumeisters und Bauunternehmers Wilhelm Schimitzek sen. Nach dem Studium an der TH Wien bei Max von Ferstel und Carl König, (Diplom 1898) und Studienaufenthalten in München arbeitete er gemeinsam mit seinen Brüdern, Wilhelm jun. und Franz, im väterlichen Unternehmen. Standen am Beginn seiner Laufbahn vor allem Neu- und Umbauten von Spitälern, widmete er sich später städtischen Wohnanlagen. Hans Schimitzek war bauleitender Architekt der Wiener gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft.

Kurt Nehrer - Kurt Nehrer (1910-1965) studierte an der Technischen Hochschule Wien, wo er die Meisterschule von Siegfried Theiß besuchte, in dessen Büro er auch vorübergehend beschäftigt war. Nach seiner Promotion 1935 war er vor allem mit der Einrichtung von Spitälern, Lazaretten und Ordinationsräumen beschäftigt. Während des Zweiten Weltkrieges plante er neben Lazarettbauten auch mehrere Fliegerhorste. Nach 1945 etablierte er sich als Privat- und Industriearchitekt.

Raoul Lavaulx - Raoul Lavaulx-Vrecourt (1911-1998) studierte Architektur bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er sich als Architekt in Wien selbständig, wo er zuletzt eine Bürogemeinschaft mit Konrad Holzknecht führte. Lavaulx-Vrecourt war vor allem für den Wiederaufbaufonds tätig, für den er zahlreiche Wohnbauten plante. Zudem unterrichtete er 25 Jahre lang an der HTL Schellinggasse in Wien 1.