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Gratian-Marx-Straße 12-14

Fakten

Gratian-Marx-Straße 12-14

Gratian-Marx-Straße 12-14, 1110 Wien

Baujahr: 1953-1954

Wohnungen: 52

Architekt: Erich Lamprecht

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Noch vor dem Pestjahr 1679 war das Umfeld im Süden und Osten Wiens bis nach Simmering, damals ein kleines Bauerndorf, und weiter bis zu den Donauauen ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 vollzog sich im Ort ein Strukturwandel, der die Rückbildung zu Dorffluren mit vielen kleinteiligen Feldern zur Folge hatte. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein kleines Dorf. Erst Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Simmering durch den Zuzug großer Unternehmen, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde, zu einem Industrie- und Arbeitervorort. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung waren die im Bereich der Simmeringer Hauptstraße 1-3 errichteten Rinnböckhäuser. Die heute noch zum Teil erhaltenen Häuser waren damals die zweitgrößte Wohnhausanlage Wiens und rückten Simmering ein Stück näher an die Stadt. 1892 wurden Simmering und Kaiserebersdorf sowie kleine Teile von Kledering, Schwechat und Albern als 11. Bezirk Wien eingemeindet.

Die Architektur

Die fünf Geschoße umfassende Wohnhausanlage liegt an der Ecke Gratian-Marx-Straße/Urschenböckgasse. Die Fassaden des Gebäudes sind vom niedrigen Sockelgeschoß bis zum abschließenden Dachgesims betont schlicht und ohne Einschnitte hochgezogen. Der an der Gratian-Marx-Straße mittig gelegene Durchgang ist mit einem markanten Rahmen versehen und führt in den Hinterhof, von dem aus die drei Stiegenhäuser erschlossen werden. Schlichte Rahmen umfassen die Fenster der Eingangsachse und der beiden flankierenden Achsen, wodurch es zu einer blockartigen Gliederung der Fassade kommt. Etwas abgesetzt sind die scharf eingeschnittenen Stiegenhausfenster sowie drei weitere Stiegenhausfenster angeordnet. Dabei liegt die äußerste Achse links bereits an der gekurvten Hauskante und lässt dadurch die Fassade ein wenig asymmetrisch erscheinen.

Aufgrund des unterschiedlichen Geländeniveaus schließt der an der Urschenböckgasse liegende Block etwas niedriger an. Seine fünfachsige Front wird durch die versetzten Fenster der zentralen Stiegenhausachse in zwei symmetrische Hälften geteilt. Die Hofseiten sind großzügig mit Balkonen ausgestattet - vor allem die vertieft in die Ecke eingesetzten Balkone stechen hier besonders hervor.

Der Name

Die Gratian-Marx-Straße wurde 1905 nach dem Piaristenpriester Gratian Marx (1721-1808) benannt. Marx war Pfarrer an der Kirche Maria Treu in Wien 8 sowie Domprobst zu Leoben. Außerdem gilt er als Reformator des Mittelschullehrplans.

Architekten

Erich Lamprecht - Erich Lamprecht (1924-1963) studierte von 1941 bis 1947 und 1948/49 bei Oswald Haerdtl an der Hochschule für angewandte Kunst. Für die Gemeinde Wien plante er in Arbeitsgemeinschaften die Wohnhausanlagen Deutschordenstraße 7-25 und 27-35 in Wien 14 (1953-1955). Das Wohnhaus Gratian-Marx-Straße 12-14 in Wien 11 (1953/54) entwarf Erich Lamprecht als eigenständige Arbeit.