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Delsenbachgasse 7-11

Fakten

Delsenbachgasse 7-11

Delsenbachgasse 7-11, 1110 Wien

Baujahr: 1949-1950

Wohnungen: 81

Architekt: Willy Grunert

Weitere Adressen

Wilhelm-Otto-Straße 15, 1110 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Vor dem Pestjahr 1679 war das Gebiet des heutigen Simmering, damals noch ein kleines Dorf im Bereich der Laurenzkirche, ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 kam es zu einer Rückbildung zur bäuerlichen Struktur mit vielen kleinteiligen Feldern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein kleines Dorf. Erst Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Simmering durch den Zuzug großer Unternehmen, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde, zu einem Industrie- und Arbeitervorort. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung waren die im Bereich der Simmeringer Hauptstraße 1-3 errichteten "Rinnböckhäuser". Die heute noch zum Teil erhaltenen Häuser waren damals die zweitgrößte Wohnhausanlage Wiens und rückten Simmering ein Stück näher an die Stadt. 1892 wurden Simmering und Kaiserebersdorf sowie kleine Teile von Kledering, Schwechat und Albern als 11. Bezirk nach Wien eingemeindet.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage erstreckt sich über 27 Fensterachsen entlang der Delsenbachgasse und reicht mit einem kurzen Trakt in die Wilhelm-Otto-Straße. An der Delsenbachgasse ist die Anlage durch einen kräftigen Vorsprung in zwei Blöcke geteilt. Der rechte, nach hinten versetzte Block umfasst fünf Geschoße. Die Fassade wird durch Achsen breiter und schmaler Fenster, die zum Teil unrhythmisch in Paaren angeordnet sind, strukturiert. Die Obergeschoße setzen über einem kräftigen Gesimsband an. Die Fenster des Erdgeschoßes sind mit markanten Rahmungen versehen, während die Fenster der Obergeschoße scharf in die glatte Fassade eingeschnitten sind. Unter dem äußersten Achsenpaar links befindet sich der markant gerahmte Durchgang zum Innenhof, von wo aus fünf der insgesamt sechs Stiegenhäuser erschlossen werden. Die Fassade des linken, vorgezogenen Blocks ist von der niedrigen Sockelzone bis zum Dachansatz ohne Einschnitte hochgezogen. Auch dieser Gebäudeteil wird nur durch Achsen unterschiedlicher Fenstergrößen, die zu Gruppen zusammengerückt sind, gegliedert. Eine Achse französischer Fenster lockert die strenge Struktur ein wenig auf. An der schmalen Front zur Wilhelm-Otto-Straße befindet sich der einzige straßenseitig gelegene Stiegenhauszugang. Die versetzten Stiegenhausfenster weisen sowohl an der Straßen- als auch an den Hofseiten dezente, vertiefte Rahmungen auf. Die Rückseite des höheren Gebäudeblocks wird von den nachträglich errichteten Aufzugstürmen dominiert.

Der Name

Die Delsenbachgasse wurde 1932 nach dem Maler und Kupferstecher Johann Adam Delsenbach (1687-1765) benannt. Der aus Nürnberg stammende Künstler war zu Beginn des 18. Jahrhunderts einige Jahre in Wien tätig, wo er unter anderem auch Ansichten vom Schloss Neugebäude in Simmering schuf.

Architekten

Willy Grunert - Der aus Sachsen stammende Willy Grunert (1897-1978) studierte an der Technischen Hochschule und an der Kunstakademie in Dresden. Schon früh arbeitete er als Städteplaner im Atelier von Adolf Muesmann mit. Nach Beendigung seines Studiums machte er sich als Architekt in Dresden selbstständig und nahm bald eine führende Rolle auf dem Gebiet des gemeinnützigen Wohnungsbaus ein. Nach seinen Plänen entstanden in und um Dresden einige Tausend Wohnungen. Ende des Zweiten Weltkriegs übersiedelte Grunert nach Wien, wo er sich vor allem am Wiederaufbau von Wiener Neustadt sowie am Wohnhausbau der Gemeinde Wien beteiligte. Aufgrund seiner Verdienste um den Wohnhausbau wurde ihm das Ehrenamt eines Bezirksrats der Gemeinde Wien übertragen, durch das er entscheidenden Einfluss auf die Assanierungspläne der Wiener Innenstadt hatte.