Laxenburger Straße 140-142
Laxenburger Straße 140-142
Laxenburger Straße 140-142, 1100 WienBaujahr: 1953-1954
Wohnungen: 10
Architekt: Anton Ubl, (Franz) Hubert Matuschek
Weitere Adressen
Soesergasse 1, 1100 Wien
Franz-Schreker-Gasse 1, 1100 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Wohnhausanlage mit ursprünglich 17 Wohnungen wurde nördlich der Siedlung Wienerfeld-West an der damaligen Tolbuchinstraße erbaut. An der Südseite befand sich seinerzeit der Eingang zu einem Molkereigeschäft, zwischen Jarlweg und Gimniggasse entstand 1964 nach Plänen Edith Lessels ein Kindergarten mit integriertem Spielplatz. 1975 wurden die Räumlichkeiten im Erdgeschoß der Anlage abgeändert und ein Supermarkt für die Konsumgenossenschaft Wien errichtet, der 1977 in Betrieb ging. Heute befindet sich dort eine SPAR-Filiale. Der Wiederaufbauphase entsprechend ausgestattet orientierten sich die Wohnungsgrößen am Gemeindewohnungsbau der Zwischenkriegszeit. Die durchschnittliche Wohnfläche lag bei 45 m². In den Großwohnanlagen dieser Bauperiode überwogen die Anteile von 1- und 2-Zimmerwohnungen, zur Wohnungsausstattung gehörten eine Wohnküche mit Kochnische und eine Nasszelle mit Bad/WC.
Die Architektur
Die südlich durch die Siedlung Wienerfeld-West begrenzte Wohnhausanlage an der Laxenburger Straße wurde als zweigeschoßiger Bau mit ausgebautem Dachgeschoß konzipiert. Die Fassadengliederung ist zurückhaltend und mit kleinformatigen Fensteröffnungen ausgeführt. An der Vorderseite des Baus, entlang der Laxenburger Straße/Ecke Jarlweg, wurde nachträglich ein eingeschoßiger Bauteil mit Flachdach und verglasten Fassadenelementen platziert. In den Räumlichkeiten, die seinerzeit einen Molkereibetrieb beherbergten, wurde nach notwendigen Umbauarbeiten eine Supermarktfiliale errichtet, die als Nahversorger für die gesamte Siedlung dient. Bereits vor dem Umbau belebte die Fassade mit dem hohen Anteil an Glaselementen des dort ansässigen Betriebes die dezente Fassadengestaltung. In der Soesergasse, im Süden, grenzt ein schuppenähnlicher, eingeschoßiger Zubau an das Wohnhaus, daneben befindet sich die Durchfahrt zum Hinterhof. Die Rückseite des Gebäudes ist detailreicher gestaltet, wenngleich auch hier die Einfachheit der Ausführung überwiegt: die Fassade weist eine regelmäßige Achsenreihung auf, die zwei Eingänge zu den Stiegen sind seitlich situiert und durch Rundbogen mit diversen Verzierungen akzentuiert, entlang des Daches reihen sich Gaupen in Gruppen und lose aneinander, der Hintereingang zum Geschäft wurde nachträglich aufgebrochen. Im offenen Erdgeschoßbereich des Hofes sind Stellplätze untergebracht und vor dem Gebäude an der Laxenburger Straße dient ein kleiner begrünter Platz als Puffer zur Straße.
... und die Kunst
Die Bildhauerin Gabriele Waldert (1902-1949) schuf für die Anlage zwei Supraporten mit den Motiven "Knabe mit Hund" und "Mädchen mit Katze", die in den Rundbogen über den Eingängen zu den Stiegen zu finden sind.
Der Name
Die Laxenburger Straße, eine über zwei Bezirke angelegte Verbindung (10. und 23. Bezirk), wurde erstmals urkundlich 1377 erwähnt und 1686 umgelegt. Als nachträgliche Verlängerung der inneren Favoritenstraße verbindet die Straße die beiden ehemaligen Schlösser Favorita (heute Theresianum, IV. Bezirk) und Laxenburg. Ihren heutigen Namen erhielt die Straße bereits 1892, kurzfristig (von 1946 bis 1956) hieß sie Tolbuchinstraße.
Architekten
Anton Ubl - Anton Ubl (1904-1979) war als Architekt und Designer vorwiegend in Wien und Gmunden tätig. Neben seiner Maurerlehre absolvierte er 1922 die Reifeprüfung der Baufachschule und begann danach sein Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister (Diplom 1928). Von 1948-1968 führte er eine Bürogemeinschaft mit F. Hubert Matuschek in Gmunden; in diesem Zeitraum entstanden dort, sowie in Wien und Linz, mehrere Wohnhäuser. Ubl war Mitglied der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs und ab 1937 in deren Ehrenrat tätig. Nach seinen Plänen wurde unter anderem auch die neue Aufbahrungshalle am Friedhof Mauer in Wien 23 (1935-1936) errichtet.
(Franz) Hubert Matuschek - (Franz) Hubert Matuschek (1902-1968) besuchte die Staatsgewerbeschule in Wien und arbeitete in verschiedenen Architekturbüros, bevor er an der Akademie der bildenden Künste bei Peter Behrens studierte. Nach dem Studium beteiligte er sich mit seinem Vater Franz Matuschek an der Realisierung verschiedenster Projekte. Sein bedeutendes Werk vor dem Zweiten Weltkrieg ist die Stiegenanlage Maria am Gestade mit Brunnen (Wien 1, 1935-1937, Brunnen mit Bildhauer Rudolf Schmidt). Nach 1945 war er vor allem in Linz, Gmunden und Wien tätig, wo er gemeinsam mit Anton Ubl mehrere Wohnhäuser errichtete.