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Laxenburger Straße 203-217

Fakten

Laxenburger Straße 203-217

Laxenburger Straße 203-217, 1100 Wien

Baujahr: 1953-1956

Wohnungen: 272

Architekt: Anton Ubl, (Franz) Hubert Matuschek

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die zwischen 1953 und 1956 errichtete Wohnhausanlage liegt nördlich der Siedlung Wienerfeld-Ost, die in den Jahren 1939 bis 1942 durch die Architekturabteilung der GESIBA (Gemeinnützige Siedlungs- und Baugesellschaft) entworfen worden war. Die Siedlung wurde in zwei Teilabschnitten ausgeführt: Der erste Bauabschnitt umfasste fünf Häuser mit insgesamt 14 Stiegen und 142 Wohnungen, einen Transformatorenraum, ein Geschäftslokal sowie einen Motorradeinstellraum. Im zweiten Bauabschnitt, mit dem 1954 begonnen wurde, entstanden weitere fünf Häuser, 14 Stiegen (Nr. 15-28) und 143 Wohneinheiten, drei Lokale sowie ein Motorradeinstellraum. In die Anlage integriert sind die Sektion 28 der SPÖ-Favoriten, ein Pensionistenklub, die Apotheke "Am Wienerfeld" und eine Tierarztpraxis.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage wurde Mitte der 1950-Jahre nördlich der bestehenden Siedlung Wienerfeld-Ost an der damaligen Tolbuchinstraße errichtet. Sie umfasst zehn Häuser in Zeilenbauweise und wurde in zwei Bauabschnitten ausgeführt. Durch die Motive Platz, Hof und Zeile wurden Elemente aus dem kommunalen Wohnbau der Zwischenkriegszeit neu formuliert und weiterentwickelt: Die zwei- bis dreigeschoßigen Wohnhäuser verfügen über teilweise ausgebaute Dachböden, die Achsenreihung ist gleichmäßig, die Satteldächer an der Nord- und Südseite sind mit Dachgauben versehen. Im letzten Stock befinden sich nach Süden ausgerichtete, horizontale Balkonreihen; im Osten und an den Stirnseiten sind diese vertikal angeordnet. Die nach Westen ausgerichteten Fassaden erzeugen durch ihre gleichmäßige Achsenreihung eine einfache und nüchterne Wirkung. Über den Eingängen zu den einzelnen Stiegen, die zum Teil eigene Treppenkonstruktionen aufweisen, befinden sich verschiedene Natursteinreliefs diverser Künstler. Durch die Zeilenbauweise ergibt sich eine sehr offene Hofraumgestaltung mit vielen Erschließungswegen und einzelnen Sitzgruppen. Im Herzen der Anlage wurde ein Spielplatz für die allerkleinsten Mitbewohner angelegt.

... und die Kunst

Für die Wohnhausanlage an der Laxenburger Straße 203-217 waren gleich mehrere Künstler am Werk: Die Bildhauer schufen vorwiegend in den 1950-Jahren mehrere Reliefs, Supraporten und Hauszeichen, die über den Eingängen zu den Wohnhäusern zu finden sind.
Von Josef Bock (1883-1966) stammen die Natursteinreliefs "Fenstergucker, Fensterguckerin", Emilie Hausmann-Rada schuf zwei Reliefs mit den Namen "Bauarbeiter" und "Kindergärtnerin". Margarete Bistron-Lausch (1906-1961) kreierte, wie Gabriele Waldert (1902-1949), Supraporten mit den Motiven "Schneider" und "Strickerin", "Knabe mit Hund", "Mädchen mit Katze", "Bildhauerin" und "Gärtner". Von Josef Riedl (1884-1956), Ernst Wenzelis (geb. 1911), Anton Endstorfer (1880-1961), Konrad Calo und Elisabeth Ziska stammen die insgesamt 14 vorwiegend berufsgruppenorientierten Hauszeichen "Mutter mit Kind", "Arbeiter", "Lesender Mann", "Redner", "Maurer", "Glasbläser", "Fassbinder", "Erzieherin", "Köchin", "Wäscherin", "Näherin", "Büglerin", "Töpfer" und "Dentist". Ria Therese Brunner schuf zwei weitere Reliefs, die ebenfalls dem Handwerksberuf entstammen und die Namen "Greißler" und "Schuster" tragen.

Der Name

Die Laxenburger Straße, eine über zwei Bezirke angelegte Verbindung (10. und 23. Bezirk), wurde erstmals urkundlich 1377 erwähnt und 1686 umgelegt. Als nachträgliche Verlängerung der inneren Favoritenstraße verbindet die Straße die beiden ehemaligen Schlösser Favorita (heute Theresianum, 4. Bezirk) und Laxenburg. Ihren heutigen Namen erhielt die Straße bereits 1892, kurzzeitig (von 1946 bis 1956) hieß sie Tolbuchinstraße.

Architekten

Anton Ubl - Anton Ubl (1904-1979) war als Architekt und Designer vorwiegend in Wien und Gmunden tätig. Neben seiner Maurerlehre absolvierte er 1922 die Reifeprüfung der Baufachschule und begann danach sein Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister (Diplom 1928). Von 1948-1968 führte er eine Bürogemeinschaft mit F. Hubert Matuschek in Gmunden; in diesem Zeitraum entstanden dort, sowie in Wien und Linz, mehrere Wohnhäuser. Ubl war Mitglied der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs und ab 1937 in deren Ehrenrat tätig. Nach seinen Plänen wurde unter anderem auch die neue Aufbahrungshalle am Friedhof Mauer in Wien 23 (1935-1936) errichtet.

(Franz) Hubert Matuschek - (Franz) Hubert Matuschek (1902-1968) besuchte die Staatsgewerbeschule in Wien und arbeitete in verschiedenen Architekturbüros, bevor er an der Akademie der bildenden Künste bei Peter Behrens studierte. Nach dem Studium beteiligte er sich mit seinem Vater Franz Matuschek an der Realisierung verschiedenster Projekte. Sein bedeutendes Werk vor dem Zweiten Weltkrieg ist die Stiegenanlage Maria am Gestade mit Brunnen (Wien 1, 1935-1937, Brunnen mit Bildhauer Rudolf Schmidt). Nach 1945 war er vor allem in Linz, Gmunden und Wien tätig, wo er gemeinsam mit Anton Ubl mehrere Wohnhäuser errichtete.